Feuchte Überraschung im Tiefspeicher der Stadt Feldkirch

In den unterirdischen und besonders gesicherten Archivräumen der Stadt wurde ein Wasserschaden entdeckt. Betroffen sind hauptsächlich Bücher. Was die Stadt dazu sagt – und das Immobilienunternehmen, das über dem Archiv gerade ein Wohn- und Geschäftshaus baut.
Rund 15 Meter unter der Erde, in einem gesicherten Depot in der Wichnergasse, lagert ein wesentlicher Teil des kulturellen und historischen Gedächtnisses der Stadt Feldkirch. Genau dort wurde vergangene Woche in einem Teilbereich ein Wasserschaden entdeckt. Betroffen seien vor allem Bücher, heißt es. Wie groß der Schaden tatsächlich ist und woher das eindringende Wasser stammt, bleibt vorerst offen.
Die Schäden wurden am Dienstag vor einer Woche im Zuge einer technischen Überprüfung festgestellt. Das bestätigte Andrea Bachmann, Leiterin der Kommunikationsabteilung der Stadt. Betroffen ist ein rund 30 Quadratmeter großer, besonders gesicherter Raum, der vor allem von der Stadtbibliothek genutzt wird.
Neben den Beständen der Stadtbibliothek sind in dem seit 1994 bestehenden Tiefspeicher auch Teile des Stadtarchivs untergebracht, darunter Urkunden und Akten, die teils bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen und zu den ältesten überlieferten Dokumenten der Stadt gehören. Darüber hinaus lagert das Wirtschaftsarchiv Vorarlberg einen Teil seines umfangreichen Archivguts im Tiefspeicher.

Suche nach Tiefkühltruhen.
Unmittelbar nach Bekanntwerden des Schadens lief intern ein Aufruf an Mitarbeitende, dringend Tiefkühltruhen bereitzustellen. Bachmann erklärt dazu: „Die Maßnahme wurde nach Rücksprache mit Expertinnen und Experten eingeleitet. Die Tiefkühltruhen werden gebraucht, um nasse Bücher einzufrieren. So können Verfärbungen und Verklebungen sowie Schimmelbildung vermieden werden.“
Laut Bachmann sei es gelungen, genügend Tiefkühltruhen aufzutreiben.Die betroffenen Archivalien wurden an einen nicht genannten Ort gebracht. Informationen über die Zwischenlagerung gibt die Stadt aus Sicherheitsgründen nicht bekannt.
Auf Nachfrage stellte die Stadt klar, dass es sich bei den betroffenen Objekten um Bestände der Stadtbibliothek handelt. Ob unter den beschädigten Objekten auch Bücher der Humanistenbibliothek sind, ließ Bachmann offen. Die Sammlung war nach ihrer Präsentation im Palais Liechtenstein nicht dauerhaft dort verblieben.
Maria Simma, Leiterin der Abteilung Kunst und Kultur im Amt der Stadt Feldkirch, spricht von raschen und umfassenden Maßnahmen: „Wir haben unverzüglich alle erforderlichen Schritte in die Wege geleitet, um die Ursache des Vorfalls zu ermitteln, den Schaden so gering wie möglich zu halten und das städtische Eigentum zu schützen.“

Genau Ursache noch unklar
Über einem Teil des Tiefspeichers wird derzeit das Wohn- und Geschäftshaus Wichnergasse errichtet. Mit dem Bauprojekt der wohn.wert Immobilien GmbH, die zu 90 Prozent der ZM 3 Immobiliengesellschaft m.b.H gehört, wird eine jahrzehntelange städtebauliche Lücke auf dem Gelände des ehemaligen Saalbaukinos geschlossen.
Nach Angaben der Stadt ist direkt unter dieser Baustelle Wasser in den Tiefspeicher eingedrungen. Ob ein Zusammenhang mit den Bauarbeiten besteht, ist allerdings noch unklar. „An der Aufarbeitung der Ursache des Wasserschadens wird gearbeitet. Offen ist, ob dieser in der Sphäre des Baubestandes oder im Zuge der Baustelle verursacht wurde“, sagt Bachmann auf Anfrage.
Sigmar Mathis, Geschäftsführer der wohn.wert Immobilien GmbH, sagt auf Anfrage, er könne sich „nicht vorstellen, dass die Bauarbeiten tatsächlich für den Wassereintritt im Tiefspeicher ursächlich sind“. Gleichzeitig betont er jedoch, den Sachverständigen nicht vorgreifen zu wollen.
Laut Stadtsprecherin Bachmann wurden sowohl für das betroffene Archivgut als auch für die bauliche Struktur Gutachter beigezogen. Diese sollen unter anderem klären, wie viele Objekte beschädigt wurden und welche Maßnahmen zur Sanierung nötig sind. Auf Anfrage teilte Bachmann zudem mit, dass es in der Vergangenheit keine vergleichbaren Vorfälle gegeben habe.