Kommentar

Bauskandal: Wie man Menschen verdirbt

17.08.2023 • 17:25 Uhr
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Korruption verdirbt zunächst den Charakter, dann den Ruf und schließlich das Leben.

Korruption kommt, ich glaube ich habe es schon mal erwähnt, vom lateinischen Wort „corrumpere“, was verderben oder zerbrechen bedeutet. Viel weiter möchte ich mich diesbezüglich nicht aus dem Fenster lehnen, weil mein ehemaliger Lateinlehrer die NEUE liest. Mit dem Lateinischen ist es aber ein bisschen wie mit der Korruption: Man muss nicht viel tun, um sich damit den Alltag zu erleichtern.
Während sich aber die Laienlateiner höchstens darüber freuen, in romanischsprachigen Ländern die Speisekarten entziffern zu können, erleichtern die Korruptanten nicht nur ihr Leben, sondern auch andere um Geld. Sie lassen sich zu teuren Essen einladen und mit Wein oder Handys beschenken, um im Gegenzug Bauunternehmen mit Aufträgen zu bedenken. Klimapflege nennt man das, wenn man so tun möchte, als wäre es in Ordnung.

Andere lassen vielleicht ihr Privathaus großzügig von Bauunternehmen umgestalten, die gleichzeitig anderswo Krankenhäuser ausbauen. Manchmal geschieht das zum Freundschaftspreis, manchmal auch gratis. Die Rechnung zahlt die Gesellschaft.

Korruption verdirbt vieles: zunächst den Charakter, dann den Ruf und schließlich das Leben. Der korrupte Minister, für den beim Autobahnbau ein Swimmingpool abfällt, der bestechliche Wohnbaumitarbeiter, der gern teuer essen geht oder der ehemalige Spitalsmanager, der jetzt ein schönes Haus hat: Sie alle rechnen leider nicht damit, dass die Handwerker, die Kunden, die Opfer über das Erlebte sprechen. Wieso auch? Es war doch nur eine Kleinigkeit, ein Gefallen … Man verdirbt sich auch den Verstand mit der Korruption.

Ich erinnere mich gut an einen Betrugsfall, den ich als Journalist im Gerichtssaal miterleben durfte. Der Angeklagte bekannte sich zwar schuldig, fand dann aber viele Ausreden, warum er welche Überweisungen getätigt hatte und wieso es ausgerechnet bei dieser einen Lieferung, die er einem Vorarlberger Unternehmen abgeknöpft hatte, Probleme gegeben hatte. Am Ende mahnte ihn der Richter, er müsse die Tat auch tatsächlich gestehen, damit er das Geständnis als Milderungsgrund werten könne.

In der Verhandlung wurde auch der für die Lagerverwaltung zuständige Mitarbeiter der geschädigten Firma vernommen. Der Mann gab arglos zu, vom Angeklagten eine Provision bekommen zu haben, um die Lieferung freizugeben, und lieferte sich so selbst ans Messer. Vermutlich hätte der Disponent nie von sich aus nach Geld gefragt, aber Gelegenheit schafft nicht nur Diebe, sondern leider auch Untreue. Es ist die Gier, die hier Täter wie Opfer macht. Nur einmal dran glauben, nur einmal nicht nachdenken. So verlieren auch Menschen im Internet viel Geld.

Korruption arbeitet oft schmierig und unbemerkt. Sie will es einem leicht machen. Man kann sie willkommen heißen, aber auch gern ignorieren und schönreden. Oft wird sie vererbt. Man kommt in ein Unternehmen und dort läuft es halt so, vielleicht auch in der ganzen Branche. Man will ja nicht dümmer sein als die anderen. Und Überhaupt: Gegen das was sonst so läuft, ist das eigene Verhalten ja nichts. Am Ende solcher Lügen stehen diese Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz, oft ungläubig wie es so weit kommen und wie ihr Leben so verderben konnte.