Startschuss für umstrittenes Lkw-Straßenprojekt in Altach

Baustart für die kontroverse Lkw-Straße Kratten in Altach. Nach langer Vorgeschichte stehen noch immer Kritikpunkte im Raum.
Anfang dieser Woche begann der Lkw-taugliche Ausbau der Straße Kratten im Altacher Ried. Die rund zwei Kilometer lange Trasse soll nur an Werktagen während Betriebszeiten und ausschließlich für den Lkw-Verkehr zur Verfügung stehen. Das umstrittene Projekt soll das Altacher Ortsgebiet vom Lkw-Verkehr entlasten und gleichzeitig die Verkehrslösung für den ebenfalls kontroversen Kiesabbau im Sauwinkel sein.
Offene Fragen
Willi Witzemann, Gemeinderat der Bürgerliste Altach und Grüne (BLA.G), kritisiert nach dem Start der Arbeiten noch offene Fragen: “Es gilt zu klären, wo genau die Fahrverbote sind, damit die Zufahrt zu den Bauernhöfen noch möglich ist. Außerdem liegt die Lkw-Straße in einem Retentionsbecken, bei einem Hochwasser des Emmebachs wäre die Straße also nicht befahrbar.” Auch eine Lkw-freie Zufahrt für Fahrräder zum Stadion im Schnabelholz und die Anbindung an die verkehrsreiche L55 hätte der Gemeinderat gerne vor dem Baubeginn abgeklärt gesehen.

“Zudem ist der Kooperationsvertrag für den Kiesabbau zwischen Altach und Götzis noch nicht unterzeichnet. Der Kiesabbau wird der Hauptauslöser für den Verkehr auf dieser Straße”, gibt Witzemann zu bedenken.
Geplante Maßnahmen
Bürgermeister Markus Giesinger (ÖVP) gibt Auskunft zu den Eckdaten des Projekts, das er nicht als Lkw-Straße, sondern als “Entlastungsstraße” bezeichnet haben möchte. “Die bestehende Straße wird asphaltiert, dazu kommen Ausweichen für den Gegenverkehr und ein Ausbau in den Kurven.” Hinzu sollen noch Begrünungsmaßnahmen kommen, dafür sei man aber noch in Abklärungen mit der ökologischen Baubegleitung.

Der Auftrag wurde an die Firma Nägele Hoch- und Tiefbau vergeben. Fertig soll das Projekt in rund drei Wochen sein, wobei das vom Wetter abhängig sei, so der Bürgermeister. Die Kosten belaufen sich auf 203.947 Euro netto.
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Giesinger antwortet auch auf die Kritikpunkte: “Schon zuvor lag die Straße bereits im Retentionsbecken. Das wird geflutet, wenn der Rheintal-Binnenkanal Hochwasser führt und deshalb die Schleuse bei den Rheinauen geschlossen wird, um die Häuser in Hohenems zu schützen. Das kommt aber nur äußert selten vor. Im seltenen Falle eines Hochwassers müssten dann die Lkw über das Ortsgebiet ausweichen, aber die Bewohner haben dafür sicher Verständnis.”

Um Fahrradfahrern die Zufahrt zu Fußballspielen zu ermöglichen, soll eine Radwegverbindung auf dem parallel zur Lkw-Straße verlaufenden Feldweg “Frauenwies” entstehen. Zur Anbindung an die L55 sagt Giesinger: “Mit dem Landesstraßenbauamt ist vereinbart, dass die Situation vorerst so belassen und beobachtet werden soll. Wenn es zu größeren Verkehrsbehinderungen kommt, werden Maßnahmen gesetzt.” Der Kooperationsvertrag zum Kiesabbau sei in rechtlichen und steuerlichen Abklärungen und soll laut Giesinger bald unterschrieben werden.
Ein holpriger Weg
Das Projekt stößt seit mehreren Monaten auf Widerstand. So setzte sich etwa eine Bürgerinitiative gegen den Ausbau der Trasse im Naherholungsgebiet ein. Zuletzt sorgten Aufsichtsbeschwerden der BLA.G gegen Vizbürgermeisterin Susanne Knünz-Kopf und Gemeindevertreter Franz Kopf (beide ÖVP) für Aufsehen.

Laut der Rechtsansicht der BLA.G-Fraktion hätte Knünz-Kopf aufgrund des verwandtschaftlichen Verhältnisses zum Kieswerk, das den Abbauauftrag im Sauwinkel hat, für befangen erklärt werden sollen. Die Stimme von Kieswerk-Betreiber Franz Kopf, der während der Abstimmung über die Lkw-Straße die Gemeindevertretungssitzung verließ, hätte laut der BLA.G mit “Nein” gewertet werden sollen. Die Bezirkshauptmannschaft Feldkirch entschied jedoch in beiden Fällen auf Befangenheit, wodurch bei der Abstimmung die nötige Mehrheit für den Bau erreicht wurde. Bei einem Urteil im Sinne der Antragsteller wäre das nicht der Fall gewesen.