Domestiziertes Feuer und wohnliche Wärme

Hafnermeister Stefan Erne hat in Schnifis einen besonderen Schauraum für Menschen geschaffen, die Ofen- oder Kaminbesitzer werden wollen. Jeder Ofen, den er baut, ist genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Ofensetzer, ein traditionelles Handwerk, das ausstirbt? Nicht zwangsläufig, wie das Beispiel zeigt.
Von Miriam Jaeneke
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„Der Hafnermeister Stefan Erne? Da müssen Sie aus dem Dorf raus durch ein Wäldchen und über eine Brücke fahren, dann sehen Sie schon den ehemaligen Hühnerstall.” Als er das weitererzählt bekommt, zeigt Erne hinter sich und sagt: „Ja, in diesem Gebäude hier waren einmal 16.000 Hühner drin.” Er hat viel Arbeit und Geld investiert, mit Hühnern hat das hier nicht mehr viel zu tun. Vielmehr teilt er sich das Gebäude mit seinem Schwiegervater, dem das Gebäude gehört und der im Garten zu Demonstrationszwecken sämtliche Arten von Zäunen ausgestellt hat. Auch Stefans Frau arbeitet hier – sie ist Tischlerin und gestaltet liebevolle Erinnerungskisten zur Geburt und Holzbilder nach individuellen Kundenwünschen. Seit Corona, erzählt ihr Mann, läuft das Geschäft praktisch nur noch online.
Corona war auch für ihn selbst einschneidend: Einen Monat vor Corona hat er aufgesperrt, da hatte er den Umbau bereits geschafft. Letztendlich sollte sich allerdings herausstellen, dass ihm Corona mehr Arbeit bescherte, als er bewältigen konnte. „Die Leute haben in dieser Zeit teilweise ein Jahr gewartet, bis sie mir von ihren Ofenwünschen überhaupt erzählen konnten.” Und dann dauert es nochmal etwa ein Jahr, bis im Wunschofen das erste Feuer lodert. Trotzdem, die Menschen haben zu Zeiten von Corona vermehrt in ihr Zuhause, in Behaglichkeit investiert und die Wartezeit billigend in Kauf genommen.

Gesucht und gefunden
Einen Ofen zu setzen erfordert Wissen, Erfahrung und handwerkliches Geschick. Erne wird 36 Jahre alt und ist seit 20 Jahren in der Ofenbranche tätig. Als er sich damals nach einer Lehrstelle umschaute, wurde er beim Installateur vorstellig, beim Tischler und anderen. Nichts gefiel ihm wirklich. Da fragte er beim Ofensetzer im Nachbarort, ob er schnuppern dürfe. Er durfte, aber der Betrieb bildete in diesem Jahr keinen Lehrling aus. Zumindest, bis Stefan kam. Er lag dem Chef so lange in den Ohren, bis sich das änderte. Er durfte bleiben und wurde zum Hafner ausgebildet. Heute sei das unvorstellbar, bemerkt Stefan Erne, da müsse man einem Lehrling mehr bieten, damit der anbeiße. Inzwischen ist er Hafnermeister. „Den letzten Hafnermeister in Vorarlberg gab es bis vor rund 19 Jahren. Inzwischen sperren viele Betriebe aus meiner Branche altersbedingt zu, Nachfolger gibt es keine.“ Erne dagegen bleibt und kann sich über die Auftragslage nicht beschweren. Letztendlich verkauft er Vertrauen. In die Aussicht, dass der Ofen sicher ist und nicht das Haus in Flammen aufgeht. Dass der Ofen so gebaut ist, dass er hält und hält, was er verspricht. Nämlich den Traum von Behaglichkeit und autarkem Heizen, von Ästhetik und der Umsetzung eines ganz individuellen Wunsches.

