Wien als Vorbild: Neos fordern mehr Geld für Brennpunktschulen

Ein „Chancenindex“, mehr Ganztagesschulen und ein „Bildungsversprechen“: Damit wollen die Neos für mehr Chancengleichheit in der Bildung sorgen.
24 sogenannte “Schulen mit besonderen Herausforderungen” – medial häufig als Brennpunktschulen bezeichnet – gibt es laut einer von 2019 datierten Liste des Bildungsministeriums in Vorarlberg. Neos-Landesvorsitzende Claudia Gamon kritisiert in diesem Zusammenhang: “Ich finde es skandalös, dass es in Vorarlberg immer noch viele Kinder gibt, die nicht dieselben Chancen im Leben haben, je nachdem, wo sie herkommen.” Die Neos wollen darauf reagieren: In einer Pressekonferenz am Mittwoch stellten sie ihre Pläne für mehr Chancengleichheit im Vorarlberger Bildungssystem vor.

Ansetzen will die Partei bei der Schulfinanzierung mit einem “Chancenindex”. Schulen mit mehr Kindern aus bildungsfernen Schichten, mit nicht-deutscher Muttersprache oder anderweitigem Förderbedarf sollen mehr Budget zur Verfügung gestellt bekommen. Dieses könne etwa für Schulpsychologen und Sozialarbeiter eingesetzt werden. “Der Chancenindex könnte auch eine Grundlage dafür sein, dass Lehrer, die dort arbeiten, ein Bonussystem haben, sodass man ihnen mehr bezahlen kann”, führt Gamon die Überlegungen aus. Die Rede ist von bis zu 300 Euro monatlich mehr für jene Lehrer, die an Brennpunktschulen arbeiten.
Wien als Vorbild
Einen solchen Ansatz verfolgt die Stadtregierung bereits in Wien. Dort sind die Brennpunktschulen in aller Munde und machen regelmäßig Schlagzeilen. Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr von den Neos, der als Bildungsstadtrat das “Wiener Bildungsversprechen” auf den Weg gebracht hat und derzeit auf Besuch in Vorarlberg ist, stellte das Projekt in der Pressekonferenz vor: “Das Wiener Bildungsversprechen hat zum Ziel, Brennpunktschulen individuell mit zusätzlichen Ressourcen, Schulberatung und Begleitung zu fördern, damit sich die Schule verbessern kann.”
Auch einen “Mini-Chancenindex” gibt in der Bundeshauptstadt. Durch diesen wird Brennpunktschulen zumindest eine zusätzliche Lehrkraft zur Verfügung gestellt. “Das geht im Rahmen des Landes aber nur sehr gering, weil die Ressourcen für Lehrpersonen vom Bundesministerium zur Verfügung gestellt werden”, merkt Wiederkehr an. “Wichtig wäre ein bundesweiter Chancenindex, damit Schulen in allen Ballungsgebieten davon profitieren”, richtet er einen Appell an die nächste Bundesregierung.
Ganztagsschulen für Integration
Ebenfalls nach Wiener Vorbild wollen die Neos in Vorarlberg das Angebot ganztägiger Schulen in Vorarlberg ausbauen. “Die Ganztagesschule ermöglicht eine Integration ganztägig, weil die Kinder auch am Nachmittag in der Schule mit der deutschen Sprache konfrontiert sind und so voneinander und vom Lehrpersonal lernen können”, argumentiert Christoph Wiederkehr. Über 100 ganztägig geführte Schulen gebe es in der Bundeshauptstadt schon, 10 weitere kämen jährlich dazu.

Aus dem “Wiener Bildungsversprechen” will Claudia Gamon ein “Vorarlberger Bildungsversprechen” machen und die angeführten Maßnahmen im Ländle umsetzen. In diesem Zusammenhang schielen die Neos nicht zum ersten Mal in Richtung einer Regierungsverantwortung nach der Landtagswahl im Herbst.
Keine Information zu Brennpunktschulen
Übrigens: Welche 24 Schulen in Vorarlberg wie anfangs erwähnt “besondere Herausforderungen” haben, ist hierzulande nicht bekannt. Eine entsprechende Anfrage der Neos an Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) aus dem Juni wurde mit einer – Zitat Gamon – “eigenartigen Formulierung” beantwortet. Zunächst hieß es, die 16 Punkte beinhaltende Anfrage betreffe den Zuständigkeitsbereich des Bundes, somit liege “keine Grundlage für eine Beantwortung vor.” Dennoch wurde ein Statement der Bildungsdirektion angeführt und dieser ist nicht bekannt, um welche 24 Schulen es sich handelt.

“Ich glaube, das bringt uns in dieser Frage nicht weiter”, kritisierte Gamon am Mittwoch mit Bezug auf die Anfrage. “Es geht nicht darum, zu sagen, wo etwas falsch läuft, sondern zu identifizieren, welche Schulen mehr Unterstützung brauchen.”