„Zusammen sind wir stärker“

Hartinger
Gestern veranstalteten Verena und Patricia Eugster und Sarah Walser das fünfte Female Future Festival. Das Event widmete sich dem Bestreben, Frauen in die erste Reihe zu holen.
Im Festspielhaus Bregenz war gestern einiges los. Während manche Gäste gespannt den Vorträgen auf der Maine Stage lauschten, ließen sich andere ein Tattoo stechen und andere knüpften Kontakte. Ein Blick in die Menge beim gestrigen Female Future Festivals war farbenfroh. Pinke Blazer, neongrüne Hosenanzüge und knallgelbe Jacken statt unauffälligen Farbtönen stachen dabei hervor. Die Kleidungswahl passte zum Thema der Veranstaltung: mehr Frauen in die erste Reihe, in Führungspositionen holen.

Am Donnerstag griffen auch Mutter Karin Gfrei und ihre Tochter Jaqueline Gfrei zu einem farbenfrohen Outfit für das besondere Event. Die zwei reisten gemeinsam nicht das erste mal aus Innsbruck für das Female Future Festival an. Die 26-Jährige selbst leitet bei der BTV in Innsbruck die Abteilung Zahlungsverkehr und Handelsabwicklung mit elf Personen. Bei ihrem ersten Besuch beim Female Future Festival vor drei Jahren war sie noch keine Führungskraft. Diese Position hat sie erst seit einem halben Jahr inne. Sie ist überzeugt, dass sie bei den letzten zwei Ausgaben des Events Tipps und Tricks aufgeschnappt hat, die man dann in Summe für sich mitnimmt – teilweise auch unbewusst. „Das ergibt für einen selbst dann eine Art Puzzle am Ende“, sagt sie.
Sie habe immer schon gewusst, dass sie einmal eine Führungsposition innehaben möchte. Womöglich hat sie aber aus den vergangenen zwei Female Future-Festivals Energie geschöpft, dass sie sich das schon schneller traut, mutmaßt sie. Auch ihre Hartnäckigkeit in Sachen Fortbildungen hat sie dahin gebracht. Besonders in Erinnerung blieben ihr und ihrer Mutter vom vergangenen Jahr die After-Party – denn dort konnten sie inspirieren Gespräche auf Augenhöhe mit den Speakerinnen führen. Wahrscheinlich werden sie auch nächstes Jahr wieder kommen – denn sie wollen sich noch tätowieren lassen.

Chancen in Personalabteilung
Chancen in Personalabteilung. Bereits dieses mal hat sich hingegen Besucherin Tamara Ivetic unter die Tätowiermaschine begeben.begeben. Es war der richtige Zeitpunkt für ein Sternenbild-Tattoo ihres Sternzeichens, war sie überzeugt. Die Personalerin war gemeinsam mit ihrem Unternehmen Getzner Textil im Festspielhaus, um neue Einblicke in Themen zu bekommen und zu netzwerken.
Sie erhoffte sich gestern neues Wissen, wie man selber sich als Frau weiterkommen und sich weiterentwickeln kann. Die 20-Jährige selbst hat die Wahrnehmung, dass junge Frauen sich teilweise im Arbeitsalltag mehr behaupten müssen. Da ortet sie noch Handlungsbedarf. Gerade in der Personalabteilung sieht sie Chancen, mehr Frauen in Positionen zu bringen, in denen sie was ändern können. Sie sieht nämlich in der Personalabteilung, dass zu wenig Frauen in Führungspositionen sind.

Dafür dass mehr Frauen in die erste Reihe geholt werden, brauche es, dass Männer es zulassen und die Vorteile sehen, vermutet Stefanie Walser (42). „Wir sind mehr als die Hälfte der Welt und man darf uns nicht in die zweite Reihe stellen.“ Dabei sei Selbstbewusstsein und das Bestehen auf den eigenen Platz gefragt. Die Geschäftsführerin von Walser Mode war gestern beim Female Future Festival, um wieder einmal über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.
Der Traum von Leichtigkeit
Dort konnte sie sowohl netzwerken, als auch auf mehren Bühnen Vorträgen lauschen. Unter anderem stand die deutsche Schauspielerin und Autorin Susan Sideropoulos (GZSZ) auf der Hauptbühne. Die 43-Jährige sprach dort über Mindset, Leichtigkeit und Stärke. Diese drei Punkte sind für sie Antrieb und Motor. Die meisten Menschen würden sich mehr Leichtigkeit im Leben wünschen, meint die zweifache Mutter. Viele würden glauben, dass sie der Schwere und Anstrengung im Leben ausgeliefert seien. Das dementiert sie: „Wir können nicht immer entscheiden, was uns im Leben passiert, aber wir können immer entscheiden, wie wir damit umgehen.“ Mindset ist demnach der Weg zur Leichtigkeit. Sie benennt es als bewusste Entscheidung, dass man sich auf das Positive und die Dankbarkeit fokussiert. Denn Freude und Leichtigkeit sind für sie der Schlüssel zur Leistungsfähigkeit.
Drei Fragen an Veranstalterin Patricia Eugster

1 Was hat sich in den fünf Jahren Female Future Festival verändert?
Patricia Eugster: Es war 2019 eine Herausforderung, das ganze auf die Beine zu stellen und vor allem für die Finanzierung Partner zu finden. Das ist wesentlich einfacher geworden, weil das Thema präsenter ist und stärker von der Wirtschaft forciert ist. An Teilnehmer hat es nie gehapert. Wir haben schon im ersten Jahr 700 gehabt und konnten das ausbauen. Manche Themen haben sich geändert. KI wollen wir heute mehr vermehrt behandeln. Nach fünf Jahren Empowerment haben wir nun den Fokus auf „Be a Leader und become a leader“ gelegt.
2 Wie bekommt man mehr Frauen in Führungspositionen?
Eugster: Es braucht nach wie vor Role Models, die zeigen, wie es geht und ein völliges Selbstverständnis haben, dass Frauen es bis nach ganz oben schaffen können. Es braucht auch eine Community, welche sich gegenseitig pusht. An dem hapert es noch, dass das Umfeld sagt: Sei vorsichtig.
3 Was macht ihr, wenn es kein Female Future Festival mehr braucht, weil euer Ziel erreicht ist?
Eugster: Dann gibt es das „Tomorrow Mind Festival“ zum Thema mentale Stärke, welches Frauen und Männer betrifft. Das fand vergangenes Jahr zum ersten mal unter dem Namen „Health and Mind“ statt. Uns gehen die Ideen niemals aus. Es wird immer Themen geben, bei denen wir ansetzen wollen, weil wir sagen: Das ist gerade jetzt wichtig.