Rossi hat sein Glück gefunden in der NHL

In der Nacht auf Samstag hat Marco Rossi bei Minnesota Wild sein 100. NHL-Spiel bestritten. Rossi ist in seiner dritten NHL-Saison durchgestartet.
Wenn ein Eishockeycrack für einen Preis nominiert ist, der an den Spieler mit der meisten Ausdauer, Hingabe, Sportsgeist und Fairness im Eishockey geht, dann zeugt das von einem großen Herzen. Marco Rossi ist in der NHL für solch einen Preis nominiert. Und das völlig zu recht. Der Rankweiler hat nie aufgegeben. Weder, als er die gesamte NHL-Saison 2020/21 verpasste, weil er infolge einer zunächst nicht diagnostizierten Long-Covid-Erkrankung an einer Herzmuskelentzündung litt und in diesem Zustand bei der U20-WM in Kanada auflief.
Ohne es zu wissen, schwebte der damals 19-Jährige in Lebensgefahr, man mag es kaum laut aussprechen, aber er hätte damals jederzeit auf dem Eis kollabieren können. Noch gab Rossi auf, als er nach erstellter Diagnose monatelang auf das Training verzichten musste und ihn schon das Treppensteigen außer Atem brachte. Rossi ließ sich auch nicht entmutigen, als er den folgenden Spielzeiten nie so recht Fuß fasste bei Minnesota Wild und letztlich immer wieder beim Farmteam Iowa in der AHL landete, wo er 2021/22 mit 53 Scorern in 63 Spielen und 2022/23 51 Punkten in 53 Spielen auf gute Scorerwerte kam, aber auf keine überragenden. Seine Einsätze in der NHL verliefen in jener Zeit farblos. 21 Mal kam Rossi in diesen beiden Spielzeiten in der NHL zum Einsatz, erstmals am 6. Jänner 2022 beim Spiel in Boston.

Urvertrauen fehlte
Doch ein wirkliches Urvertrauen des seinerzeitigen Wild-Headcoaches Dean Evason erspielte er sich nie, auch nicht, als er in der Pre-Season 2022/23 mit neun Punkten ligaweit der beste Scorer war. Evason kam danach zwar nicht drum herum, Rossi in den NHL-Roster aufzunehmen, brachte ihn aber nur in der vierten Linie und verfrachtete ihn schon nach zwei Partien wieder auf die Tribüne. Vor 13 Monaten, im März 2023, tauchte kurz vor der Trade-Deadline das Gerücht auf, wonach der Vorarlberger in Vancouver landen könnte. Wild-GM Bill Guerin blockte den Trade letztlich ab – und doch stellte sich damals die Frage, ob Rossi unter Wild-Coach Evason tatsächlich noch den Durchbruch schaffen könnte.
Rossi antwortete mit noch mehr Fleiß, noch mehr Herz, noch mehr Willen, legte im Sommer 2023 sieben Kilogramm Muskelmasse zu und erzielte schließlich am 14. Oktober 2023 in seinem 23-NHL-Spiel sein erstes Tor. Sechs Wochen später war Evason nach einem durchwachsenen Saisonstart Geschichte bei Minnesota Wild. Unter dem neuen Headcoach John Hynes genießt Rossi mehr Vertrauen, aber so vollends von der Leine lässt ihn auch Hynes nicht, weil der Vorarlberger nur sehr wenig Eiszeit in den beiden Top-Linien und bei Überzahl bekommt. Gerade deshalb ist Rossis Punkteausbeute von 38 Scorern bei 21 Toren und 17 Vorlagen ein Ausrufezeichen – auch wenn ihm noch die letzte Konstanz fehlt und er im Frühjahr eine schwierige Phase zu überstehen hatte.
Aber entmutigen, nein, das lässt sich Rossi nicht. Der Center ist ein tiefgläubiger Mensch, betet vor jedem Spiel und bezieht viel Kraft aus seiner Verbindung zu Gott. Rossi ist nämlich einer, der verinnerlicht hat, dass alles im Leben seinen Sinn hat, dass Rückschläge kein Untergang sind, sondern die Chance auf Wachstum bieten.

Trainer-Lob
Das alles sagt und schreibt sich leicht, doch Rossi lebt diese Einstellung. Und darum eben ist Rossi für die Bill Masterton Memorial Trophy nominiert worden. Einen Preis, der an den Spieler mit der meisten Ausdauer, Hingabe, Sportsgeist und Fairness im Eishockey geht. Jede Organisation konnte einen Spieler nominieren, bei Minnesota entschied man sich für Rossi. Headcoach Hynes sagt: „Marco ist ein toller Junge. Er ist ein junger Spieler, der sich coachen lässt, und er ist ein guter Teamkamerad. Er wird lernen, wie man in dieser Liga erfolgreich ist. Das Talent und die Fähigkeiten sind bei ihm vorhanden. Er hat auch dieses Jahr schon eine Menge dazugelernt in seiner ersten vollen NHL-Saison. Ich habe sehr viel Gutes von ihm in diesem Jahr gesehen, und ich hoffe, dass er sich weiterhin so gut entwickeln wird.“
Die Play-offs hat Rossi mit Minnesota zwar verpasst, aber der Oberländer ist mit nun 22 Jahren angekommen in der besten Eishockeyliga der Welt.
Ausblick
Geht es nach Rossi, wird er im Mai bei der WM dabei sein, noch fehlt aber die Freigabe von Minnesota. Wie es darüber hinaus mit dem Vorarlberger weitergeht, wird die Zeit weisen. Dass Rossi das Herz hat, noch mehr über sich hinauszuwachsen, ist mehr als nur offensichtlich. Der Rest ist auch so ein bisschen Schicksal – wer wüsste das nach den vergangenen Jahren besser als Rossi.