Schadstoffaustritt im Pongau: Erneut Sperren notwendig
Nach dem Gefahrgutaustritt im Salzburger Pongau am Mittwochabend ist am Donnerstagvormittag aus dem betroffenen Eisenbahnwaggon erneut Methylacrylat entwichen – ein leicht entzündlicher und stark reizender Stoff. Die Pinzgauer Straße (B311) wurde zwischen Schwarzach und Lend in beide Richtungen gesperrt und der Zugverkehr eingestellt. Am frühen Nachmittag gelang es Spezialisten, die Situation so weit zu entschärfen, dass die Straße wieder freigegeben werden konnte.
“Der Waggon ist gestern nach dem Einsatz in einen sicheren Bereich geschleppt worden und wurde dort ständig überwacht”, sagte Stefan Hafner, Sprecher des betroffenen Pongauer Feuerwehrabschnitts, zur APA. “Zwischen den Bahnhöfen Schwarzach und Lend ist ein Gleis wegen Bauarbeiten gerade nicht in Betrieb, dort gibt es in weitem Umfeld auch keine Anrainer.” Kurz vor Mittag hätten die Messgeräte am Abstellort dann erneut angeschlagen, weil eine erhöhte Konzentration des Stoffes gemessen wurde. “Außerdem hat sich der typisch beißende Geruch der Chemikalie bemerkbar gemacht.”
Ein bereits in der Nacht vom Hersteller des Methylacrylats aus Ludwigshafen angefordertes TUIS-Team, die Abkürzung steht für Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem, traf am Mittwoch im Pongau ein. Die Spezialisten aus Kreisen der BASF-Werkfeuerwehr hätten dann am frühen Nachmittag einen ersten Reparaturversuch unternommen. “Das ist ein Einheit, die das Verschlusssystem und die Chemikalie genau kennt.” Die Truppe öffnete den Deckel, dichtete die Öffnung provisorisch ab und baute den Verschluss neu zusammen.
Zwei Messung wenig später hätten aber weiterhin leicht erhöhte Werte gezeigt. “Darum wurden noch alle Schrauben an einem Flanschventil nachgezogen”, berichtete Hafner. Die gemessenen Mengen seien aber so gering gewesen, dass die B311 wieder für den Verkehr freigeben werden konnte. Auch ein Reparaturtrupp des Herstellers des Kesselwaggons soll am Nachmittag noch im Pongau eintreffen. Laut Hafner muss für die endgültige Reparatur die B311 möglicherweise erneut gesperrt werden. “Der Einsatz wird voraussichtlich noch mehrere Stunden andauern.” Vorläufig gesperrt bleibt die Zugstrecke.
Beim ersten Einsatz hatten am Mittwoch gegen 19.20 Uhr Personen nach der Durchfahrt eines Güterzuges im Bahnhof Bischofshofen einen stark reizenden Geruch und unmittelbare Beeinträchtigung der Atemwege festgestellt. Der Zug wurde in der Folge im Bahnhof St. Johann im Pongau angehalten. Ein Gefahrenbereich wurde eingerichtet. Die Maßnahme führte zu Sperren der angrenzenden Straßen sowie der Bahnstrecke. Beschädigungen am Waggon seien aber nicht festgestellt worden, informierte die Feuerwehr. Der Bahnverkehr war stundenlang unterbrochen.
Sechs Personen wurden mit Reizungen der Augen und Atemwege im Krankenhaus Schwarzach behandelt, mussten aber nicht stationär aufgenommen werden. Auch ein Kino und ein Restaurant waren wegen der unklaren Gefährdungslage evakuiert worden. Der Großeinsatz wurde um Mitternacht beendet. Sowohl am Mittwochabend wie auch am Donnerstag befanden sich jeweils mehr als 110 Feuerwehrleute im Einsatz.