Österreich

Wenn der Job Farbe ins Leben bringt

16.04.2023 • 16:15 Uhr
Michelle Kolosa, KFZ-Lackiertechnik-Lehrling bei der Porsche Holding: „Man lernt hier nie aus!“
Michelle Kolosa, KFZ-Lackiertechnik-Lehrling bei der Porsche Holding: „Man lernt hier nie aus!“ Porsche Holding

Michelle Kolosa machte Matura und absolviert die Lackiertechnik-Lehre.

“Ich bin ja mit Autos groß geworden, mein Vater ist Mechaniker. Ich habe das Gymnasium absolviert, den bildnerischen Zweig, deshalb war ich nicht weit weg von dieser Lehre. Und Malen habe ich immer gemocht“, erzählt KFZ-Lackiertechnik-Lehrling Michelle Kolosa (21).

Sie steht für eine neue Generation, die nicht in Kategorien denkt. Matura, Lehre oder Studium, es geht um viel mehr. „Wenn Sie am Job Spaß haben und Freude und das Umfeld passt, dann ist alles gut – denn wenn das Umfeld nicht passt, dann übt man einen Beruf auch nicht gerne aus.“

Nachsatz: „Hier passt einfach alles perfekt“, lacht Kolosa. Der Job bringt Farbe ins Leben, sozusagen.

Hier, das ist für Kolosa ein Grazer Betrieb der Porsche Holding, deren ganze Lehrlings- und Ausbildungswelt sich mit Digitalisierung und E-Mobilität rasant wandelt. Klaus Fetka, Personalleiter beim weltweit agierenden Unternehmen, analysiert trocken: „Die Anforderungsprofile ändern sich in viel kürzeren Intervallen. Früher ist man als Mechaniker gut 30 Jahre durchgekommen. Dann hat die Elektronik alles beschleunigt. Und wenn man heute den Begriff Technik hernimmt, zählt auch Computertechnik dazu, da geht es ums Programmieren. Und da reden wir noch nicht von der Hochvolttechnik, die Zahl dieser Fahrzeuge steigt stetig, jetzt wird statt mit 12 mit 400, 800 Volt gearbeitet. Die Halbwertszeit des Wissens in der Branche liegt bei drei bis fünf Jahren. Man muss immer dazulernen.“

“Breites Ausbildungsspektrum”

Für Kolosa war und ist das eine wichtige Motivation: „Für mich macht das breite Ausbildungsspektrum einen Großteil der Faszination aus. Man kann sich auch in meinem Bereich bei Spenglern und Mechanikern etwas abschauen, und in der Folge immer gut weiterbilden – dir stehen dann auch Türen für andere Berufe offen.“

Im Wettbewerb um die besten Lehrlinge müsse man „einfach begeistern können“, resümiert Fetka. Schulbesuche durch Mitarbeiter der Porsche Holding stünden genauso an der Tagesordnung wie Videos für die Anwerbung, oder Kampagnen auf Instagram und Tiktok.

200 Lehrlinge nimmt die Porsche Holding pro Jahr auf, 600 sind in Ausbildung. „Jeder Jahrgang in Österreich zählt ungefähr 80.000 Menschen. Wir wissen, dass rund 33.000 davon eine Lehre beginnen, 10 bis 15 Prozent im KFZ-Bereich. Das heißt, die ganze Zielgruppe in Österreich zählt 3000 bis 3500 junge Menschen. Wenn wir 200 aufnehmen, braucht man rund 2000 Bewerber.“

„Man lernt hier nie aus!“

Die Aufnahmeprüfung beinhalten fachliches, physikalisches, mathematisches und elektronisches Wissen genauso wie das Prüfen von sozialen Fähigkeiten. Die Bewerber kommen aus unterschiedlichen Schulen, Abbrecher genauso wie Absolventen.

Das Spektrum, das auf sie wartet, ist breit: Lehre mit Matura, berufsbegleitende Studien im IT-Bereich, es werden Spezialprogramme erarbeitet. Auf die Besten warten Preise wie ein Besuch im Bentley-Werk, Incentives wie das große Klimaticket gehören dazu.

Wichtig für Fetka: Mehr Frauen in die Berufe zu bringen – 28 Prozent der Bewerbungen sind weiblich. Wie Kolosa: „Man lernt hier nie aus!“