Trump erhöht die Zölle: Ade für den Freihandel?

Das Wort „Zölle“ hält Donald Trump für den schönsten Eintrag im Wörterbuch. Denn „wenn die USA genauso hohe Zölle wie andere nimmt, wird mehr in den USA produziert“. Das bedeutet wiederum „großartige Jobs für alle“, so der Präsident.
Von Christoph Flatz
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Und er macht ernst. Die Zölle auf „Made in China“ wurden bereits im Februar auf 20 Prozent verdoppelt. Die bereits angekündigten 25-prozentigen Einfuhrabgaben auf Güter aus Mexiko und Kanada sind nun am 2. März tatsächlich in Kraft getreten. Ab dem 12. März trifft es dann europäische Stahl- und Aluminiumprodukte. Überhaupt gedenkt Trump, EU-Produkte ebenfalls mit einem Zoll in der Höhe von 25 Prozent zu belegen. Schritt für Schritt sollen nun die Handelsbeziehungen zu jedem einzelnen Land unter die Lupe genommen werden.

Im Grunde kann der „Zoll“ als eine Steuer auf Waren betrachtet werden, die aus dem Ausland kommt. Mit Zöllen will eine Volkswirtschaft heimische Unternehmen vor Mitbewerbern aus dem Ausland schützen. Das ist umso attraktiver, da hier auch noch Einnahmen für den Staat zu generieren sind. In Zeiten vor den Freihandelsabkommen galten Zölle als Standard, jetzt als eine Kampfansage an die ganze Welt.
Noch ist das amerikanische Zollniveau sehr niedrig und das Land offen für den Handel mit der ganzen Welt. Als Verfechterin der freien Wirtschaft ermöglichte die USA damit auch, dass sich wirtschaftlich schwächere Volkswirtschaften aus ihrer Armut herausarbeiten konnten. 2023 erzeugte diese Grundhaltung ein Handelsbilanzdefizit von 1,9 Milliarden US-Dollar. Allein die EU exportierte Waren für 580 Milliarden Dollar in Richtung ihres größten Abnehmers, importierte aber im Gegenzug Waren im Gegenwert von nur 380 Milliarden Dollar. Vor allem hochspezialisierte Industrie- und Konsumgüterprodukte aus dem Ausland sind in den USA sehr gefragt. Nun muss sich auch Europa auf Zölle einstellen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft berechnete, dass durch die neuen Zölle das EU-Bruttoinlandsprodukt um etwa 0,5 Prozent sinken könnte. Das ist bei einem Gesamtwachstum von 0,9 Prozent immens.
Abgaben für Rohstoffe
Einen Zoll anderer Art testet die Europäische Union seit 2023. Der sogenannte „Climate Border Adjustment Mechanism“ sieht in mehreren Ausbaustufen eine Abgabe auf CO2-Emissionen für importierten Stahl, Zement, Aluminium, Dünger, Wasserstoff und Energie aus Drittländern vor. Damit soll der Wettbewerbsnachteil für EU-Mitglieder gemindert und CO2-Flucht in Länder mit geringeren Umweltstandards verhindert werden. Auch der Klimazoll sorgt bei Handelspartnern für Unruhe.