Wieso Daniel Heinzle und andere von der Polizei aus dem Verkehr gezogen wurden

Polizeikontrollen in Vorarlberg: Zwei Drogenlenker aus dem Verkehr gezogen – Cannabis und Kokain sind die meist konsumierten Rauschmittel im Straßenverkehr.
Ein kleiner Stau hat sich auf der L190 unter der Autobahnbrücke in Lauterach gebildet. Es ist scheußliches Wetter. Eine Mischung aus Schnee und Regen, kriechende Kälte. Insgesamt 6 Polizisten stehen dort in beide Fahrtrichtungen auf der Straße und schauen mit kritischen Blicken in die langsam vorbei fahrenden Autos herein. In der Vorweihnachtszeit führt die Polizei verstärkt Schwerpunktkontrollen durch, die den Fokus auf Rausch- und Suchtmittel legen. Konkret sind sie auf der Suche nach Alko- und Drogenlenkern.

“Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte”
Ein weißer Transporter wird aus dem Verkehr gezogen. In ihm sitzen zwei Männer in Arbeitskleidung. Sie sind ganz offensichtlich Kollegen. Einer der Beamten winkt sie auf den Standstreifen, wo seine Kollegin übernimmt. “Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte”, sagt sie in einem freundlichen, aber bestimmten Ton. Der Mann beginnt gleich darauf, die Papiere zu suchen – und wird nervös. Er findet die Zulassung des Wagens nicht auf Anhieb. Die Polizistin stört das zunächst nicht, sie und der Fahrzeugführer lachen beide. Wie Fabian Marchetti, Kontrollinspektor bei der Polizei, später erklären wird, ist die Frage nach den Papieren die einfachste Kontrolle, die die Beamten durchführen können.

Nach kurzem Suchen, findet der Mann die Zulassung und gibt sie der Beamtin, die sie prüft. “Das passt so weit, danke. Haben Sie Alkohol getrunken, oder Drogen konsumiert?” Der Fahrer verneint. Die Beamtin nickt und gewährt ihm Weiterfahrt. Es bestand offensichtlich kein Verdacht, dass der Mann unter dem Einfluss beeinträchtigender Substanzen gestanden haben könnte.
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Typische Symptome für Drogenkonsum
Fabian Marchetti verdeutlicht den Ablauf der Kontrolle, so schauen die Polizisten in die Autos hinein und prüfen zunächst das äußere Erscheinungsbild. “Blässe, müde Augen oder große Pupillen, sowie Schweiß können Anzeichen für Drogenkonsum sein”, erklärt Jürgen Müllneritsch von der Landesverkehrsabteilung. Im weiteren Verlauf werde das Auto dann aus dem Verkehr gezogen und an die in weiterer Folge stehenden Kollegen übergeben. Dort prüft die Polizei dann die Papiere und die Verfassung des Fahrenden. Besteht der Verdacht, unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen zu stehen, führen die Beamten einen Alkotest durch und verweisen an den Amtsarzt Zoll, der rund um ein Polizeiauto eine kleine Drogenteststation aufgebaut hat. Neben einem Speicheltest kann er dort auch Bluttests oder Urintests durchführen.

Wenige Minuten später. Wieder ein weißer Transporter. In ihm sitzt Daniel Heinzle. Auch eher muss sich den strengen Blicken von Müllneritsch unterziehen. “Haben Sie Suchtmittel konsumiert?” “Nein”, antwortet der junge Mann selbstbewusst. Trotzdem wird er zum Polizeiarzt geschickt. Er führt mit ihm einige Koordinationstests durch, die einen ersten Hinweis darauf geben, ob Heinzle die Wahrheit sagt. “Stellen Sie sich 30 Sekunden auf ein Bein. Genau so. Jetzt bitte die Zeigefinger beider Hände im weiten Kreis mit geschlossenen Augen vor dem Körper zusammen führen.” 5 Minuten später hat Heinzle es geschafft. “Kein Verdacht, dass eine Fahrbeeinträchtigung vorliegt. Das merkt man meist schon daran, wenn bei der Aufgabenstellung keine Rückfragen kommen”, lacht der Polizeiarzt. Heinzle lacht. Die Kontrolle heute war nicht seine Erste. “Ich wurde schon dreimal aus dem Verkehr gezogen, einmal musste ich sogar eine Urinprobe abgeben.” Die Tests waren immer negativ. Er habe nichts zu verbergen, daher stressen ihn solche Kontrollen auch nicht. Er findet es eher gut, denn “es gibt ja doch viele die im Suff noch ins Auto steigen.” Das müsse kontrolliert werden. Für ihn geht es weiter.