In der anfänglichen Beratung holt Erne die Beteiligten, oft zwei Ehepartner, mit Fingerspitzengefühl und Expertise da ab, wo sie jeweils stehen. Das bedeutet am Anfang der Zusammenarbeit oft viel Aufklärung und das Durchdenken der Möglichkeiten. Wo soll der Ofen stehen, soll er über längere Zeit Wärme abgeben oder sollte es ein Raumteiler sein? Soll es ein traditioneller Kachelofen mit handgemachter Keramik aus Oberösterreich oder ein moderner Heizkamin sein, in verschiedenen Optiken verputzbar? Ein mittig im Haus platzierter Ofen kann oft das ganze Stockwerk heizen.
Mein Zuhause, mein Ofen
Erne zeigt ein Beispiel von einer angedockten Ofenbank mitsamt Schaffellen, von dem aus die Hausbesitzer gemütlich ins Walsertal schauen können. Kacheln können von Hand bemalt oder einfarbig sein und ganz verschiedene Farben und Oberflächen, Einprägungen und Muster haben. Je nach den Farben der Wohnräume empfiehlt sich auch ein Lehmputz. Ein warmer Erdton in Stampflehmoptik, glatt verputzt und dann unregelmäßig aufgeraut, so dass das beigefügte Stroh herausglänzt. Um einen naturnahen Farbton zu erhalten, werden fünf Grundtöne so miteinander gemischt, dass 150 Farbvarianten dabei herauskommen. Da wird jeder fündig. Wohnlichkeit, Naturnähe und eine lange Haltbarkeit – die Öfen, die Erne setzt, haben kein Ablaufdatum, sie sind sozusagen für die Ewigkeit gemacht. Grundsätzlich gibt es den Unterschied zwischen Heizkamin und Kachelofen, wobei der Kachelofen dazu gemacht ist, Wärme über mindestens zwölf Stunden abzugeben. Der Heizkamin kann bis zu drei Seiten aus Glas haben, durch die das Feuer anzuschauen ist. Entscheidend ist das Innenleben. Dieses hängt von der Art des Ofens, den Platzverhältnissen und der gewünschten Größe sowie von dem ab, was der Ofen können soll. Es gibt so viele Möglichkeiten, letztendlich hat Erne noch nie zwei Mal denselben Ofen gebaut.
Rechnen wie ein Ofensetzer
Um auszurechnen, wie die Rauchgaszüge gemauert werden müssen, damit der Ofen brennt, einen optimalen Wirkungsgrad hat und alle Emissionsgrenzwerte eingehalten werden, benutzt er ein Rechenprogramm vom Österreichischen Kachelofenverband. Allein fürs Errechnen von den Rauchabzügen, Querschnitten und Umlenkungen im Ofeninneren benötigt er bis zu zwei Stunden. Der Ofen muss funktionieren, die Dehnfugen müssen ihren Zweck erfüllen, je nach Ort im Ofen müssen die Schamottesteine unterschiedlich dick und groß sein, damit der Ofen rundherum die Wärme gleichmäßig verteilt. Nachdem der Kachelofen geplant, gezeichnet und berechnet ist, setzt Erne ihn an seinen Bestimmungsort. Hat er schon mal einen nicht funktionierenden Ofen gebaut? Erne schüttelt den Kopf. Letztendlich sind funktionale und optisch schmeichelnde Öfen seine wirkungsvollste Visitenkarte.

Warum stirbt ein Betrieb aus und ein anderer nicht? Das liegt nicht zuletzt am Engagement. Erne ist selbständiger Berater und Verkäufer ebenso wie Planer und Handwerker, aber auch für Kommunikation und Abwicklung zuständig. Wobei ihn seine Frau Sabrina im Back Office unterstützt und des öfteren auch auf der Baustelle anzutreffen ist.
Wenn die Baustelle fertig ist, kommt der Moment, wo alle nur aufs erste Feuer warten. Das Holz liegt bereit, die Kunden sind meistens ziemlich aufgeregt. Der Ofensetzer dagegen freut sich, denn jetzt kommt die Ernte für seine Mühen. Wenn dann das Feuer knistert und faucht und der Hausherr sich genüsslich auf die neue Ofenbank legt, dann weiß Stefan Erne: Er hat wieder einigen Menschen zu mehr Wohlbehagen, Freude am Zuhause und individuellem Selbstausdruck verholfen.
kontakt
Erne Ofenbau
Alte Landstraße 72, Schnifis
Tel. 0664 2229747
Mail: erne@erne-ofenbau.at
Web: www.erne-ofenbau.at
Öffnungszeiten: nach telefonischer Vereinbarung