Bahn wird immer unbequemer

Die steigenden Fahrgastzahlen bringen die ÖBB ins Schwitzen. Investitionen sind geplant.
Gedrängel am Bahnsteig, volle Plätze in Railjet und Co: Heuer fahren in Österreich so viele Menschen mit dem Zug wie noch nie. Die Fahrgastzahlen liegen laut den ÖBB bisher um 20 Prozent über dem Rekordjahr 2019. Stellt sich die Frage: Wie gut sind die Bundesbahnen dafür gerüstet?
Der Ansturm fordert das Unternehmen “ein bisschen”, gesteht Chef Andreas Matthä gestern. Zugreisen gestalten sich deswegen für Passagiere derzeit mitunter unbequem. “Es tut mir leid, wenn wir den Qualitätsanspruch nicht ganz erfüllen können”, räumt Matthä ein.
Investitionen geplant
Die Flotte an Zügen soll ausgebaut werden. Man kämpfe aber mit Verspätungen bei den Zulieferern. Das betrifft etwa neue, bestellte Railjets. Gerade bei diesen war in jüngster Zeit immer wieder von Problemen und Ausfällen die Rede. So berichtete der “Kurier” etwa von “maroden” Zügen, in denen Scheiben mit Klebeband zugeklebt waren. Bei den ÖBB bestätigt man, dass wenn Railjets ausfallen, sogar “in Extremfällen S-Bahnen zum Einsatz kommen müssen”. Komplette Ausfälle gäbe es aber “recht selten”.
Die ältesten Railjets sind mehr als zehn Jahre alt. Sie sollen ab 2024 in einem “Upgrade-Programm” modernisiert werden. Acht neue Railjets dürften ab dem kommenden Jahr in Tirol fahren, sie wurden 2018 bestellt. Bis 2030 wollen die ÖBB die Sitzplatzkapazitäten um 40 Prozent erhöhen, die Investitionen in die Zugflotte habe man auf über 4,7 Milliarden Euro bis 2027 aufgestockt. Den Personalmangel muss man nebenbei noch bekämpfen.
“Hätte ernsthafter rangehen können”
Dass die Schiene mehr als notwendig für die Mobilitätswende und die Klimaziele ist, darüber ist man sich in der Forschung längst einig. “Die Verkehrswissenschaften haben frühzeitig gesagt, dass man aufrüsten muss”, sagt Günter Emberger von der Technischen Uni Wien. Roland Hackl von tbw research fügt hinzu: “Man muss jetzt die Strecken, die ausgelastet sind, massiv ausbauen und still gelegte Nebenstrecken wieder aktivieren.” Der Verkehrsexperte kritisiert: Die öffentliche Hand habe in der Vergangenheit auch “kurzsichtige Entscheidungen” getroffen. “Man hätte ernsthafter rangehen können.” Die Infrastruktur auszubauen, brauche nun natürlich seine Zeit.