Oberbank-Chef: Regierung bringt nichts zustande

HEUTE • 17:44 Uhr

Die Auftragslage und die Stimmung der Unternehmen in Österreich und Deutschland sei überraschend gut, meint Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger und verweist auf eine Umfrage unter den eigenen Firmenkunden. Trotzdem sei die Enttäuschung über die Regierenden groß. Auch Gasselsberger selbst ist mit der Arbeit der Bundesregierung unzufrieden. “Die Regierung tut eigentlich nichts und bringt nichts zustande”, brachte er es bei der Gewinn-Messe auf den Punkt.

“Wenn man sich die Auftragsbücher der Unternehmen anschaut, wenn man sich die Umsatzerwartungen anschaut, wenn man sich die Gewinnerwartungen anschaut, dann ist das doch besser als vor einem halben Jahr, als vor einem Jahr”, sagte der Oberbank-Chef.

“Arbeitslosigkeit wird weiter steigen”

“Diese Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht, sie haben das Eigenkapital gestärkt. Natürlich wird die Arbeitslosigkeit weiter steigen. Vor allem die minderqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden zunehmend ihre Jobs verlieren, das ist einfach so.” Aber die Unternehmen müssten ihre Kostenstrukturen anpassen, “denn sie leiden immer noch an den KV-Erhöhungen der letzten beiden Jahre – 17 Prozent kann man ja nicht einfach wegdiskutieren.”

Der Staat habe die Lohnführerschaft übernommen und zuerst die bedient, die vom Wohlstand leben und achte zu wenig auf die, die Wohlstand schaffen. “50.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Industrie und im Mittelstand verloren gegangen, und zeitgleich sind 50.000 Mitarbeiter in der Verwaltung und bei den Beamten aufgebaut worden”, kritisierte Gasselsberger.

“Es fehlt nicht an Empfehlungen an die Regierung”

Österreich könnte viel tun, um das Wachstum zu unterstützen – “es fehlt ja nicht an Empfehlungen, Bitten und Wünschen an die Bundesregierung.” Dazu würde etwa die Senkung der Lohnnebenkosten gehören. “Ich glaube, es fällt der Regierung wahnsinnig schwer, die Förderprogramme, die 50 Mrd. Euro betragen, einfach einmal zu durchforsten.” Auch eine Verwaltungsreform und Pensionsthema könnte man angehen, “wobei es mir zu billig und zu einfach ist, einfach das Pensionsantrittsalter entsprechend zu erhöhen.”

Es mache sich so etwas wie Resignation breit, “denn die Regierung hätte alle Chancen gehabt bei Antritt, aber sie tut eigentlich nichts und bringt nichts zustande.” Trotzdem werde es wieder Wirtschaftswachstum geben, die Wirkung der Zinssenkungen des letzten Jahres werde unterschätzt. “Man ist zu ungeduldig. Es dauert ein bisschen. Wir sehen es ja jetzt schon bei den Wohnbaukrediten: Zuwachsraten in der Neuvergabe von 80 Prozent, wer hätte sich das noch vor einem halben Jahr vorstellen können?”

Expansion in Deutschland und Osteuropa

Expandieren will die Oberbank vor allem in Deutschland, “dort werden wir uns die Erträge der Zukunft holen”. Aber auch in Osteuropa wollen die Oberösterreicher wachsen. “Für uns sind Ungarn und Tschechien unglaublich wichtig. Dort gibt es ein stärkeres Wirtschaftswachstum, einen stärkeren privaten Konsum, dort gibt es ein geringeres Kreditrisiko als in Österreich und in Deutschland und bessere Margen. Diese Märkte sind für uns sehr attraktiv und die werden wir weiterhin sehr intensiv bearbeiten.”