Wie Europa im Katastrophenfall zusammenhält

Von Spanien bis Griechenland hält die Hitzewelle an, überall lodern riesige Brände. Die EU hilft.
Der Sommer hat seinen Höhepunkt noch nicht erreicht, und doch jagt eine Katastrophenmeldung die andere. An zahlreichen Orten werden Rekordtemperaturen gemessen, entlang der Mittelmeerküsten lodern von Spanien bis Griechenland Brände.
Den dritten Tag in Folge haben Feuerwehrleute in Griechenland gegen drei große Feuerfronten angekämpft. Für die Waldbrände westlich von Athen konnte keine Entwarnung gegeben werden. Auf der Insel Rhodos wurden gestern wegen eines großen Waldbrands drei Dörfer und ein Hotel evakuiert. Der griechische Meteorologe Theodoros Giannaros vom Nationalen Observatorium Athen warnte, dass die Hitze, Trockenheit und Brände in Griechenland noch schlimmer werden, am Wochenende werden bis zu 44 Grad erwartet.
Ähnlich ist die Lage in Italien, in 23 Städten ist bereits die höchste Hitze-Alarmstufe ausgerufen. Auch Südfrankreich und Spanien sind betroffen; in acht Ortschaften der Mittelmeerinsel Mallorca war es am Dienstag mit bis zu 44,9 Grad so heiß wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen.
Österreichs Feuerwehren in Brüssel
In Brüssel fand im EU-Parlament vor wenigen Tagen eine Ausstellung über die Arbeit der österreichischen Feuerwehr statt. Man wolle den Gedanken in die Welt hinaustragen, der die rund 4700 Feuerwehren mit rund 350.000 Mitgliedern antreibt, formulierte es der österreichische Feuerwehrpräsident Robert Mayer. Von „einem Vorbild für ganz Europa“ sprach die VP-Delegationsleiterin Angelika Winzig als Gastgeberin. Sie verwies auf die Beteiligung Österreichs am Europäischen Katastrophenschutzmechanismus UCPM. Winzig: „Für die Größe unseres Landes ist das überproportional, ein Best-Practice-Beispiel für alle.“
EU-Katastrophenschutz
Gegründet 2001, sind im Mechanismus die EU-Länder sowie neun weitere Staaten, darunter die Türkei und die Ukraine, enthalten.
Koordiniert über das EU-Krisenzentrum ERCC in Brüssel können kurzfristig eigene strategisch positionierte Flugzeuge, Such- und Rettungsteams sowie medizinische Teams eingesetzt werden.
Seit 2002 wurde das EU-Katastrophenschutzverfahren über 650 Mal aktiviert, auch in Österreich: Im Oktober 2021 waren in Italien stationierte Canadair CL-415-Löschflugzeuge beim Waldbrand in Hirschwang (Niederösterreich) im Einsatz. Umgekehrt wurden Feuerwehren aus Niederösterreich beim Mega-Waldbrand in der französischen Region Bordeaux im August 2022 und gemeinsam mit Feuerwehren aus der Steiermark 2021 bei Bränden in Nordmazedonien eingesetzt.
2022 zweitschlimmste Waldbrandsaison aller Zeiten
Die Waldbrandsaison 2022 in der EU war nach 2017 die zweitschlimmste aller Zeiten. Es gab fast ein Dutzend UCPM-Einsätze, es waren 33 Flugzeuge, 8 Hubschrauber und 97 Fahrzeuge im EU-Rahmen im Einsatz. Im Herbst 2022 wurden bei einem EU-Ministertreffen vier konkrete Maßnahmen definiert: schnellere Beschaffung von „rescEU“-Flugzeugen, die komplett von der EU finanziert werden, eine Verdoppelung des bisherigen Bestands von Flugzeugen und Hubschraubern noch heuer, Vorabpositionierung von Brandbekämpfern an den „Hotspots“ (Österreich beteiligt sich als eines von elf Ländern) und bessere Pläne zur Waldbrand-Prävention.
Für die EU-Abgeordnete Winzig steht fest, dass das Feuerwehrwesen in der europäischen Gesetzgebung „mehr mitgedacht“ werden müsse. Einige EU-Gesetze, die zum Schutz von Arbeiterinnen und Arbeitern gedacht sind, würden die Arbeit der Feuerwehr unnötig verkomplizieren. Beispiele dafür sei die „General Safety Regulation“ mit ihren Auswirkungen auf die Fahrzeuge der Feuerwehr oder die Trinkwasserrichtlinie: „Die betrifft unter anderem die Grenzwerte für Löschschaum.“