Hüttenwirt am Piz Buin: “Wir nehmen es, wie es kommt”

03.08.2024 • 08:21 Uhr
Widmann
Emil Widmann, hier mit seinen Kindern Julia und Jonas, hat die Wiesbadener Hütte seit 2018 gepachtet und spricht mit der NEUE am Sonntag über seinen Alltag. Mangard

Felssturz auf der Silvretta-Hochalpenstraße, nachhaltiger Bergtourismus, Gletscher- und Gästeschwund sowie steigende Preise – ein schmaler Grat für den Betreiber der Wiesbadener Hütte.

Kein Grund das Handtuch zu werfen, zumindest nicht für Emil Widmann, der gemeinsam mit seiner Familie die große DAV-Hütte im Silvretta-Massiv bewirtschaftet und der angesichts der durch einen Erdrutsch bedingten Sperre der Silvretta-Hochalpenstraße auf der Vorarlberger Seite mit weiteren Problemen konfrontiert wird.

Piz Buin Reportage
Die Wiesbadener Hütte am Fuß des Piz Buins. Mangard

„Natürlich fehlen uns aktuell die Gäste, über 50 Prozent der Tagestouristen fallen weg. Bei den Nächtigungenen wirkt sich die Sperre weniger aus, hier sind es etwa minus 20 Prozent“, wie der passionierte Wirt und Bergmensch gegenüber der NEUE am Sonntag erzählt.

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Seit 2018 betreibt der Pinzgauer die Schutzhütte des Deutschen Alpenvereins, die bis zu 180 Bergsportler und Bergsportlerinnen beherbergen kann. „Natürlich hatten wir in den letzten Jahren mit großen Herausforderungen zu kämpfen. Bereits im zweiten Jahr meiner Pacht kam der ‚Corona-Wahnsinn‘. Aber man nimmt es, wie es kommt“, zeigt sich Widmann kämpferisch. Die Situation mit dem Felssturz sei weniger vorteilhaft. Die Bielerhöhe ist mit dem Auto nur mehr über Galtür in Tirol erreichbar, vom Montafon her ist die direkte Verbindung unterbrochen. Über den Güterweg Ganifer sei die Hütte aber zumindest per E-Bike oder zu Fuß über das Zeinisjoch und den Kopssee über Umwegen von Partenen aus erreichbar.

Piz Buin Reportage
Ausgangspunkt für zahlreiche Touren im Gebiet. Mangard

„Bei den Nächtigungen fällt das Ganze weniger ins Gewicht, die Alpinsportler buchen meist früh genug und finden den Weg zu uns entweder zu Fuß, im Rahmen einer Hüttentour oder mit dem Fahrrad“, führt der Hüttenwirt weiter aus.

Piz Buin Reportage
Genächtigt wurde im Zimmer mit dem stilechten Namen. Mangard

Auf die Frage, wie er den massiven Rückgang des Gletschers beurteile, antwortet Widmann trocken: „Im Gebirge ist man immer dem Willen der Natur unterworfen. Natürlich bemerken wir den Rückgang, aber wir wissen auch, dass sich der Mensch immer an die Gegebenheiten des Klimas anzupassen hat.“

Piz Buin Reportage
Früher ging der Gletscher beinahe bis zur Hütte. Mangard

Genauso wie der Betreiber der Wiesbadener Hütte, der gemeinsam mit seiner Familie für das Wohl seiner Gäste sorgt. Und auch für eine Partie Schach zu haben ist – wenn es die Zeit zulässt und wenn man sich nicht nur über die Erlebnisse am Berg austauschen möchte.

Piz Buin Reportage
Die Hütte hat 180 Betten. Mangard
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Wenn es die Zeit zulässt, ist Emil für eine Partie Schach zu haben. Mangard