Sport

Mit einfacher Idee einen Hype auslösen

20.03.2021 • 22:47 Uhr
Als Turner sind Rückwärtssaltos für Adrian Nagel auf dem Trampolin kein Problem. Selbst das lässt sich mit dem Seilspringen verbinden. <span class="copyright">stiplovsek</span>
Als Turner sind Rückwärtssaltos für Adrian Nagel auf dem Trampolin kein Problem. Selbst das lässt sich mit dem Seilspringen verbinden. stiplovsek

Mit Seilspringen sollte der Bewegungsarmut der Schüler entgegengewirkt werden.

Wie motiviert man Schüler zur Bewegung, wenn Sportvereine keine Trainings abhalten dürfen und Turnsäle aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen bleiben müssen? Dieser Fragestellung und Herausforderung sahen sich Christoph Neyer und Conny Berchtold vom Schulsport Vorarl­berg ausgesetzt. Gemeinsam mit dem Allgemeinen Sportverband Österreich (ASVÖ) entstand die Idee, eine Seilsprung-Herausforderung zu etablieren und damit der Bewegungsarmut der Schüler entgegenzuwirken. „Vor ein paar Jahren hätte man uns dafür noch ausgelacht. Aber wir haben gesagt, wir versuchen das, weil es viele Kinder gar nicht mehr können“, erklärte Neyer die Anfänge. Bereits wenige Stunden nach der Ausschreibung sahen sich die Verantwortlichen eines Besseren belehrt. Denn statt Gelächter regnete es Anmeldungen aus den Schulen für die „Rope Skipping Challenge“. Statt der als Ziel gesteckten 300 wurden so schnell 600 Schüler für den kleinen Wettbewerb angemeldet und ein kleiner Sporthype ausgelöst. Am Ende sprangen über 4200 Schüler aus 210 Klassen und von 40 Schulen um die Wette. „Vom Bodensee in Hard bis an den Arlberg in Lech, also quer durch das Land hüpfen sie“, zeigte sich Neyer erfreut.

Bei jedem Wetter sind die Schüler an der frischen Luft. Der Motivation tut die Kälte jedoch keinen Abbruch. <span class="copyright">stiplovsek</span>
Bei jedem Wetter sind die Schüler an der frischen Luft. Der Motivation tut die Kälte jedoch keinen Abbruch. stiplovsek

Pure Begeisterung

Dabei haben sich die Verantwortlichen für den Wettbewerb einen besonderen Kniff ausgedacht. Anstatt Einzelleistungen in den Vordergrund zu heben, sollte die gesamte Klasse als Einheit antreten. Das Ziel war es für jeden Teilnehmer, innerhalb einer Minute so viele Sprünge wie möglich zu erreichen. Die fünf besten Versuche wurden addiert, um dann einen Durchschnitt der Klasse zu erhalten.
Nach etwas mehr als einem Monat des Springens steht das Ergebnis nun fest. Die Klasse 3a der SMS Bregenz-Schendlingen erreichte den höchsten Wert. Sportlehrerin Sabrina Gritsch überlegte sich sogar ein Klassenprojekt und musste am Ende 17 Tafeln Schokolade für ihre Schüler sponsern. Auch ihre Kollegin Barbara Kohler von der Mittelschule Wolfurt berichtete von enthusiastischen Schülern und einem gelungenen Vorhaben: „Wir sind voll begeistert. Die Schüler sind wirklich mit Feuereifer dabei. Die haben die größte Gaude, da mitzumachen. Wir haben sogar gemerkt, dass auch Nicht-Sportklassen begeistert waren.“
Dieser Einschätzung schließt sich ihr zehn-jähriger Schüler Noah Finkler von der 1a-Klasse an: „Die ganze Klasse ist zusammen, und wir können endlich wieder Sport machen.“

Der Schulplatz wird kurzerhand zur Turnhalle umfunktioniert. <span class="copyright">stiplovsek</span>
Der Schulplatz wird kurzerhand zur Turnhalle umfunktioniert. stiplovsek

Nächste Stufe: Double Dutch

Der Erfolg stoppte weder an den Grenzen des Schulgeländes, noch bei den Schülern selbst. Neyer und Berchtold erreichten Videos von springenden Schülern, die ihre Fertigkeiten auch in den eigenen vier Wänden vorantreiben wollten. Und einige Lehrer sind in der Zwischenzeit ebenfalls in den kompetitiven Modus übergegangen und haben sich an dem Bewerb beteiligt.
Auch wenn die Challenge nun bereits ihr Ende gefunden hat, bastelt Kohler bereits an den nächsten Schritten. „Ich möchte mit dem Seilspringen weitermachen und dass die Schüler auch Double Dutch können. Das sind zwei Langseile, die zwei Leute ineinander schwingen. Das wäre noch ein Ziel“, blickt die Lehrkraft bereits den kommenden Sportstunden entgegen.
Auch die Verantwortlichen vom Schulsport Vorarlberg sind nicht untätig geblieben und haben die nächsten Herausforderungen schon in petto. Den Anfangt macht im April eine Ballspielchallenge. Der Mai soll dann ganz im Zeichen des Laufens stehen, und auch der Juni wird gerade vorbereitet. Denn auch wenn der Wettbewerb­s­charakter die Motivation der Schüler steigern sollte, das eigentlich Ziel war die Förderung der Bewegung.
Wie bedeutend diese für die Schüler ist, erklärt der Fachinspektor für Bewegungserziehung und Sport Berchtold: „Bewegung ist eine Grundvoraussetzung für den schulischen Betrieb, die Gesundheit, das Wohlbefinden und das Lernen selbst. Bewegung unterstützt nachweislich die Denkfähigkeit. Leider wird immer zuerst an der Bewegung gespart.“ Mit ihrer Seilsprung-Idee haben sie jedenfalls die Bewegung wieder gesteigert, und vielleicht können auch die neuen Inspirationen an den Erfolg der ersten Challenge anknüpfen.