Hauptstadt unter dem Regenbogen: Beratungsstelle “Courage” kommt nach Bregenz

19.06.2024 • 23:00 Uhr
Hauptstadt unter dem Regenbogen: Beratungsstelle "Courage" kommt nach Bregenz
Auf den Pride Month sollen dann die Gespräche bezüglich der Finanzen folgen. Hartinger

Anfang 2025 soll eine neue LGBTIQ-Beratungsstelle des Bundes in Bregenz eröffnen. „Courage“ hat bereits sieben Standorte in Österreich.

Die österreichweit aktive Beratungsstelle für LGBTIQ-Personen „Courage“ soll bald auch einen Standort in Vorarlberg eröffnen. Dies bestätigt „Courage“ gegenüber der NEUE. „2024/2025 ist die Eröffnung einer Beratungsstelle Courage in Bregenz geplant“, heißt es vonseiten der Partner-, Familien- und Sexualberatungsstelle. Die Einrichtung des neuen Standorts von Courage ist mit Ende des Jahres anvisiert, die Eröffnung soll dann Anfang 2025 folgen.

Aktuell sei man gerade auf der Suche nach geeigneten barrierefreien Räumlichkeiten für den neuen Standort in Bregenz, so der Verantwortliche für den Prozess Johannes Wahala. „Courage“ möchte laut ihm sowohl die Politik sowie die psychosozialen Einrichtungen bei der Suche nach den Räumlichkeiten um Unterstützung bitten.

Damit steht Bregenz ganz unter dem Regenbogen. Die Stadt selbst hat seit drei Jahren einen LGBT-Beauftragten und der Verein „Go West“ dient seit 17 Jahren als Anlaufstelle für die queere Community.

Gespräche ab Juli geplant

Im Anschluss an den aktuellen „Pride Month“, welcher noch für den ganzen Juni andauert, möchte „Courage“ zudem die politischen Gespräche mit der Vorarlberger Landesregierung sowie der Bregenzer Stadtregierung bezüglich der notwendigen Förderungen aufgreifen. So solle die finanzielle Absicherung des Vorarlberger Standortes gewährleistet werden. Die Finanzierung erfolgt unter anderem über den Bund, wie etwa Familienberatungförderung, Frauenprojektförderung, Soziales und Gesundheit. Vom Bund, dem Referat Familienberatung, sei laut „Courage“ bereits eine Bundesförderung in Aussicht gestellt worden. Zusätzlich werden jedoch Förderungen des Landes und der Stadt Bregenz notwendig sein, so Wahala. Gespräche diesbezüglich sind geplant. Außerdem möchte „Courage“ in den Austausch mit der Vorarlberger queeren Community treten.

Konkret sind in Bregenz eine Koordinationsstelle und drei bis vier Berater geplant. Darunter werden Sozialarbeitende und psychotherapeutischen Fachpersonen sein. Zudem soll es sexualpädagogische Workshop- und Gruppenleitungen geben.

Courage
Die Beratungsstelle in Wien, wo alles begann. Courage

Ziel dieses Schrittes ist es, dass es in Österreich eine flächendeckende Versorgung für queere Personen und deren Angehörige gibt. „LGBTIQ-Personen benötigen professionelle Anlaufstellen, an die sie sich wenden können, um Informationen, Unterstützung und angemessene Beratung zu erhalten“, so Wahala. Die Komplexität der Beratungsthemen erfordere ein „erfahrenes, belastbares und verantwortungsfähiges“ Beratungsteam. Alle Berater und Beraterinnen bei „Courage“ seien ausgebildete Fachkräfte mit besonderen Kenntnissen in mehreren Bereichen.

Historische Entwicklung

Um ein flächendeckendes professionelles Beratungsangebot für LGBTIQ-Personen einzurichten, hat die Sektion Familie und Jugend im Bundeskanzleramt das Ziel formuliert, in allen Bundesländern „Courage“ zu ermöglichen. Denn bisher gibt es diese erst in Wien, Graz, Salzburg, Inns­bruck, Linz, Klagenfurt und St. Pölten.

Die erste Beratungsstelle wurde 1999 in Wien gegründet. Dies war „lange Zeit die einzige Schwerpunktberatungs­stelle für queere Lebensweisen in Österreich, weswegen LGBTIQ-Personen sowie deren Angehörige oft unzumutbare Anfahrtszeiten in Kauf nehmen mussten“, so Wahala. 2009 folgten Stellen in Graz und Innsbruck, die letzte wurde vergangenes Jahr in St. Pölten eingerichtet. Laut Wahala gab es ursprünglich seitens des zuständigen Bundesministeriums den Plan, die Beratungsstelle nur in vier zentralen Regionen in Österreich zu ermöglichen. „Nun gibt es den politischen Willen, in allen Landeshauptstädten Beratungsstelle Courage zu errichten.“

Tätigkeitsbereiche

Doch was macht „Courage“? Die Stelle setzt sich für Gewaltprävention und sexuelle Gesundheit ein. „Unser Ziel ist es, die Vielfalt hinsichtlich sexueller Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten sichtbar zu machen und somit Vorurteilen, Ausgrenzung, Abwertung und Gewalt entgegenzuwirken“, führt dies Wahala aus.

Courage
Johannes Wahala wird die Ansprechsperson im Prozess sein.
Courage

Einzelpersonen, Paare, Familien oder Gruppen können sich dort anonym und kostenlos in den Schwerpunktthemen Sexualität, Beziehungen, gleichgeschlechtliche Lebensweisen, Transidentität und weiteren Bereichen beraten lassen. Neben der Beratung setzt sich „Courage“ auch in Form von Workshops und Vorträgen für Bildung und Aufklärung ein. Mit dem Bildungsprojekt „Queer Sex Education“ sensibilisiert die Einrichtung darüber hinaus junge Menschen, um queere Personen sichtbar zu machen und Mobbing und Diskriminierung an Schulen entgegenzuwirken.