Gretas großer Bärendienst

Ein Kommentar zu Greta Thunbergs Auftritt auf der Anti-Israel-Demonstration am Rande des ESC.
Greta Thunberg hat ihren Mitstreitern im Kampf für mehr Klimaschutz einen Bärendienst erwiesen. Vorweg: Politische Äußerungen sind im Sinne der Meinungsfreiheit jedenfalls zu tolerieren, sofern sie auf dem Boden der Verfassung stehen.
In der Greta-Nahost-Causa sind in Wahrheit zwei Themen verstrickt. Einmal muss bewertet werden, ob Thunbergs Äußerungen die Grenze zum Antisemitismus überschreiten. Bei dieser Einordnung sei den Experten der Vortritt überlassen.
Doch was machen Gretas Statements mit Fridays for Future (FFF), wenn sie sich nicht um das Klima drehen? Ihre Person ist für viele Außenstehende untrennbar mit der Bewegung, die sie einst begründete, verbunden. Äußert sie sich kontrovers, so kommen andere FFF-Aktivisten in die Bredouille: Entweder äußern sie sich nicht und riskieren, schweigend dem Gesagten zuzustimmen, oder sie positionieren sich und mischen selbst in der Thematik mit.
Noch komplexer wird es, wenn man bedenkt, wie groß FFF ist. Dass alle Landesorganisationen und Aktivisten weltweit auch außerhalb des Klimaschutzes dieselben politischen Ansichten vertreten, ist ausgeschlossen. Solche Überlegungen sollte Greta Thunberg anstellen, bevor sie öffentlich von Besetzungen und Genoziden in einem Krieg spricht.