Warnung der deutschen Polizei ignoriert? Neue Details zu Randale im Rheinvorland

26.07.2025 • 12:00 Uhr
Warnung der deutschen Polizei ignoriert? Neue Details zu Randale im Rheinvorland
Laut einer Recherche der Augsburger Allgemeinen Zeitung habe es vor dem Spiel eine Warnung der deutschen Polizei an die Kollegen in Vorarlberg gegeben. Stiplovsek

Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, haben die Kollegen aus Deutschland die Vorarlberger Polizei vor einem möglichen Zusammentreffen der gewaltbereiten Fangruppierungen in Lustenau gewarnt. Die NEUE hat nachgefragt.

Rund um das Eröffnungsspiel im Reichshofstadion kam es zu einer Massenschlägerei, an der laut Polizei rund 150 Personen beteiligt waren. Während die Austria Lustenau von einem überraschenden Angriff spricht, werfen sich die Fangruppen gegenseitig gezielte Provokationen vor. Die Polizei will den Vorfall nun intern prüfen. Die NEUE hat bei der Landespolizeidirektion Vorarlberg und auch der Augsburger Polizei nachgefragt sowie mit Austria-Geschäftsführer Bernd Bösch gesprochen.

Bestätigung aus Augsburg

Die Augsburger Allgemeine bestätigte gegenüber der NEUE auf Rückfrage die erhobenen Vorwürfe. Zudem vermutet die bayrische Redaktion, dass es sich keineswegs um eine im Vorfeld geplante Auseinandersetzung zwischen Hooligans des FC Augsburg und des TSV 1860 München gehandelt habe. Vielmehr spreche nach ihren Recherchen vieles dafür, dass die Gewalt von der Münchner Seite ausging. 

Das würde auch erklären, weshalb ein Großteil der Augsburger Anhänger bereits kurz nach Spielende wieder abreiste und nicht auf eine Auseinandersetzung im Rheinvorland gewartet habe. Die Fans feierten am selben Abend noch ein Jubiläum in Bayern.

Chaotische Zustände vor dem Aufeinandertreffen

Ähnlich schätzt das auch Austria-Vorstand Bernd Bösch ein: „Ich glaube nicht, dass sich die Fans des FC Augsburg ausgerechnet die Stadioneröffnung ihrer Fanfreunde für eine Schlägerei aussuchen. Im Gegenteil, unserer Wahrnehmung nach verlief das Ganze sehr chaotisch und keineswegs verabredet.“ Wenig erfreulich sei der Vorfall für Austria Lustenau ohnehin. Man habe sich internationale Aufmerksamkeit mit dem neuen Stadion erhofft, nicht wegen Ausschreitungen. Die in der Augsburger Allgemeinen erhobenen Vorwürfe gegen die Vorarlberger Polizei wollte Bösch hingegen nicht kommentieren.

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Austria-Vorstandssprecher Bernd Bösch. Stiplovsek

Viele Fragen bleiben offen

Auf Nachfrage der NEUE bestätigt die Landespolizeidirektion Vorarlberg, dass es im Vorfeld der Spiele einen „regelmäßigen Informationsaustausch“ mit den deutschen Behörden gegeben habe, auch im Hinblick auf die mögliche Anreise von Fans des TSV 1860 München. Eine konkrete Anzahl, Reiseroute oder ein präziser Zeitpunkt seien der LPD aber nicht bekannt gewesen. Aufgrund der bestehenden Fanfreundschaft zwischen dem FC Augsburg und Austria Lustenau sei man laut Einschätzung der Polizei von einer friedlichen Eröffnungsveranstaltung ausgegangen. Hinweise auf ein direktes Aufeinandertreffen habe es laut Prognose nicht gegeben.

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Die Stadioneröffnung wurde von unschönen Szenen überschattet.Stiplovsek

Ob es jedoch – wie in der Aussendung der Polizei vom Sonntag formuliert – tatsächlich zu einer „offensichtlich geplanten Begegnung“ kam, wollte die Behörde gegenüber der NEUE nicht bestätigen. Auf wiederholte Nachfrage hieß es lediglich, dass diese Formulierung „nicht revidiert“ werde, aber wegen laufender Ermittlungen derzeit nicht bewertet werden könne. Auch die Frage, ob es im Vorfeld eine konkrete Empfehlung deutscher Stellen gegeben habe, die 1860-Fans zur Grenze zu eskortieren, blieb unbeantwortet. Begründet wurde dies mit dem generellen Grundsatz, keine Details über den Austausch mit ausländischen Sicherheitsbehörden bekanntzugeben.

Warnung der deutschen Polizei ignoriert? Neue Details zu Randale im Rheinvorland
Artikel in der Augsburger Allgemeinen. Screenshot

In der Augsburger Allgemeinen Zeitung hieß es dazu wörtlich: „Darauf soll nach Recherchen unserer Redaktion nicht nur die Augsburger Polizei ihre österreichischen Kollegen hingewiesen und geraten haben, auftauchende Löwen-Fans die paar Kilometer zur deutschen Grenze zu eskortieren. Die österreichische Polizei hielt das anscheinend für nicht nötig.“

Bayerische Polizei relativiert

Angesprochen auf die schweren Vorwürfe, die vonseiten der Augsburger Allgemeinen gegenüber den österreichischen Beamtinnen und Beamten in den Raum gestellt wurden, äußerte sich auf Anfrage der NEUE Polizeihauptkommissar Markus Trieb, vom zuständigen Polizeipräsidium Schwaben Nord. 

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Polizeihauptkommissar Markus Trieb, vom zuständigen Polizeipräsidium Schwaben Nord. Polizei Bayern

„Die Polizei steht im Rahmen von Sportereignissen auch mit der Polizei im angrenzenden Ausland in engem Kontakt und tauscht sich lageangepasst aus. Dazu gehören auch mögliche Reisewege. Bei diesem standardisierten Informationsaustausch werden sowohl die im In- und Ausland zuständigen zentralen Informationsstellen für Sporteinsätze eingebunden. Dieses Vorgehen galt auch für den konkreten Fall“, so der Pressesprecher.

Eindeutige Warnung ignoriert?

Angesprochen darauf, ob es eine konkrete und eindeutige Empfehlung oder auch Warnung aus Deutschland gegeben habe, den Bus der TSV-1860-Krawallmacher bis zur Grenze zu eskortieren, wollte man sich dann aber nicht festlegen: „Generell äußern wir uns aus polizeitaktischen Gründen nicht zu Details der Kommunikation zwischen Sicherheitsbehörden. Der angesprochene Vorfall ereignete sich nicht in unserem Zuständigkeitsbereich, weshalb wir Sie darum bitten, zu konkreten Details bei der zuständigen Pressestelle nachzufragen.“

(NEUE Vorarlberger Tageszeitung)