Sport

Entscheidende Tage für die ICE Hockey League

17.04.2025 • 08:00 Uhr
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Ein Blick in die moderne Budapester Eishalle Tüskecsarnok, der Heimstätte von Ferencvaros.GEPA

ANALYSE. Spätestens morgen veröffentlicht die ICE Hockey League, wie die Abstimmungen über die Aufnahmeanträge von Ferencvaros Budapest und Asiago neu ausgefallen sind. Jeder Ausgang scheint möglich.

In den kommenden Stunden veröffentlicht die ICE Hockey League, ob Ferencvaros Budapest und eine neu gegründete Organisation aus Asiago in die Liga aufgenommen werden. Beide Klubs konnten im März bei einer Ligasitzung ihr Projekt vorstellen, am Montag hatten die zwei Antragsteller die Gelegenheit, der Liga den Fortschritt ihres Projekts zu präsentieren. Noch vor wenigen Wochen galt als klar, dass weder Budapest noch Asiago neu die erforderliche Mehrheit für eine ICE-Aufnahme bekommen würden. Doch die Stimmung in der Liga hat sich gedreht.

Für und Wider

Zum einen ist da die Aufnahmegebühr von 150.000 Euro pro Neueinsteiger, mit der die Liga unter der Geschäftsführung von Christian Feichtinger erfahrungsgemäß gerne Budget-Löcher füllt. Wodurch aktuell bis zu 300.000 Euro in die Ligakassa kommen könnten. Zum anderen würde man mit Ferencvaros die Millionenstadt Budapest ans Land ziehen, was für die Internationalisierung der Liga und die Erweiterung der Werbemärkte ein Quantensprung wäre. Der magyarische Spielermarkt wäre auch groß genug für einen zweiten ungarischen ICE-Klub, der bisher einzige Vertreter Fehervar würde durch die Derbys und der gestiegenen Aufmerksamkeit in Ungarn vielmehr vom Ferencvaros-Einstieg profitieren.
Zu den Realitäten gehört aber auch, dass Ferencvaros aktuell in der ungarischen Liga nur ein paar Hundert Zuschauer in die Halle lockt – wobei das Eisstadion mit Namen Tüskecsarnok, was zu Deutsch Stachelhalle heißt, hochmodern und ein Blickfang ist: Die Halle hat die Form einer Ellipse, auf dem Kuppeldach sind 84 Stacheln angebracht, abends können die steilen Glaspyramiden farbig beleuchtet werden. Soll heißen: Eine Aufnahme von Ferencvaros würde grundsätzlich durchaus Sinn machen. Die Frage ist jedoch, wie seriös ausfinanziert das Projekt ist.
Auch bei Asiago neu gibt es Für und Wider. Hinter der neuen Organisation Hockey Club Asiago stehen andere Macher als bei dem gescheiterten Projekt Asiago 1935. Der völlig neue Vorstand unter der Führung von Mario Lievore hat der Liga offenbar einen ambitionierten Plan vorgelegt, doch die Probleme mit der Halle sowie der Verdorfung der Liga blieben bestehen: Asiago liegt auf 1000 Höhenmeter und zählt nur rund 6000 Einwohner. Die Halle wiederum ist marod und ein einziger Zustand. Die Frage ist daher, wie sehr sich die Stimmungslage bei den ICE-Klubs gedreht hat. Die Nicht-österreichischen Teams werden vermutlich für die Aufnahme beider Antragsteller stimmen. Doch wie steht es um die österreichischen Klubs?

Weitreichende Folgen

Für die Liga und nicht zuletzt für die Pioneers haben die Ergebnisse der Abstimmungen über Budapest und Asiago weitreichende Folgen: Werden beide Vereine aufgenommen, hätte die Liga erstmals 14 Teilnehmer, wodurch der Grunddurchgang auf 52 Spiele anwachsen würde.
Bei diesem Szenario wäre für vier Teams nach dem Grunddurchgang Schluss, was für die Pioneers keine so guten Neuigkeiten wären. Zumal Ferencvaros sportlich durchaus einiges zuzutrauen ist. Wird nur entweder Budapest oder Asiago aufgenommen, bliebe es bei 13 Teilnehmer und der aktuelle Modus hätte Bestand: Die drei Letztplatzierten scheiden nach dem Grunddurchgang aus, die Teams auf den Rängen sieben bis zehn spielen in Pre-Play-offs die zwei letzten Viertelfinalisten aus. Auch dieser Modus ist für die Feldkircher suboptimal, denn mit dem alten Asiago ist ein schwacher Ligateilnehmer aus der ICE geflogen; und niemand weiß, wie stark das neue Asiago wäre: Platz zehn zu erreichen könnte also noch schwieriger werden als bisher.

Ice Hockey League Abstimmung Vereine 2025/26
Aus sportlicher Sicht wäre es wohl nachvollziehbar wenn die Pioneers gegen die Aufnahme von Budapest stimmen würden. Klaus Hartinger, GEPA

Zwischenrunde

Für die sportlichen Aussichten der Pioneers wäre es am besten, wenn keine neuen Vereine in die Liga aufgenommen würden. Dann würde, das ist bereits beschlossen, die Zwischenrunde wiedereingeführt: Nach dem Grunddurchgang würde die ersten Sechs das Heim- und Pickrecht fürs Viertelfinale ausspielen, die Teams auf den Rängen sieben bis zwölf würden in Hin- und Rückrunde zwei Viertelfinalplätze ausspielen, wobei vermutlich wieder die in der regulären Saison erzielten Punkte gestrichen würden und je nach Platzierung Bonuspunkte verteilt würden. Vorteil dieser Regelung wäre, dass auch die Tabellennachzügler bis in den März hinein Chancen aufs Play-off hätten. Nachteil wäre, dass der Grunddurchgang fast komplett entwertet wäre.
Es wäre keine Überraschung, wenn die Pioneers aus all diesen Überlegungen heraus gegen die Aufnahme von Asiago und Budapest stimmen würden, zumal mit Budapest eine sehr weite Auswärtsfahrt hinzukäme. Bei den Capitals dürften die Überlegungen genau in die andere Richtung gehen: Budapest wäre ein echtes Derby für den Wiener Hauptstadtklub. Zumindest ähnlich könnte man bei den Graz 99ers argumentieren: Der Grenzverlauf zwischen der Steiermark und Ungarn ist über 50 Kilometer lang, wenngleich die Fahrtzeit nach Budapest über vier Stunden beträgt.

Überraschung

Spätestens morgen ist klar, in welche Richtung sich die ICE Hockey League entwickelt. Wie immer gilt: Überraschungen sind in der ICE-Liga eher Programm als ungewöhnlich – wobei gar nicht mehr so sicher ist, was denn noch eine Überraschung wäre.
Offen ist letztendlich, wie schwer das Prinzip Hoffnung bei den zwölf abstimmungsberechtigen ICE-Klubs wiegt; denn natürlich sind Absprachen unter den Vereinen durchaus Usus. Es gibt jedenfalls gute Gründe, die für und gegen eine Aufnahme von Asiago und Budapest sprechen. Vielleicht sollte man es genau deshalb mit beiden lassen – aber so viel Pragmatismus seitens der Liga wäre irgendwie tatsächlich eine Überraschung.