Cannabis und Kokain
Nur wenige Augenblicke später eine Situation, die dem Polizeiarzt immer häufiger passiert. “Der Mann nimmt Dronabinol. Das ist ein Medikament, das Cannabis enthält.” Anders als das Rauchen eines Joints macht das Medikament aber nicht high. Wenn die Aussage des circa 50-Jährigen stimmt und sich im Test bestätigt, darf er weiterfahren. Zoll nimmt einen Speicheltest und streicht ihn über die Zunge des Mannes. Nach einigen Minuten Warten dann das Ergebnis: Der Test ist negativ. Der Mann darf weiterfahren. Zoll ärgert sich in dem Zusammenhang. Nicht etwa über den Mann, sondern über die Dreistigkeit, die immer mehr Menschen ihm gegenüber an den Tag legen. Letztens erst wollte ihm einer verkaufen, er haben am Freitag einen Joint geraucht und sei deshalb am Montagmorgen noch benebelt. “Das ist einfach nur Quatsch. Wer Freitag kifft, ist Montag fahrtauglich”, sagt er wütend. “Auch immer die Märchen von der angeblichen Einnahme von CBD-Ölen. Da ist 0,3 Prozent THC drin. Davon wird man nicht high. Haschisch hat rund 60 Prozent THC, ein Joint 30-40 Prozent. Den Unterschied erkenne ich. Man braucht nicht zu versuchen, mich anzulügen”, so der Mediziner.

Immer mehr Drogenkonsum
War es früher noch Alkohol, der besonders häufig im Straßenverkehr festgestellt wurde, sind es heute diverse Drogen. Insbesondere Cannabis und Kokain stellt die Polizei durch alle Altersklassen hinweg vermehrt fest. Die Trefferquote der Schnelltests ist dabei enorm. Von allen aus dem Verkehr gezogenen, haben nach Überprüfung durch die Gerichtsmedizin Innsbruck 100 Prozent Drogen konsumiert. 98 Prozent von ihnen wiesen eine psychoaktive Wirkung auf, sprich sie waren nicht fahrtüchtig. Einen Speicheltest darf nur durchführen, wer speziell dafür ausgebildet ist. Daher schult die Polizei mittlerweile schwerpunktmäßig ihre Mitarbeiter, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen.
“MDMA oder Ecstasy?”

Parallel zu dem 50-Jährigen muss ein Endzwanziger unter Beobachtung eines Beamten in die Urintest-Kabine. Der Polizist schaut dabei immer wieder hin, ob die Probe auch richtig ist. Den Hintergrund der genauen Beobachtung erklärt der Polizeiarzt: “Ich habe bei einer Kontrolle einmal einen Mann gesehen, bei dem wurde ich stutzig, weil er überdurchschnittlich gut bestückt aussah. Nach mehrmaligem Auffordern hat er dann ein Gummiglied mit einer Plastikblase aus seiner Unterhose hervorgeholt.” Das sei eine gängige Methode von regelmäßigen Drogenkonsumenten. “Meist ist dann Schweineurin darin, weil der dem Urin des Menschen sehr ähnlich ist.” Wenn also die Polizisten nicht sehr aufmerksam sind, laufen sie Gefahr betrogen zu werden. Im Falle des Endzwanzigers ist das aber kein Thema. Er gibt ordnungsgemäß eine echte Probe ab. Nach einiger Zeit und dem nervösen Warten kommt dann der Polizist aus dem Polizeiauto zurück. “Haben sie Medikamente, Schmerzmittel zum Beispiel, genommen?” Entsetzt verneint der junge Mann. “Andere Substanzen wie etwa MDMA, Ecstasy?” Der Mann schüttelt den Kopf. “Nie probiert?” Langsam wird der Mann nervös, verneint aber erneut. Der Beamte geht noch einmal schauen, bringt dann auf dem Rückweg aber den Führerschein und die Fahrzeugpapiere mit. Es ist alles gut, der Test negativ und der Mann darf weiter fahren.
2 Drogenlenker aus dem Verkehr gezogen

Bei den Kontrollen am Donnerstag wurden insgesamt nur zwei Menschen aus dem Verkehr gezogen, die unter dem Einfluss von Rauschmitteln standen. Alkolenker fand die Polizei an diesem Tag keine. Nur einzelne Verstöße, wie etwa nicht angegurtete Fahrer oder der Gebrauch des Handys am Steuer wurden festgestellt. Trotzdem will die Polizei auch in der restlichen Adventszeit verstärkte Kontrollen durchführen. “Nach dem Weihnachtsmarkt, wenn man untertags trinkt, ist die Hemmschwelle doch ins Auto zu steigen, einfach geringer. Das wollen wir regulieren”, so Marchetti.