Zwischen Höhenflug und Sparkurs – wie sich Europas Airlines für die Zukunft aufstellen

Der europäische Luftverkehr hebt wieder ab: Die Passagierzahlen steigen, der Markt wächst – doch bei der Lufthansa stehen Sparkurs und Stellenabbau auf dem Programm. Während der deutsche Konzern auf Digitalisierung und Effizienz setzt, zeigen Mitbewerber wie Air France-KLM, wie Transformation gelingen kann.
Eigentlich könnte im europäischen Luftverkehr alles zum Besten stehen. Die Pandemie ist längst Geschichte, der Flugverkehr erlebt eine kräftige Erholung. Die Nachfrage nach Flugreisen bleibt hoch. Allein von 2024 auf 2025 stieg sie um nochmals 9 Prozent. Besonders Destinationen in Südeuropa und auf dem Balkan erfreuen sich größter Beliebtheit und verzeichnen zum Teil höhere Passagierzahlen als vor Corona. Der Markt wird aktuell auf 58 Milliarden Euro geschätzt und soll bis 2029 auf 67 Milliarden anwachsen. Doch trotz dieser positiven Entwicklung plant die Lufthansa bis 2030 den Abbau von rund 4000 Stellen – vor allem in der Verwaltung. Die Gründe dafür sind vielschichtig und strategisch begründet.
Das deutsche Traditionsunternehmen, das 1954 aus der Asche der im Zweiten Weltkrieg untergegangenen „alten Lufthansa“ neu gegründet wurde, leidet keineswegs unter finanziellen Problemen. Zwar steht der Konzern im Vergleich zu seinen Konkurrenten wie Air France-KLM oder IAG (British Airways) wirtschaftlich weniger gut da, dennoch wird für das laufende Jahr ein deutlich höherer operativer Gewinn (Vorjahr: 1,6 Milliarden Euro) erwartet. Die Lufthansa setzt nun voll auf Automatisierung, Digitalisierung, Zentralisierung und den verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), um die Effizienz zu steigern. Ziel ist eine operative Gewinnmarge von rund zehn Prozent – deutlich mehr als die zuletzt erzielten 4,4 Prozent. Die engere Verzahnung der Airlines innerhalb der Lufthansa Group (etwa Swiss oder Austrian) sowie die Verschlankung der Konzernstruktur sollen helfen, die hohen Personalkosten zu senken. Gleichzeitig erfordert die Modernisierung der Flotte hohe Investitionen, die langfristig die Betriebskosten reduzieren sollen.
Während die Lufthansa noch an ihrer Transformation arbeitet, hat Air France-KLM viele dieser Schritte bereits umgesetzt. Der Vorsprung der Franzosen beruht vor allem auf diversifizierten Einnahmequellen: Cargo & Logistik, Wartung & Technik sowie strategische Partnerschaften mit Delta Air Lines, China Eastern und Kenya Airways sorgen für stabile Erträge. Die Drehkreuze Paris (CDG) und Amsterdam (Schiphol) bieten globale Reichweite und eine starke Marktposition in Afrika, Asien und Nordamerika. Flottenmodernisierung und Kostenkontrolle sind längst integraler Bestandteil der Konzernpolitik.
Die Lufthansa hingegen kämpft weiterhin mit den Folgen der Pandemiehilfen, die zu einer höheren Verschuldung geführt haben. Und aktuell droht auch noch ein umfassender Pilotenstreik, der die angestrebte Stabilität gefährden könnte.
