Sport

Altacher mit dem Rücken zur Wand

24.04.2025 • 08:00 Uhr
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Die Altacher wirken völlig ratlos. GEPA

Der SCR Altach liegt auch fünf Runden vor Schluss am Tabellenende. Noch ist alles möglich für die Rheindörfler, aber für einen Umschwung muss sich vieles ändern beim SCRA.

Fünf Spiele haben die Altacher noch, um den drohenden zweiten Bundesliga-Abstieg nach 2009 zu verhindern. Es braucht dafür, Stand jetzt, keine Heldentaten: Der GAK und Klagenfurt sind für das Schlusslicht aus dem Rheindorf weiterhin erreichbar. Um die Grazer zu überholen, fehlen aufgrund des verlorenen direkten Duells zwei Punkte, auf Klagenfurt, bei dem die Punkte abgerundet wurden, sind es drei Punkte. Das heißt also, dass schon ein einziger Sieg alles ändern kann.

Dünne Leistung

Nach Altachs Auftritt am Dienstag am Tivoli stellt sich allerdings mehr denn je die Frage, ob diese Altacher in der Lage dazu sind, das Momentum doch noch auf ihre Seite zu holen. Zumal mit Florian Dietz der vielleicht größte Hoffnungsträger mit einem Schlüsselbeinbruch für den Rest der Saison ausfällt. Die Köln-Leihgabe feierte am Dienstag nach seiner Schulterverletzung sein Comeback, fiel auf die malträtierte Schulter und musste nach nur neun Minuten wieder runter. Wenn du kein Glück hast, kommt eben auch noch Pech dazu.
Die Leistung der Rheindörfler am Tivoli war dünn. Es ist richtig, dass die Altacher deutlich mehr Ballbesitz hatten, und das nicht zum ersten Mal in der Qualifikationsgruppe, aber das liegt auch daran, dass die Gegner die SCRA-Spielanlage längst entschlüsselt haben: Der Ingolitsch-Elf fehlt die individuelle Klasse, um tiefe Abwehrblöcke auszuspielen, darüber hinaus sind die Rheindörfler extrem anfällig, wenn der Gegner umschalten kann. So erzielten die Tiroler am Dienstag ihr Siegtor. Die Gefahr, dass auch die restlichen Spiele in der Abstiegsgruppe so verlaufen wie das Spiel am Tivoli oder davor der Abstiegsgipfel beim GAK, ist also sehr groß. Die Altacher haben mehr Spielanteile, kommen vereinzelt auch in die gefährlichen Zonen, was man allerdings gegen die direkten Abstiegskonkurrenten auch voraussetzen muss, aber klare Torchancen erspielen sich die Altacher nur selten.
Am Tivoli hatten die Rheindörfler eine echte Torchance, als in der 32. Minute beim Stand von 0:0 Dijon Kameri am langen Pfosten vorbeizielte. Ansonsten hatten Alexander Gorgon (51.) und Ousmane Diawara (60.) noch zwei erwähnenswerte Aktionen, aber bei Gorgons Aktion spielte der Torhüter mit und bei Diawaras Kopfball war die Flanke zwar punktgenau, aber dass ihr die Schärfe fehlte, machte den Abschluss schwierig. Freilich hätte der Ball trotzdem im Tor landen können, aber Spieler, die diese Qualitäten haben, spielen nicht in Altach.

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Aufgebrachte Fans nach der Niederlage gegen die WSG Tirol. GEPA

Entschlüsselt

Das Fazit, dass die Altacher am Dienstag die bessere Mannschaft waren, ist also mehr als trügerisch. Vielmehr sind die Rheindörfler den Tirolern um Trainer Philipp Semlic in die Falle gegangen. Die Wattener hatten gar kein Interesse daran, das Spiel zu machen.
Dass die Spielidee von Ingolitsch überhaupt nicht zu Altach passt, beweisen ja die Zahlen: In 18 Spielen mit dem 33-Jährigen an der Seitenlinie gelangen den Altachern nur zwei Siege, mit der Niederlage am Tivoli hat Ingolitsch einen Punkteschnitt von 0,67 Zählern erreicht, womit er den Negativrekord Urs Schönenbergers eingestellt hat. In den vergangenen Jahren konnten die Rheindörfler das Ruder im Saisonendspurt immer noch herumreißen, doch da hatten die Altacher mit Klaus Schmidt und Ludovic Magnin auch zwei Trainer, die auf schnörkellosen Fußball setzten und im Fußball schon alles erlebt hatten. Nach dem Spiel in Innsbruck forderten die mitgereisten Altach-Fans erstmals lautstark den Rauswurf von Ingolitsch. Dass der Verein gestern schon um 8.12 Uhr die Einladung für das Pressegespräch am Freitag mit Ingolitsch versandte, darf durchaus als Zeichen verstanden werden, dass man beim SCRA diese Diskussionen im Keim ersticken will. Doch dafür wird es vor allem Siege brauchen.

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Roland Kirchler und Dejan Stojanovic stellten sich den enttäuschten Fans. GEPA

Wieder Tirol

Am Samstag kommt es im Schnabelholz zum Rückspiel gegen die Tiroler, die Alt­acher werden wieder mehr Ballbesitz haben, die Wattener werden wieder tief stehen und wieder auf Umschaltmomente und Standards setzen. Man muss aus Alt­acher Sicht hoffen, dass beim SCRA irgendwie ein Ball durchrutscht. Ansonsten könnte es ein unliebsames Déjà-vu geben. Und dann wird es wirklich eng.

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Große Enttäuschung bei den Altachern. Es bleiben nur noch fünf Spiele, um den Abstieg zu verhindern. GEPA
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GEPA

Fabio Ingolitsch

Altach-Trainer seit: 9. Oktober 2024
Bilanz: 18 Spiele, 2S–6U–10N
Punkteschnitt: 0,67 (12:42)
Torbilanz: 16:31
Tore Heim/Auswärts: H: 7:11; A: 9:20
Heimbilanz: 8 Spiele, 0S–5U–3N
Auswärtsbilanz: 9 Spiele, 2S–1U–7N