Österreich

Bund will die Personallücke schließen

05.10.2023 • 20:32 Uhr
In der Praxis gibt es jetzt schon zu wenig Personal. <span class="copyright">hartinger</span>
In der Praxis gibt es jetzt schon zu wenig Personal. hartinger

In Österreich fehlt Kindergartenpersonal. Bis 2030 werden 13.700 zusätzliche Fachkräfte benötigt. Eine Ausbildungsoffensive soll dem Mangel an Personal entegenwirken.

is 2030 werden an den Kindergärten 13.700 zusätzliche Fachkräfte benötigt. Die angekündigten Ausbaupläne der Regierung sind hier noch nicht eingerechnet, in der Praxis gibt es schon jetzt zu wenig Personal. Das Bildungsministerium hat deshalb eine Ausbildungsoffensive gestartet, um den zusätzlichen Bedarf zu decken. Die Zahlen würden zeigen, dass die Bemühungen greifen, betonte Ressortchef Martin Polaschek (ÖVP) am Donnerstag vor Journalisten.

Regulär werden Kindergartenpädagogen an den Bundesbildungsanstalten für Elementarpädagogik (Bafep) ausgebildet, vor allem an den fünfjährigen Langformen mit Maturaabschluss. Aus diesen gehen derzeit allerdings nur 55 Prozent der Absolventen nach der Matura tatsächlich in den Kindergarten. An den Bafeps gibt es außerdem noch Kollegs für Erwachsene, wegen der deutlich höheren Übertrittsraten in den Beruf wurden hier bereits in den vergangenen Jahren die Plätze ausgebaut.

Ausbildungsoffensive

Auf diese Schiene will das Ministerium weiterhin setzen. Bis 2030 soll es über die Kollegs 6300 zusätzliche Absolventen geben. Zusätzlich wurden verschiedene Angebote für Quereinsteiger geschaffen, die das Ministerium neuerdings über sein Quereinsteiger-Portal „Klasse Job“ offensiv bewirbt. Dazu kommt noch das Programm „Elementar+“, über das sich Assistenzkräfte zu gruppenführenden Pädagogen weiterbilden lassen können. Insgesamt sollen über diese Angebote bis 2030 für das Berufsfeld 8750 zusätzliche Fachkräfte ausgebildet werden.

Dazu kommen noch jene 7000 Absolventen der Bafep-Langformen, die realistischerweise nach dem Abschluss im Kindergarten arbeiten. Mittelfristig soll der Anteil an Absolventen, die ins Feld gehen, auf 75 Prozent gesteigert werden, was noch zusätzliches Personal brächte. Dabei setzt man auf bessere Rahmenbedingungen und mehr Praxisnähe in den Lehrplänen. „Wir sind hier auf einem richtigen und guten Weg, Personal zur Verfügung zu stellen“, so die zuständige Sektionschefin Margareta Scheuringer.

Bildungsminister Österreich Dr. Martin Polaschek. <span class="copyright">hartinger</span>
Bildungsminister Österreich Dr. Martin Polaschek. hartinger

Rahmenbedingungen

Polaschek räumte ein, dass der von der Regierung angekündigte Ausbau der Kindergartenplätze bei diesem „Maßnahmenbündel“ noch nicht berücksichtigt ist. Auch die aus der Praxis vehement eingeforderte Verbesserung der Rahmenbedingungen wie etwa kleinere Gruppen bildet sich in diesen Zahlen nicht ab. In diesem Fall würden laut einer vom Ministerium beauftragten Studie bis 2030 sogar bis zu 20.000 zusätzliche Fachkräfte gebraucht. Sobald ein konkreter Ausbauplan für die Kindergartenplätze vorliege, „haben wir aber die Möglichkeit, entsprechend mehr Plätze zur Verfügung zu stellen“, sagt Polaschek.

Damit das Fachpersonal im Feld bleibt, müssten freilich auch die Arbeitsbedingungen in den Kindergärten passen, räumte Polaschek ein. Für diese sind – mit Ausnahme der Ausbildung des Personals – zwar die Länder zuständig. Man sei aber in engem Austausch und arbeite im Rahmen des EU-Programms „Instrument für technische Unterstützung (TSI)“ auch gemeinsam mit Bundesländern, Sozialpartnern und anderen wichtigen Akteuren daran, die Rahmenbedingungen bundesweit zu verbessern. Aus der Praxis kommt regelmäßig Kritik an zu großen Gruppen und schlechten Betreuungsschlüsseln, zuletzt hat das Personal der Kindergarten mehrmals für bessere Rahmenbedingungen demonstriert.

Kritik

Während Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung Polascheks Pläne begrüßten und als weiteren Schritt zur Stärkung frühkindlicher Bildung lobten, gab es vom ÖGB Kritik. Die angekündigten Ausbildungsplätze seien zu wenig, um den Fachkräftemangel in den Kindergärten zu beheben. Außerdem bräuchte es bessere Arbeitsbedingungen und Anreize, um Fachkräfte in diesem Bereich zu halten und neue zu gewinnen, so ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann.