Großprozess um Betrug mit Hanfpflanzen startet in Klagenfurt

Ein Betrugsprozess rund um ein vermeintliches Investmentangebot mit Hanfpflanzen startet am kommenden Mittwoch am Landesgericht Klagenfurt. In der Causa My First Plant (MFP) wird zwei Personen gewerbsmäßig schwerer Betrug vorgeworfen: Sie sollen rund 5.600 Opfer dazu gebracht haben, Geld in legalen Cannabis-Anbau zu investieren und dann von der Ernte zu profitieren – die Pflanzen gab es aber oft gar nicht. Der Schaden beträgt 11,9 Mio. Euro, teilte das Gericht am Freitag mit.
Die beiden Angeklagten sollen von Dezember 2021 bis Juni 2022 aktiv gewesen sein. Laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hatten sie gegenüber den Anlegern angegeben, dass aus den Erzeugnissen der Pflanzen legale Cannabisprodukte hergestellt werden. Über den Verkauf dieser Produkte könne man dann das große Geld machen: Renditen von 30 bis 40 Prozent jährlich wurden versprochen. Tatsächlich sei jedoch “mit den Investments der Anleger das teils aufwändige Vertriebssystem sowie der eigene Lebensstil der Angeklagten finanziert” worden, so die Staatsanwaltschaft.
Ein “Ponzi-System”
Die Anlagemöglichkeit wurde mit einer professionellen Website, umfangreichen Social Media-Kampagnen und Veranstaltungen beworben. Die Kunden sollten bereits ein halbes Jahr nach Unternehmensgründung erste Gewinne ausgezahlt bekommen, hieß es. Und tatsächlich wurden anfangs auch Gelder an die Investoren ausbezahlt. Allerdings: Diese stammten nicht aus den Ernteerträgen der Hanfpflanzen, sondern aus jenen Beträgen, die neue Anleger einzahlten. Eine Masche, die als “Ponzi-System” bekannt geworden ist.
In Wirklichkeit sei nur ein Teil der Hanfpflanzen auch angepflanzt worden – diese Pflanzen waren teils verdorben. Auch schaffte es MFP nicht, Verträge mit Großabnehmern abzuschließen. “Die My First Plant GmbH arbeitete damit zu keinem Zeitpunkt ertragreich, sodass letztlich immerzu Neueinzahlungen von Investoren für Ausschüttungen herangezogen worden sein sollen”, hieß es dazu von der WKStA.
Mehrere Prozesstage
Als sich ein Scheitern bereits abzeichnete, habe man das vor den Anlegern nicht nur geheimgehalten: Die Ernteerträge wurden in den persönlichen Kundenaccounts auch noch falsch dargestellt, außerdem in Newslettern faktenwidrig diverse Erfolge vorgespiegelt. Zum Beispiel wurde hier über den vermeintlich erfolgreichen Betrieb einer Halle in der Schweiz berichtet.
Für den Prozess waren mehrere Verhandlungstage anberaumt, wann es ein Urteil geben könnte, war vorerst unklar. Den Angeklagten droht eine Freiheitsstrafe im Ausmaß von einem bis zehn Jahren. Teilweise gab es übrigens auch personelle Überschneidungen zwischen “My First Plant” und der Krypto-Firma EXW, die 40.000 Anleger um mindestens 20 Mio. Euro gebracht haben soll.