Kritik an Konzert mit Dirigenten Gergijew in Italien
Julia Nawalnaja, Witwe des im Jahr 2024 verstorbenen russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny, hat Italien aufgefordert, ein Konzert des russischen Stardirigenten Waleri Gergijew abzusagen. Dieser steht seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Westen in der Kritik und gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Gergijew soll am 27. Juli beim Festival im Schloss von Caserta bei Neapel auftreten.
Der 72-jährige Gergijew soll ein lokales Philharmonieorchester und Solisten des von ihm geleiteten Mariinski-Theaters in Sankt Petersburg dirigieren. In einem Gastbeitrag für die italienische Zeitung “La Repubblica” (Dienstagsausgabe) nannte Nawalnaja Gergijew einen “Komplizen Putins” und “kulturellen Botschafter des Kremls”. Drei Jahre nach Beginn des Krieges in der Ukraine sei es “unfassbar”, dass Italien ihm eine Bühne biete. Sie verwies auch auf den plötzlichen Tod ihres Mannes 2024 in einem Straflager in der russischen Arktis.
Gergijew selbst äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen
Bereits 2022 hatten Institutionen wie die Mailänder Scala, die Münchner Philharmoniker und die Carnegie Hall in New York alle Verbindungen zu Gergijew wegen seiner Nähe zum Kreml abgebrochen. Vincenzo De Luca, Präsident der Region Kampanien, zu der Neapel und Caserta gehören, verteidigte die Einladung Gergijews mit dem Argument, man wolle “Kommunikationskanäle auch mit Andersdenkenden offen halten”. Aus demselben Grund sei auch der israelische Dirigent Daniel Oren eingeladen worden. “Wir verlangen von Künstlern nicht, die politischen Entscheidungen ihrer Regierungen zu verantworten”, so De Luca laut Medienangaben.
Die rechtsgerichtete Regierung Italiens unter Giorgia Meloni unterstützt die Ukraine und die westlichen Sanktionen gegen Russland. Die Nawalny-Stiftung zur Korruptionsbekämpfung hatte letzte Woche einen offiziellen Antrag an das italienische Innenministerium gestellt, Gergijew die Einreise zu verweigern, und zudem an das Kulturministerium sowie an die Leitung des Schlosses von Caserta appelliert, das Konzert abzusagen. Gergijew wurde 2023 zum Direktor des Bolschoi-Theaters in Moskau ernannt – nachdem er von den meisten westlichen Konzertbühnen ausgeschlossen worden war.