Politik

„Vorarlberg ist zu klein, um etwas zu bewegen“

20.06.2025 • 18:14 Uhr
„Vorarlberg ist zu klein, um etwas zu bewegen“
Längst ist der Social Media-Trend in der Landespolitik angekommen. hartinger/instagram/canva

Der Social Media-Trend „Propaganda I‘m Not Falling For“ ist nicht nur bei jungen Menschen beliebt – auch in der Vorarlberger Landespolitik ist er angekommen.

Ein neuer Trend macht in den sozialen Netzwerken die Runde: Unter dem Hashtag „Propaganda I‘m Not Falling For“ (deutsch: Propaganda, auf die ich nicht hereinfalle)zählen junge Menschen – mehrheitlich sind es Frauen – auf, welchen Trends sie bewusst nicht oder nicht mehr folgen.
Dabei sprechen sie die verschiedensten Themen an: von Schönheitsidealen und gehypten Beauty-Produkten über Social-Media-Trends bis hin zu gesellschaftspolitischen Normen. Kurzvideoplattformen wie TikTok, Instagram oder die YouTube-Shorts sind in den letzten Wochen voll mit Videos junger Menschen, die der 40-Stunden-Woche, dem „Clean-Girl-Trend“ oder künstlicher Intelligenz abschwören. Häufig hört man im Hintergrund dazu den Song „I think about it all the time“ von Charli XCX und Bon Iver.

Stocker am Würstelstand

Was ursrpünglich als lustiges Kurzvideoformat begann, hat sich zunehemend politisiert – und das nicht nur inhaltlich. Längst beschränkt sich der Trend nicht mehr nur auf (Hobby-)Influencer, auch die österreichische Polit-Prominenz ist auf den Trend aufgesprungen. So liest man auf dem Instagram-Account von niemand geringerem als Bundeskanzler Christian Stocker, auf welche „Propaganda“ er nicht mehr hereinfällt. „Sanieren und investieren ist ein Widerspruch“, „Konservativ sein ist altmodisch“ oder „Österreich ist zu klein um etwas zu bewegen“ liest man da unter anderem, hervor sticht aber – bewusst in größerer Schrift als die restlichen Statements – „Käsekrainer mit Currysauce schmeckt nicht gut“.

Propaganda I'm Not Falling For
Bundeskanzler Stocker verrät am Würstelstand, worauf er nicht hereinfällt. screenshot/instagram

Ergänzend liest man in der Videobeschreibung: „Meine Meinung: Käsekrainer mit Currysauce > Bratwurst mit Currysause“ (sic!). Überdies sieht man beim Video im Hintergrund, wie der Bundeskanzler eine Currywurst an einem Würstelstand verzehrt.

Landespolitikerinnen springen mit auf

Mittlerweile hat der Trend auch in der Vorarlberger Landespolitik Einzug gehalten. Veronika Marte, Obfrau des ÖVP-Landtagsklubs und Parteikollegin von Stocker, zeigt in einem Instagram-Reel vom 7. Juni, sie falle unter anderem nicht mehr auf folgende „Propaganda“ herein: „weniger ist mehr“, „konservativ sein ist altmodisch“, „Vorarlberg ist zu klein, um etwas zu bewegen“ oder „ohne Social Media bist du unsichtbar“. Parallelen zu Stockers „Propaganda I‘m Not Falling For“-Liste sind durchaus erkennbar, aber auch eigene Punkte wie „ohne Social Media bist du unsichtbar“ oder „dafür bist du zu alt“ führt Marte in ihrem Beitrag an. Andere Elemente Stockers – zum Beispiel die Currywurst – sucht man im Video der Landtagsklubobfrau vergebens.

Propaganda I'm Not Falling For
ÖVP-Klubobfrau Veronika Marte zeigt, auf welche „Propaganda“ sich nicht reinfällt. screenshot instagram

Auch Neos-Landtagsabgeordnete Fabienne Lackner macht bei dem Trend mit: Am 29. Mai postete sie, dass sie unter anderem auf diese „Propaganda“ nicht hereinfalle: „Die EU schadet uns nur“, „Mehr Staat, mehr Verbote“, „Thema Integration nicht ansprechen, denn das hilft nur den Rechten“ oder „Leerstandsabgabe löst das Wohnproblem“.

Propaganda I'm Not Falling For
Auch Fabienne Lackner (Neos) macht mit. screenshot/instagram

Lackner ist nicht die einzige Neos-Politikerin, die sich beteiligt: Außenministerin Beate Meinl-Reisinger postete nur eine Woche später, sie falle nicht herein auf: „Die EU ist schlecht“, „Mütter sollen keine Karriere machen“ oder „Neos werden in der Regierung nichts weiterbringen.“ Ein Unterschied: Meinl-Reisinger spricht nicht von Propaganda, sondern von „Trends I‘m Not Falling For.“

„Vorarlberg ist zu klein, um etwas zu bewegen“
Außenministerin Meinl-Reisinger spricht von “Trends I’m Not Falling For”. screenshot/instagram

Auch außerhalb der Bundespolitik und des Vorarlberger Landtags gibt es rege Beteiligung am Social Media- Trend. Klimaaktivistin Marina Hagen-Canaval postete am 29. Mai nur einen einzigen Punkt: „Propaganda I am not falling for: Der Verfassungsschutz schützt die Verfassung.“

Propaganda I'm Not Falling For
Marina Hagen-Canval nimmt den Verfassungsschutz ins Visier. screenshot instagram

Der „Duden“ definiert den Begriff „Propaganda“ im Übrigen als „systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher oder ähnlicher Ideen und Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen.“ Als zweite Bedeutung gibt er „Werbe, Reklame“ an.