Kinderbetreuung: Förderungen sprengen erstmals 100-Millionen-Euro-Marke

Der im Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz festgeschriebene Versorgungsauftrag für Gemeinden sorgt für starken Anstieg in Kleinkinder- und Kindergartengruppen. Land zog gestern Bilanz über das Jahr 2023.
Die Zahl der Kinder in Betreuungseinrichtungen wie Kinderkrippen und Kindergärten in Vorarlberg steigt rasant. Das geht aus dem jährlichen Bericht über die Entwicklung der Elementarpädagogik im Jahr 2023 hervor. Landeshauptmann Markus Wallner und Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (beide ÖVP) präsentierten das Zahlenwerk am Dienstag im Anschluss an die Regierungssitzung im Pressefoyer. Die größte Herausforderung ist und bleibt das Thema Personal.
Laut dem Jahresbericht wurden im vergangenen Jahr 44 Kleinkind- und Kindergartengruppen eröffnet und damit rund 600 Betreuungsplätze geschaffen. Bis Herbst 2024 sind über 100 weitere neue Gruppen geplant.
61 Prozent der neu geschaffenen Plätze entsprechen laut Schöbi-Fink dem „Vereinbarkeitsindikator Familie und Beruf“ (VIF). Dieser sieht Öffnungszeiten von mindestens 45 Wochenstunden und maximal fünf Schließwochen pro Jahr vor. „Zwei von drei Kindern besuchen eine solche Einrichtung, aber nicht alle nehmen das ganztägige Angebot in Anspruch, weil die Eltern es nicht oder noch nicht brauchen“, so die Landesstatthalterin.

Deutlicher Anstieg
Genau 16.767 Kinder bis zum Schuleintritt hatten 2023 in Vorarlberg einen Betreuungsplatz in einer der 1033 Kindergarten- und Kleinkindgruppen. Auch bei den Kleinsten ist die Zahl der institutionell betreuten Kinder in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen.
Waren damals rund 15 Prozent der Einjährigen in Vorarlberg in Betreuung, so waren es 2023 bereits 34 Prozent. Bei den Zweijährigen stieg der Anteil von 41 auf 65 Prozent, bei den Dreijährigen von 77 auf 87 Prozent.
Mit einer Betreuungsquote von 34,7 Prozent bei den unter Dreijährigen habe Vorarlberg mittlerweile den dritthöchsten Wert in Österreich, so Wallner. Bei den Drei- bis Fünfjährigen liege die Quote weit über 90 Prozent, „da waren wir schon immer vorne dabei“.
Kinderbetreuungsgesetz. Grund für den deutlichen Anstieg ist das Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, das Anfang 2023 in Kraft getreten ist. Darin ist verankert, dass ab 2023/2024 für Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren ganzjährig und ganztägig ein Betreuungsplatz mit vierwöchiger Schließzeit zur Verfügung stehen muss.
In einem zweiten Schritt sollen ab 2024/25 alle Grundschulkinder an Schultagen zwischen 8 und 16 Uhr betreut werden können. Ab 2025/26 sollen auch alle Zweijährigen für fünf Stunden täglich betreut werden. Zur Deckung des Betreuungsbedarfs können auch Tageseltern herangezogen werden.

Mehr als 100 Millionen Euro
Der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze kostet natürlich Geld. Die Förderungen, die das Land an die zuständigen Gemeinden und privaten Träger ausbezahlt, haben im Vorjahr erstmals die 100-Millionen-Euro-Grenze überschritten. Der Großteil der 105,2 Millionen Euro entfällt naturgemäß auf die Personalkostenförderung, für heuer rechnet Wallner mit 130 Millionen Euro.
Neben der Quantität der Betreuungsplätze werde großer Wert auf die Qualität der Betreuung gelegt, betonten Wallner und Schöbi-Fink, ebenso wie auf die Leistbarkeit der Betreuung für die Familien. Die Haltung des Landes sei klar: „Günstig, aber nicht gratis“. Die Betreuungskosten sind sozial gestaffelt, in der niedrigsten Stufe sind die ersten 25 Betreuungsstunden gratis, jede weitere Wochenstunde kostet einen Euro pro Monat. Rund 90 Prozent der Familien fallen in die Stufe, in der für bis zu 25 Wochenstunden 20 Euro zu zahlen sind.
Personal
Die Personalsituation sei schwierig, aber nicht dramatisch, sagt Schöbi-Fink. Die Ausbildungsoffensive zeige Wirkung. Die Anmeldezahlen an der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik in Feldkirch seien „großartig“. Wie berichtet, wird ab 2024 allen Schülerinnen auf Antrag das Schulgeld erlassen oder rückerstattet.
Auch die Klasse eines neu geschaffenen Tageskollegs für Elementarpädagogik sei mit 23 Anmeldungen für Herbst voll. Zudem sollen ab Herbst 20 Einsatzstellen für das freiwillige soziale Jahr in Kinderbetreuungseinrichtungen für Entlastung sorgen und junge Menschen für den Beruf begeistern.
Jörg Stadler, apa