Vom Kampfpilot zum Gastwirt

Kampfjet, Kellnerschürze und die Kaiserstube. Wie das zusammen passt? Der Gasthof Gütle hat einen neuen Pächter.
Für drei Monate kehrte Ruhe ein im Gütle. Pächter Artur Rüscher entschied sich, mit Ende des letzten Jahres aufzuhören. Am 1. April hauchte Milijan Francesevic dem altehrwürdigen Haus wieder ein neues Leben ein. Altehrwürdig, weil hier schon Kaiser Franz Josef zu Gast war und in der heutigen Kaiserstube sein erstes Telefonat geführt hat. Das Telefon steht noch immer da und auch der Kaiser beobachtet noch das Treiben, wenn auch nur aus einem Gemälde heraus.

Die Vorspeise
Als ersten Gang serviert Francesevic eine Salatkomposition. Grüner Blattsalat, Radicchio, Ruccola, Mozzarella, garniert mit Erdbeerstücken. Und er erzählt, dass er gelernter Kampfpilot ist. Als der Jugoslawienkrieg ausbrach, zog es den gebürtigen Kroaten aber nach Österreich. „Ich habe den Sinn in diesem Krieg nicht gesehen.“ In Sulzberg ging er dann seine ersten Schritte in der Gastronomie. „Da habe ich mich in die Gastro verliebt.“ Und diese Liebe hält. Und so landete er bei Artur Rüscher im Gütle. Von ihm habe er viel gelernt, „dafür bin ich sehr dankbar“.

Das Hauptgericht
Nach einem leichten Einstieg geht es mit dem Hauptgang weiter. Es gibt Zanderfilet mit Kartoffeln, dazu Gemüse angerichtet mit Vogerlsalat. Und auch für Francesevic geht es seit April richtig zur Sache. Nachdem er unter dem alten Pächter als Kellner gearbeitet hat, beschloss Francesevic, nach Rüschers Rückzug selbst die Zügel im Gütle in die Hand zu nehmen.

Viel ändern will er aber nicht. So können seine Gäste vom neuen Pächter und seinem sechsköpfigen Team auch weiterhin gutbürgerliche Küche mit überwiegend regionalen Zutaten erwarten. Wie etwa die Gütlepfanne: Schweinsmedaillon mit Spätzle und Gemüse. Den Besuchern gefällt es jedenfalls, auch wenn man vom Wetter abhängig sei, was das Geschäft angeht. Doch auch wenn das Wetter nicht zum Verweilen im Gastgarten einlädt, die modern eingerichtete Kaminstube und die bereits erwähnte Kaiserstube im Jägerstil machen auch an trüben Tagen Lust auf einen Ausflug ins Gütle.

Was jetzt noch kommen soll? Als Dessert tischt Milijan Francesevic Crème Brûlée auf. Ihm selbst ist das Leben schon süß genug. „Ich bin glücklich! Es gefällt mir sehr gut hier, wir haben tolle Stammgäste – was will man mehr?“ So findet jeder im Gütle sein Glück.
