Kultur

Das steilste Festival des Landes

08.08.2025 • 19:05 Uhr
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Der Walserherbst lädt zum Entdecken ein.Bertsch

Beim Kulturfestival Walserherbst 2025 wird nicht zentral gespielt, sondern quer durch das Tal. Ein Überblick über die frühen Programmtage.

Ein „anderer Wind“ weht vom 15. August bis zum 6. September durch das Große Walsertal. Denn wird die elfte Auflage des Walserherbst zelebriert, nach eigenen Angaben das „steilste Festival in den Bergen“.

Radix Musikwerkstatt
hefti

Das Kulturfestival begreift sich als Feier der Vielfalt, die einen Ort für Verbindung schaffen möchte. Dezentral wird hier großgeschrieben. Während es sich räumlich von der Burgruine Blumenegg, bis hin zur Bergkirche Damüls erstrecken, sprengt das vielfältige Programm jeden Versuch einer kurzen, bündigen Zusammenfassung. Daher liegt das Augenmerk dieses Artikels bei einem Überblick.

Zephyr Combo
Zephyr Combo. Oordt

Eröffnet wird das Programm am Freitag um 18.30 Uhr in der Pfarrkirche Blons. Ein göttliches Motiv verbindet die Konzerte des ersten Tages. Mit „Maria Superstar“ gedenken Jürgen Natter (Orgel), „Hausmusik Fink“ und der „Himmelfahrtschor“ der berühmtesten Frau des neuen Testaments. Dionysisch wird es hingegen zugehen, wenn die schweizerisch-belgische Band „Zéphyr Combo“ ihrem Namenspatron, den Windgott der griechischen Antike, mit Chanson, Handorgel und Trinkliedern alle Ehre machen.

Michael Salvadori
Ein Beispiel für die Arbeiten von Michael Salvadori. Gerer

Eine Busfahrt, die vier Vernissagen verbindet, nimmt am Tag darauf ihren Lauf. Von Margot Geigers Puppenporträts am Thüringerberg geht es nach Blons, wo acht Kunstschaffende aus dem Prättigau das leerstehende Gasthaus Adler bespielen. Gezeigt werden unter anderem Scherenschnitte, Malerei und grafische Arbeiten. Ebenfalls in Blons stellt der gebürtige Lustenauer Michael Salvadori seine akribischen Tuschezeichnungen zur Schau. Weiter führt die Route nach St. Gerold, wo die Keramikerin Theresia Bickel unter dem Titel „Geformte Leere“ ihre auf Raku-Technik basierenden Gefäße zeigt. Den Abschluss bildet die Gruppenausstellung „GeSchichten“ in der Scheune Lehen, St. Gerold. Dort geht es um das, was unter der Oberfläche liegt – in Materialien, Erinnerungen und biografischen Schichten. Vertreten sind unter anderem Werke der Künstler Albrecht Zauner, Judith Batlogg oder Dorothea Rosenstock.

Natur und Kunst

Mit „Ein Waldstück zur Blauen Stunde“ folgt eine Theaterperformance, für die es keine Bühne braucht. Jeweils am Samstag um 19.30 Uhr, am Sonntag um 7 Uhr, führt ein Bus die Besucher von der Bergkirche Marul an einen geheimen Ort. Dort entsteht eine Szenerie aus Stimmen, Geräuschen und Bewegung. Das Gelände dient nicht nur Kulisse, sondern als Akteur der Darbietung.

Duo Campanula
Duo Campanula. Vogel

Das Motiv naturbezogener Kunst setzt sich mit dem nach der Glockenblume benannten „Duo Campanula“ fort. Im Format „Klingende Kirche“ gastieren Anita Dachauer und Lisa Travella am Sonntagabend in der Bergkirche Marul. Mit Geige, Schwyzerörgeli und Jodeln wecken ihre Eigenkompositionen Tanzlust wie innige Reflexion.

Nicht am, aber in Sonntag, wird am 19. August die Ausstellung „Was schätzt du wert?“ eröffnet. Dann lädt der Biosphärenpark Großes Walsertal in sein Haupthaus, wo Besucher ihre Gedanken zum Thema Wertschätzung auf Postkarten sollen. So entsteht eine Schau, die mit jedem Besucher in Echtzeit wächst.

Am Donnerstag darauf wird in Oberblons nicht nur musiziert, sondern auch gekocht. „Aufg’spielt & Aufkocht“ heißt das Format, das Musik und Kulinarik miteinander verbindet. Den Auftakt macht die polnische Gruppe Janusz Prusinowski Kompania, die mit Geige, Klarinette, Flöte und Trommel und vielem mehr aufspielt. Die Stücke orientieren sich an traditionellen Tanzformen wie der Mazurka und dem Oberek. Dazu gibt es deftige polnische Speisen, serviert im Heustall beim Bühelhus.

Gemeinsames Musizieren

Radix Musikwerkstatt
Impressionen aus der Radix Musikwerkstatt. hefti

Ab dem 24. August richtet sich der Fokus auf die Propstei St. Gerold: Dort beginnt die neunte Ausgabe der Radix Musikwerkstatt. Vier Tage lang treffen sich Musikbegeisterte aus mehreren Ländern, um gemeinsam zu spielen, zu singen und zu tanzen. Geleitet wird die Werkstatt von Evelyn Fink‑Mennel, die auch das Musikprogramm des Walserherbst kuratiert. Das Radix-Abschlussfest am 27. August bringt rund 90 Musizierende auf den Blonser Dorfplatz. Dann sind nicht nur sie, sonder alle Gäste eingeladen, sich tanzend, singend oder lauschend am Fest zu beteiligen.

Weitere Informationen unter: www.walserherbst.at