Unimarkt sperrt zu, Mitbewerber an Standorten interessiert

Der Lebensmittelhändler Unimarkt mit Sitz in Traun will alle seine gut 90 Standorte – Franchise und eigene – verkaufen und sich – nach dem 50-Jahr-Jubiläum heuer – vom Markt zurückziehen. 620 Beschäftigte sind beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet worden. Spar, Rewe, Lidl und Hofer signalisierten bereits Interesse an Standorten. Eine Entscheidung soll bis Jahresende fallen. Großhandel und Logistik der UNIGruppe seien nicht betroffen, sagte Geschäftsführer Andreas Hämmerle.
Das angekündigte Aus für Unimarkt lässt die Marktkonzentration im heimischen Lebensmittelhandel künftig weiter steigen. Spar, Rewe (Billa, Penny, Adeg), Hofer und Lidl verfügten 2024 laut dem Marktforscher NielsenIQ über einen Marktanteil von 94 Prozent. Unimarkt ist vor allem in Oberösterreich und der Steiermark stark präsent und kommt laut Branchenbeobachtern österreichweit auf einen Marktanteil von etwas über 1 Prozent.
Mitbewerb an Standorten und Beschäftigten interessiert
“Spar hat Interesse an einzelnen Standorten von Unimarkt, natürlich nur in enger Abstimmung mit der Bundeswettbewerbsbehörde”, erklärte Österreichs größte Supermarktkette auf APA-Anfrage. Auch an Unimarkt-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern für bestehende Spar-Standorte sei man interessiert. Rewe Österreich bestätigt “grundsätzliches Interesse” an Unimarkt-Standorten und möchte sich auch um deren Mitarbeiter bemühen. Mögliche Standort-Übernahmen würden “nur im Einklang mit dem Kartellrecht stattfinden”.
Auch Lidl ist an Filialen des oberösterreichischen Lebensmittelhändlers interessiert. “Wir sind immer auf der Suche nach attraktiven Standorten und beschäftigen uns selbstverständlich auch mit diesem Thema”, hieß es von Lidl. Mehr könne man “zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen”. Hofer zeigt auch grundsätzliches Interesse. “Sollten sich für uns Möglichkeiten ergeben, unser Filialnetz im Interesse unserer Kundinnen und Kunden noch weiter zu verdichten, so werden wir solche Optionen jedenfalls prüfen”, erklärte der Diskonter. Man freue sich auch über Bewerbungen von Unimarkt-Mitarbeitern. Laut dem “Standard” (online) ist der deutsche Diskonter Norma auch an Unimarkt-Standorten interessiert. Der Händler betreibt bisher 23 Filialen in Österreich. Norma äußerte sich auf APA-Anfrage vorerst nicht zu dem Medienbericht.
Strategische Entscheidung von Unimarkt
Die Personalvertretung ist laut Unternehmensangaben eingebunden, Dienstagvormittag wurden die Unimarkt-Mitarbeitenden “in einem Town Hall Meeting” informiert. Als Grund für die “strategische Entscheidung” des Managements nannte der Geschäftsführer in einem Gespräch mit Medien das schwierige Marktumfeld. Vor eineinhalb Jahren habe man mit einem Transformations- und Restrukturierungsprozess begonnen, “doch wir können die makroökonomische Konstellation nicht verändern”. Bis Jahresende will man “die Entscheidung getroffen haben, welcher Händler welchen Standort bekommt”, das Interesse sei groß. Mit der Weitergabe an den Mitbewerb wolle man sicherstellen, dass die Jobs und die Versorgung in ländlichen Gebieten aufrecht bleiben.
Filialen geöffnet
Vorerst ändert sich nichts. Alle derzeit betriebenen Unimarktfilialen “bleiben geöffnet, die Regale sind voll. Wir freuen uns auf unsere Kunden”, sagte Unimarkt-Chef Hämmerle. Die Gehälter würden pünktlich gezahlt, “wir haben die Erfahrung, dass die Mitarbeiterinnen loyal zu uns stehen”, sah er keine Kündigungswelle kommen. “Wir machen weiter, aber wir treffen jetzt eine Entscheidung für die Zukunft.” Man halte 2 Prozent Marktanteil im Supermarktsegment, der Mitbewerb habe andere Instrumente zur Verfügung und die Kaufzurückhaltung der Menschen sei zu spüren gewesen.
