Politik

Zwischen grüner KI und roter Excel-Rechnung

21.11.2024 • 14:32 Uhr
Zwischen grüner KI und roter Excel-Rechnung
In der ersten richtigen Landtagsdebatte der neuen Legislatur ging es hoch her. Paulitsch/Canva

Welche Berechnungen Mario Leiter zum Regierungsprogramm angestellt hat und was ChatGPT zu Daniel Zadras Rede beiträgt: Die unterhaltsamsten Splitter aus der Landtagsdebatte.

Nachdem Markus Wallner im Landtag am Mittwoch seine Regierungserklärung abgegeben hatte, folgte naturgemäß die Kritik der Opposition. Ambitionslos, visionslos, den Status Quo verwaltend – in diesem Tenor kritisierten die Klubobleute Daniel Zadra (Grüne), Mario Leiter (SPÖ) und Claudia Gamon das schwarz-blaue Arbeitspapier für die aktuelle Regierungsperiode. Die unterhaltsamsten Splitter aus der Debatte hat die NEUE zusammengefasst.

Einstimmig, bitte

In seiner Regierungserklärung zählte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) “Schlüsselprojekte” der nächsten Jahre auf, bei denen er auch bei der politischen Konkurrenz um Unterstützung bat: Lünerseekraftwerk II, Glasfaseroffensive, Rhesi und Ausbau am Güterbahnhof Wolfurt sowie am Campus V. „Stimmen Sie so einstimmig wie möglich zu“, bat Wallner – den Wunsch könne er ja formulieren, fügte er hinzu.

Landtagssaal Fotos von der Regierungserklärung und weiteren Rednern und Impressionen aus der Sitzung. Landtag
Markus Wallner bittet auch bei der Opposition um Unterstützung. Paulitsch

ChatGPT, was macht ein gutes Regierungsprogramm aus?

Der Klubobmann der Grünen, Daniel Zadra, störte sich daran, dass künstliche Intelligenz keine Beachtung im Arbeitspapier findet. Fünf Punkte nannte er, die ein Regierungsprogramm brauche, um gut zu sein: „Klare, mess- und überprüfbare Ziele, Fokus auf Nachhaltigkeit, Transparenz und Rechenschaftspflicht, Inklusivität und soziale Gerechtigkeit sowie evidenzbasierte Entscheidungen.“ Das fehle ihm im Programm großteils. „Diese Punkte kommen nicht von den Grünen, sondern von ChatGPT“, schlug Zadra die Brücke zurück zur KI.

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Daniel Zadra nahm die KI zur Hilfe. Screenshot/Land Vorarlberg

Bei einem Test der NEUE mit gleicher Fragestellung kommt ChatGPT auf andere, wenn auch ähnliche fünf Punkte wie Zadras KI: „Klare Ziele und Prioritäten, Umsetzbarkeit und Realismus, soziale Gerechtigkeit und Fairness, Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Kommunikation.“

Auf neuem Terrain

SPÖ-Klubobmann Mario Leiter trat zum ersten Mal hinter das Redepult im Landtag. „Es ist hier imposant“, stellte er fest, „es unterscheidet sich doch sehr von einer Stadtvertretungssitzung.“ Auf kommunaler Ebene hat Leiter als ehemaliger Vizebürgermeister von Bludenz bereits Erfahrung gesammelt.

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Ein ehemaliger Kommualpolitiker in neuer Rolle: Mario Leiter Screenshot/Land Vorarlberg

Excel-Rechnung?

In seiner Kritik am Regierungsprogramm rechnete Mario Leiter vor: „Auf 94 Seiten Arbeitsprogramm findet sich 71-mal der Begriff Ausbau, 57-mal Weiterentwicklung und 41-mal Fort- und Weiterführung. Das ergibt 169 Variationen des Stillstands – das sind fast zwei pro Seite.“ Dafür erntete er einen Zwischenruf von Andrea Kerbleder (FPÖ): „Das ist jetzt eine Excel-Rechnung der SPÖ, oder?“

Landtagssaal Fotos von der Regierungserklärung und weiteren Rednern und Impressionen aus der Sitzung. Landtag
Die Begeisterung über die Kritik der Opposition hielt sich in FPÖ-Reihen naturgemäß in Grenzen. Paulitsch

Redezeit

Die Tatsache, dass Claudia Gamon aus ihrer EU- und Nationalratsvergangenheit Redezeiten von einer Minute gewohnt ist und es für diese Diskussion keine Zeitbeschränkung gab, sei für die Neos-Klubobfrau ungewohnt. Landesrat Christian Gantner (ÖVP) quittierte diese Aussage mit den Worten: „Fünf Minuten reichen, Claudia.“

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Claudia Gamon muss sich an Reden ohne Zeitbeschränkung erst gewöhnen. Screenshot/Land Vorarlberg