Gewerbe und Handwerk erholen sich – aber zu langsam

HEUTE • 12:57 Uhr
Gewerbe und Handwerk erholen sich - aber zu langsam

Die Geschäftsentwicklung in Österreichs Gewerbe und Handwerk hat sich im ersten Halbjahr 2025 leicht verbessert, bleibt aber im Minus. Laut KMU Forschung Austria sanken Auftragseingänge und Umsätze nominell um 1,6 Prozent – nach minus 3,8 Prozent im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Preisbereinigt ergibt sich ein reales Minus von 3,9 Prozent. Damit schwächt sich der Rückgang weiter ab.

“Die Richtung passt, das stimmt uns zuversichtlich”, sagte der Obmann der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Manfred Denk, am Freitag in einem Pressegespräch in Wien. Mit dem Tempo ist er allerdings nicht zu zufrieden: “Die Erholung zieht sich wie ein Strudelteig.” Für nachhaltiges Wachstum brauche es “echte Entlastung von Kosten und überbordender Bürokratie”. Hoffnung setzt Denk auf das erwartete Anziehen der Bauleistung 2026 und auf Planungssicherheit bei den Förderungen.

Stimmungsbild nicht mehr ganz so schlecht

Auch im dritten Quartal zeigt sich laut KMU Forschung Austria ein leicht verbessertes Stimmungsbild: 22 Prozent der Betriebe meldeten eine gute Geschäftslage, 25 Prozent eine schlechte, berichtete Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria. Der Saldo bleibt mit minus drei Prozentpunkten zwar negativ, liegt aber höher als zu Jahresbeginn. Die Auftragsbestände der investitionsgüternahen Branchen lagen zuletzt nahezu auf Vorjahresniveau (-0,4 Prozent). Zuwächse gab es im Baugewerbe (+7,2 Prozent), Bauhilfsgewerbe (+10,2 Prozent) und bei Gärtnern und Floristen (+13,5 Prozent) – alles Branchen, die zuvor starke Rückgänge hatten. Einbußen verzeichneten heuer im dritten Quartal die Metalltechniker (-10,1 Prozent), der Holzbau (-9,5 Prozent) sowie die Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker (-9,2 Prozent).

In den konsumnahen Branchen blieb die Lage weitgehend stabil. 14 Prozent der Betriebe meldeten Umsatzsteigerungen, 23 Prozent Rückgänge (Saldo -9 Prozentpunkte). Am besten schnitten Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure (-1 Prozentpunkt), Friseure (-3) und das Lebensmittelgewerbe (-3) ab. Besonders schwach lief es bei Berufsfotografen (-30 Prozentpunkte Negativsaldo), Mechatronikern (-23) und Personaldienstleistern (-21 Prozentpunkte). Für das vierte Quartal 2025 erwarten die Unternehmen per Saldo weiterhin Rückgänge (-9 Prozentpunkte), allerdings mit leicht positiver Tendenz gegenüber den Vorquartalen. “Die Talsohle ist durchschritten, das Umfeld bleibt jedoch herausfordernd”, sagte Enichlmair.

“Produktiv arbeiten statt Listen schreiben”

Sparten-Geschäftsführer Reinhard Kainz sieht vor allem die Bürokratie als Hemmschuh für die Entwicklung der Klein- und Mittelbetriebe, sie müssten “Listen schreiben, statt produktiv zu arbeiten”. So sei etwa die EU-Entwaldungsverordnung “ein wahres Bürokratiemonster”. Die geplante Verschiebung sei absolut notwendig, so Kainz. Er fordert aber überdies “die Einstufung Österreichs als Land ohne Entwaldungsrisiko. Österreich hat kein Entwaldungsproblem, sondern im Gegenteil ein Bewaldungsproblem.” Darum sollten alle in Österreich produzierten Waren, die der EU-Entwaldungsverordnung unterliegen, zur Vereinfachung einen einheitlichen Code bekommen, wünscht sich Kainz.

Außerdem sollte man in der Beweisführung zum Point-of-entry-System zurückkehren. “Die Beweisführung zur Bewaldungsfreiheit soll beim Erst-Inverkehrsetzer liegen, alle nachgelagerten Stufen müssen sich auf die erfolgte Eintrittsprüfung verlassen können.