Der “geordnete” Verkaufsprozess, “zu dem wir die Marktteilnehmer eingeladen haben” sei ungewöhnlich, weil er “frühzeitig, mit ruhiger Hand, transparent” ablaufe. Man habe den Rückhalt der Finanzierungspartner. Nach Abschluss des Verkaufsprozesses plant Unimarkt den Rückzug vom Markt – geplant und verantwortungsbewusst, hieß es.
Millionenverluste im Geschäftsjahr 2023/24
2025 feierte die 1975 gegründete Filialschiene ihren 50. Geburtstag. Im Geschäftsjahr 2024/25 (per 29. Februar) setzte die Unimarkt Handelsgesellschaft rund 287 Mio. Euro um. Im Geschäftsjahr 2023/24 wurde ein Jahresverlust von 16 Mio. Euro verzeichnet. Dies wurde mit Standortschließungen, hohen Einmalbelastungen und Wertberichtigungen erklärt. Die Eigenkapitalquote betrug nur 1,5 Prozent.
Alleineigentümer der UNIGruppe – Unimarkt Handelsgesellschaft, UNIGroßhandel und UNILogistik – mit derzeit 850 Beschäftigten ist seit einem Management-Buy-out 2021 der ehemals langjährige Unimarkt-Geschäftsführer Andreas Haider. Zuvor hatte die Gruppe zu 80 Prozent Georg Pfeiffer, Spross der oberösterreichischen Handelsdynastie – ehemals C + C Pfeiffer, Zielpunkt, PlusCity -, gehört. Die Zahl der Unimarkt-Filialen war bereits in den vergangenen Jahren gesunken, schon 2023 und 2024 waren von Umstrukturierungen geprägt: Die Onlineshops rentierten sich nicht und wurden wieder geschlossen. Die 2021 eingeführten 24-Stunden-Selbstbedienungs-UNIBoxen waren nach einem VfGH-Urteil bezüglich Öffnungszeiten ebenfalls Geschichte. Hybride Geschäftsmodelle wurden jedoch weiter verfolgt.
Gewerkschaft fordert Sozialplan
Die Gewerkschaft sprach von einem “herben Schlag für die Beschäftigten in einem ohnehin schwierigen Arbeitsmarkt” und forderte einen Sozialplan. Man werde noch diese Woche mit der Geschäftsführung in Gespräche eintreten, kündigten Wolfgang Gerstmayer, Geschäftsführer der GPA Oberösterreich, und GPA-Bundesvorsitzende Barbara Teiber an. Sie raten den Beschäftigten, nicht zu unterschreiben ohne es vorher von Betriebsrat oder GPA prüfen zu lassen. Es bestehe sonst die Gefahr, Ansprüche zu verlieren. Ziel sei “eine Weiterbeschäftigung ohne Verlust von dienstzeitabhängigen Ansprüchen”. An die Wettbewerbsbehörde appellieren Teiber und Gerstmayer, “eventuelle Prüfungen wettbewerbsrechtlicher Fragen bei der Übernahme durch andere Handelsketten möglichst schnell durchzuführen”.
Handelsverband gibt “Händler-Bashing” der Politik Mitschuld
Der Handelsverband erhebt schwere Vorwürfe gegen die Politik: “Die unsägliche Debatte um Billigstpreise, Shrinkflation und eine ‘Aktion scharf’ gegen den Handel ist für Unimarkt der Sargnagel”, schreibt er in einer Aussendung, “die Politik trägt mit ihrem ständigen Händler-Bashing zumindest eine Mitschuld”. Wenn in Österreich über hohe Preise diskutiert werde, rücke “reflexartig” der Lebensmitteleinzelhandel ins Zentrum der Kritik. Die Supermärkte als “Preistreiber” zu brandmarken, sei aber falsch. “Der Handel ist nicht Verursacher, sondern selbst Betroffener der Teuerungskrise”.
Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) gab als Ziel vor, “dass möglichst alle Unimarkt-Standorte erhalten bleiben, indem sie von den übrigen Marktteilnehmern übernommen werden”. Er habe bereits mit der Bundeswettbewerbsbehörde gesprochen, wie der Übernahmeprozess trotz der erforderlichen Prüfungen beschleunigt werden könne. “In hochkonzentrierten Märkten werden Zusammenschlussanmeldungen von der BWB besonders sorgfältig auf negative Auswirkungen geprüft”, hieß es von der Behörde zur APA. Innerhalb von vier bis sechs Wochen sei zu entscheiden, ob die BWB eine Fusion dem Kartellgericht vorlegt. Im Rahmen einer Pränotifikation könne man vor einer fristauslösenden Anmeldung an die BWB herantreten.