Gegen Laborfleisch werden Unterschriften gesammelt

(C) ALEXANDER TENGG
In Kärnten startet die Landwirtschaftskammer Kärnten mit „Laborfleisch? Nein, danke!“ eine Petition gegen die Zulassung solcher Produkte.
Es ist eine breit aufgestellte Allianz, die in Kärnten ab sofort gegen Laborfleisch mobil macht. Am Montag wurde in der Landwirtschaftskammer (LK) die Unterschriftenaktion präsentiert. Unter dem Titel „Laborfleisch? Nein, danke!“ gibt es auch in der Steiermark eine gleichlautende Petition. „Wir wollen mit dieser Aktion bis zum Herbst möglichst viele Unterschriften sammeln und diese dann nach den Wahlen den künftigen Regierungsparteien überreichen“, schildert LK-Präsident Siegfried Huber. Das erklärte Ziel ist, ein Verbot von Laborfleisch im Regierungsprogramm zu verankern.
Politische Unterstützung kommt von Agrarreferent Martin Gruber. Er stehe voll hinter den Bemühungen, auf allen Ebenen Druck aufzubauen: „Laborfleisch ist eine große Täuschung und Irreführung der Konsumenten. Eine Zulassung muss schon auf EU-Ebene verhindert werden.“ Statt Versorgungssicherheit zu schaffen, würde man sich in die Abhängigkeit einer Handvoll Großkonzernen begeben. Gruber kündigt eine eigene Konsumentenbefragung durch das Land Kärnten an, um repräsentativ die Einstellung der Bevölkerung zu erheben.
Prominente Stimmen
Hintergrund der Diskussion: Deutschlands zweitgrößter Wursthersteller stellte als erstes europäisches Unternehmen einen Antrag auf Zulassung eines Laborfleischproduktes bei der zuständigen Behörde für Lebensmittelsicherheit. Mit dem so denkbar gewordenen Szenario, derartige Nahrungsmittel künftig ins heimische Kühlregal aufzunehmen, sieht Huber eine rote Linie überschritten: „Schon jetzt setzt Importware heimische Produzenten unter Druck. Wenn wir nicht jetzt Position beziehen, wird das wie eine Lawine über uns drüberfahren.“ Seine Befürchtung: Der Konsument wisse nicht, was er isst und lässt den Preis entscheiden.
Um für mehr Bewusstseinsbildung zu sorgen, gibt es mehr als ein Dutzend bekannte Unterstützer aus den Bereichen Medizin, Kulinarik, Sport und Naturschutz. Für Abfahrtsolympiasieger und Bio-Rinderzüchter Fritz Strobl war schnell klar, öffentlich gegen eine Zulassung einzustehen: „Unser Land lebt vom Tourismus, von der Kulturlandschaft. Und diese wird von den Bauern erhalten.“ Die als „Cooking Catrin“ bekannte Influencerin und Food-Bloggerin Catrin Ferrari-Brunnenfeld steht ebenso hinter der Initiative wie Vertreter aus der Gastronomie wie Haubenkoch Hannes Müller (Die Forelle), Günter Walder (Club der Köche Kärnten) oder Adolf Kulterer (Feine Küche).
Offene Fragen
Zwei der Hauptargumente gegen Laborfleisch richten sich gegen die Produktionsweise. Eine US-Studie der Universität Davis widerlegt den als gering dargestellten CO₂-Fußabdruck: Bei der Herstellung werde mehr als das Zwanzigfache an CO₂ verursacht, als bei natürlichem Fleisch. Mediziner Georg Lexer kritisiert hingegen: „Es gibt offene Fragen zum Einsatz von Antibiotika.“ Auch die Langzeitfolgen durch diese Ernährung seien ungeklärt. Gesundheitsfördernd wäre vielmehr, weniger hochverarbeitete Lebensmittel zu konsumieren.
Die Petition kann online auf der Homepage der LK Kärnten (www.ktn.lko.at) unterzeichnet werden. Die LK Kärnten will in den nächsten Monaten alle Gelegenheiten Unterschriften zu sammeln nutzen – unter anderem bei Kulinarik-Festen. Das erklärte Minimalziel: 25.000 Unterstützer. Seit zwei Monaten sammelt auch die FPÖ Stimmen gegen Laborfleisch. Diesen Donnerstag könnte nach dem Nein zu In-vitro-Fleisch des Agrarausschusses ein Beschluss im Landtag folgen.