Deutschland bleibt ein stiller Freund der Ukraine

Der ukrainische Präsident Selenskyj erhielt in Aachen den Karlspreis.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zum ersten Mal seit Kriegsbeginn Deutschland besucht. Das lag weniger an politischen Gesprächen, unter anderem mit Kanzler Olaf Scholz. Er erhielt den Karlspreis der Stadt Aachen. Er reiht sich ein in die Liste großer Europäer wie Robert Schuman, Valerie Giscard d’Estaing sowie Francois Mitterrand und Helmut Kohl.
Die Lage freilich ist eine andere. Der Karlspreis wurde bislang für die Schaffung des Friedensprojekts Europa verliehen. Selenskyj und das ukrainische Volk erhalten die Auszeichnung ausdrücklich für die Verteidigung der europäischen Werte im Krieg gegen Russland.
Nordstream als Bürde
Deutschland spielt in diesem Krieg eine eigene Rolle. Die deutsche Gasabhängigkeit von Russland sowie der Bau der Nordstream-Pipelines haben die Position der Ukraine gegenüber ausdrücklich geschwächt.
Deutschland mochte dies weder unter den Kanzlern Schröder noch Merkel erkennen. Unter Kanzler Olaf Scholz mochte es die Konsequenzen aus diesen Fehlern nicht zeitenwendeschnell genug ziehen.
Deutschland recht isoliert
Deutschland steht in Europa plötzlich recht isoliert da. Nicht nur politisch. Der letzte Platz beim Eurovision Song Contest mag nicht nur etwas über musikalische Qualitäten sagen, sondern auch ein Gradmesser sein für deutsche Popularitätswerte.
Deutschland versteht sich gern als Handelsmacht. Jeder Handel beruht auf Freiheit. Die muss verteidigt werden. Die Auszeichnung für Selenskyj hat Berlin daran erinnert. Ein Preis als echte Mahnung. Selten in dieser Kategorie.