Mobilität

E-Autos: Deutlicher Rückgang bei Neuzulassungen

16.12.2024 • 16:54 Uhr
E-Autos: Deutlicher Rückgang bei Neuzulassungen
Auch der Gesamtanteil von E-Autos am Fahrzeugmarkt ist rückläufig. Symbolbild/Hartinger

Eine Auswertung der Statistik Austria zeigt: Bei reinen Stromfahrzeugen gehen die Neuzulassungen deutlich zurück. Vorarlbergs Autohändler haben unterschiedliche Erklärungen dafür.

Rein elektrisch betriebene Personenkraftwagen sind derzeit beim Vergleich der Neuzulassungen in Vorarlberg auf der Verliererstraße. Das geht aus der Pkw-Neuzulassungsstatistik der Statistik Austria hervor, welche auf Anfrage die Vergleichszahlen für Vorarlberg zur Verfügung stellte. Dabei zeigt sich: Die Stromfahrzeuge sind in der Aufstellung nach Kraftstoffart die einzige Kategorie, die im heurigen Jahr gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 bislang einen Rückgang hinnehmen musste, wobei dieser deutlich ausfiel.

Neuzulassungen steigen zweistellig

So wurden in den ersten elf Monaten 2024 im Ländle insgesamt 11.262 Pkw neu zugelassen, ein Plus von 15,4 Prozent gegenüber den Vergleichsmonaten 2023. Dabei zeigt sich, dass die Anzahl der Benziner um 31,8 Prozent auf 4.194 Fahrzeuge stieg. Auf Platz zwei mit plus 25,4 Prozent (3.038 Fahrzeuge) kommen bereits Hybrid-Fahrzeuge (Benzin/Elektro, Diesel/Elektro). Auch bei den Diesel-Fahrzeugen gab es mit plus 17,9 Prozent auf 2.257 Fahrzeuge ein ordentliches Plus. Bei den Elektroautos ging die Anzahl der Neuzulassungen unterdessen auf 1.773 Fahrzeuge zurück, ein Minus von über 20 Prozent. Die österreichweiten Zahlen zeigen die gleiche Entwicklung.

E-Anteil unter den Neuzulassungen sinkt auf 15,7 Prozent

Dadurch haben sich auch die Anteile der neu zugelassenen Pkw in Bezug auf die Kraftstoffart verschoben. So erhöhte sich der Anteil der Benziner von 32,5 Prozent auf 37,2 Prozent, jener der Hybrid-Fahrzeuge von 24,8 Prozent auf fast 27 Prozent und jener der Diesel-Fahrzeuge von 19,6 Prozent auf 20 Prozent. Beim Anteil der E-Autos gab es hingegen einen Rückgang von 22,9 Prozent auf 15,7 Prozent.

Drei Viertel neu zugelassener E-Autos entfallen auf Firmen

Zudem zeigt die österreichweite Statistik, dass nach wie vor mehr als drei Viertel aller neu zugelassenen Elektroautos auf juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften entfallen. Das ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf die steuerlichen Vorteile zurückzuführen. 

E-Autos: Deutlicher Rückgang bei Neuzulassungen
Rudi Lins sieht nur einen temporären Effekt. Hartinger

Drei Vorarlberger Autohändler bestätigten den Trend, sehen mitunter jedoch unterschiedliche Ursachen und haben andere Zukunftsprognosen. So meinte Rudi Lins, Obmann der Fachgruppe Fahrzeughandel, dass er hier an einen temporären Effekt glaube. “Mittelfristig sind Elektrofahrzeuge die einzige Möglichkeit, um im Straßenverkehr die CO₂-Ziele zu erreichen. Das ändert sich nur dann, wenn diese Ziele politisch neu beschlossen werden.” Man müsse bei den rückläufigen Zahlen auch berücksichtigen, dass viele Firmen in der Vergangenheit E-Fahrzeuge gekauft hätten und noch nicht im Wechselrhythmus seien.

Massive Verunsicherung der Privaten

“Privatkunden sind unterdessen massiv verunsichert. Da gibt es diese Strompreisschwankungen, die jede Planungssicherheit genommen haben”, sagte Lins. So sei es nicht mehr sicher, dass ein E-Auto immer und überall günstiger fahre als ein Benzin- oder Dieselfahrzeug. Zudem hätten die Einstiegsmodelle gefehlt, die mit Preisen zwischen 20.000 und 25.000 Euro zum Kauf animiert hätten. “Da gibt es jetzt Bewegung.” Zudem gebe es sehr unterschiedliche politische Signale, was die Zukunft von Verbrennungsmotoren betreffe. Und schließlich, so Lins, sei die Politik das Thema Elektroautos und Verbrenner falsch angegangen, wodurch zu viele emotionale Debatten entstanden seien.

Auto Gerster pragmatisch: “Kundschaft hat immer recht”

Geschäftsführer Philipp Gerster vom gleichnamigen Autohaus in Dornbirn sagte, dass die E-Auto-Käufe durch Private “drastisch gesunken” seien, obwohl die Fahrzeuge eigentlich immer besser werden. “Im Vergleich zu Verbrennern oder Hybrid-Fahrzeugen sind sie fast zu vernachlässigen.” Die Hybriden würden unterdessen deutlich anziehen. Gerster sieht die Angelegenheit jedoch pragmatisch: “Am Ende des Tages haben die Kundinnen und Kunden immer recht. Sie dürfen sich so entscheiden, wie sie es für richtig halten. Und das E-Auto ist derzeit aufgrund vieler Unsicherheiten nicht gefragt.” Man könne den Menschen nicht immer alles vorschreiben. Auto Gerster habe jedenfalls je nach Fahrzeugmarke für jeden Kundenwunsch etwas im Sortiment.

Renato Walter: “E-Autos werden kein Massenmarkt”

Renato Walter, Geschäftsführer des Familienunternehmens Autohaus Walter in Lochau, ist hingegen der Ansicht, dass der Anstieg von Hybrid-Fahrzeugen weiter anhalten werde. “Elektroautos werden kein millionenschwerer Massenmarkt, weil in absehbarer Zukunft weder die notwendige Infrastruktur noch der dafür benötigte – ökologisch erzeugte – Strom zu jeder Jahreszeit zur Verfügung stehen werden.” Sein Unternehmen verkaufe bereits jetzt im Pkw-Bereich zu 95 Prozent nur Hybrid-Neufahrzeuge. Toyota setze seit 1997 auf diese gemischte Antriebsform und biete im Bereich von Neufahrzeugen bis auf ganz wenige Ausnahmen sowieso nur noch Hybrid-Fahrzeuge an.

wpa/red.