Österreich

Was Vorarlberger über die Wien-Wahl denken

26.04.2025 • 17:00 Uhr
Was Vorarlberger über die Wien-Wahl denken
Die NEUE hat Vorarlbergerinnen und Vorarlberger befragt, die in Wien leben. canva/apa/privat

Am Sonntag werden in Wien Gemeinderat und Bezirksvertretung gewählt. Das betrifft auch rund 25.000 Vorarlberger, die in der Bundeshauptstadt leben. Die NEUE hat sich bei einigen umgehört.

Wien ist ein politisches Unikum in Österreich: Die Stadt ist gleichzeitig ein eigenes Bundesland, der Gemeinderat übernimmt dadurch die Aufgaben eines Landtags und der Bürgermeister ist einem Landeshauptmann gleichgestellt. Wie sich dieser Gemeinderat zusammensetzt, entscheiden rund 1,4 Millionen Wahlberechtigte am heutigen Sonntag. Gleichzeitig wird auch über die Zusammensetzung der 23 Bezirksvertretungen entschieden.
Sieben Parteien stehen in ganz Wien am Wahlzettel: Die SPÖ, die seit 1945 durchgehend den Bürgermeister stellt, sowie die Großparteien ÖVP, FPÖ, Grüne und Neos. Zudem kandidieren auch das Wahlbündnis KPÖ/Links sowie das „Team HC Strache“ um Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Drei Listen (SÖZ, Pro 23 und Herz) treten nicht in allen Wahlkreisen an.

Einfluss hat der Wahlgang auch auf die rund 25.000 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, die in Wien leben. Die vielfach zitierte Aussage „Wien ist Vorarlbergs größte Stadt“ mag zwar faktisch nicht korrekt sein, aber dennoch gibt es in der Bundeshauptstadt eine große Vorarlberger Community.
Im Vorfeld der Wien-Wahl hat sich die NEUE bei einigen Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern umgehört. Welche Themen bewegen die Menschen? Wie ist die Stimmung in der Stadt? Und was wünschen sie sich persönlich von der nächsten Stadtregierung?

Ladina Pfister, Studentin

Ladina Pfister

Das Wahlkampffinale ist für Publizistikstudentin Ladina Pfister sehr präsent: „An jeder Ecke sieht man Parteien, die Menschen ansprechen und versuchen, sie in die ‚richtige Richtung‘ zu leiten.“ Allgemein herrsche eine positive Stimmung vor der Wahl. „Aufgeladen“ nimmt Pfister die Stimmung beim Thema Verkehr wahr. „Manche sind total für das Auto in der Innenstadt, andere sind stark dagegen. Auch der Lobautunnel ist ein Dauerbrenner.“
Persönlich wünscht sich die Studentin weniger Gefahrenstellen auf Fahrradwegen: „Ich fahre in Wien häufiger mit dem Fahrrad, aber nicht überall ist es sicher.“

Julian Wiehl, Vangardist-Magazin

Julian Wiehl

Julian Wiehl spürt in seinem Umfeld wenig von der Wien-Wahl, erzählt er: „Es liegt kein großes Thema in der Luft, die Wienerinnen und Wiener sind zum Großteil zufrieden. Einige beschweren sich über die Gewalt in der Stadt, aber das wird eher von den Parteien zum Thema gemacht.“ Ansonsten sei Wien eine „Vorzeigestadt“, betont Wiehl: „Der öffentliche Verkehr ist gut ausgebaut, es ist sauber und bis auf wenige Brennpunkte sicher.“
Auch angesichts der SPÖ-Dominanz gebe es eine gewisse Unaufgeregtheit: „Alle erwarten sich ein Weiter wie bisher“, erklärt der CEO und Herausgeber des Vangardist-Magazins.

Anja Polzer, Hebamme

Anja Polzer

Eine durchmischte Stimmung nimmt Anita Polzer wahr: „Einerseits ist Wien noch immer eine rote Hochburg, dennoch ist wie überall ein Rechtsruck zu spüren.“ Die politische Gemengelage schätzt die Hebamme wie folgt ein: „Das grüne Hauptthema Lobautunnel beschäftigt viele Menschen vor Ort.“
Spannend bleibe auch das Wahlergebnis der KPÖ – „ein Lager vieler Protestwähler“ – und mit wem die SPÖ schlussendlich weiterregieren werde.

Patrick Johannsen, Student

Patrick Johannsen

Informatikstudent Patrick Johannsen sieht eine „ziemlich angeheizte“ Stimmung in der Bundeshauptstadt. „Ähnlich wie auf Bundesebene wird die FPÖ vermutlich stark dazugewinnen. Auch wenn sich eine Koalition von SPÖ und Neos oder SPÖ und Grünen wahrscheinlich ausgeht, wird der Druck von Rechtsaußen immer größer“, ordnet der Vorarlberger die politische Situation in Wien ein.
Das Thema Zuwanderung ist entscheidend für die Wahl, ist der Student sicher. „Obwohl die FPÖ aus meiner Sicht keine nachhaltigen Lösungen bietet, müssen liberale Parteien auch vermehrt Themen wie Migration und Integration behandeln, ohne dabei Abschiebungen als Lösung für alle Probleme zu verkaufen“, betont Johannsen.
Aus persönlicher Sicht sind für den Studenten andere Themen im Vordergrund. Von der nächsten Stadtregierung wünscht er sich: „Wichtig wäre mir, dass das Wohnen in Wien leistbar bleibt.“
Außerdem spricht er ein umstrittenes Verkehrsprojekt an, das die Bundeshauptstadt seit Jahren spaltet: „Ich wünsche mir, dass keine Steuergelder für zukunftsverachtende Projekte wie den Bau des Straßentunnels in der Lobau verschwendet werden.“

Laetitia Oberbichler, Rezeptionistin

Laetitia Oberbichler

Zwar sehe man überall Wahlplakate, aber „die Wahl ist bei den Menschen nicht so präsent, was ich erschreckend finde“, erzählt Laetitia Oberbichler.
Zwei Themen spricht die Rezeptionistin an, die für sie persönlich großen Stellenwert haben: „Einerseits die Straßenbegrünung. Gerade im Sommer merkt man, wie wichtig begrünte Plätze sind, an denen es nicht so heiß ist.“ Andererseits sei die Obdachlosigkeit ein sichtbares Problem in der Stadt. „Es gibt viele leerstehende Wohnungen, diese sollte man weniger privilegierten Menschen zur Verfügung stellen.“