Sport

Hard oder ­Bregenz: Es kann nur einen geben

26.04.2025 • 08:00 Uhr
Hard oder ­Bregenz: Es kann nur einen geben
Dietmar Stiplovsek

Der Alpla HC Hard empfängt heute um 18.30 Uhr zum Auftakt der Best-of-Three-Viertelfinalserie Bregenz. Bei dem brisanten Duell greift die alte „Highlander“-Regel: Es kann nur einen geben.

Es ist angerichtet. Der Alpla HC Hard und Bregenz Handball treffen im Play-off-Viertelfinale in einer Best-of-Three-Serie aufeinander. Und damit so früh wie noch nie in der K.o.-Phase der HLA-Meisterliga. Möglich machte dieses Vorarlberger Handballfest die Entscheidung der Roten Teufel, die sich als Grunddurchgangssieger ihren Gegner zwischen den Teams auf den Rängen fünf, sechs, sieben und acht wählen konnten und mit Heimrecht in die Serie gehen.

Qual der Wahl

Die Harder schwankten zwischen Vöslau und Bregenz – und entschieden sich für den ewigen Rivalen aus der Nachbarschaft. Der Pick der Harder ist durchaus nachvollziehbar, denn von den zur Wahl gestandenen Teams schenkten sich alle wenig bis gar nichts. Dass Tirol (5.) und Vorjahresmeis­ter Linz (6.) keine Option waren, sollte nicht überraschen.
Gegen Vöslau als Gegner sprach, dass die Harder zum Zeitpunkt des Pickens vor dem ÖHB-Cup-Halbfinalduell mit Vöslau standen; und die Harder wollten nicht innerhalb weniger Tage vier Mal auf den unbequemen Gegner aus Niederösterreich treffen. Im Rückblick ist diese Entscheidung noch nachvollziehbarer, als sie es zum Zeitpunkt des Pickens war, denn die Harder erlebten beim Final Four gegen Vöslau ein Waterloo und verpassten trotz langer Führung das Endspiel. Gegen Bregenz haben die Harder in dieser Saison alle drei Spiele gewonnen: In der Liga, das letzte Spiel ist erst zwei Wochen her, zwei Mal mit einem Tor Vorsprung, im ÖHB-Cup gab es einen 38:27-Kantersieg.
Aber: Hards Cup-Pleite hat so ein bisschen das Momentum gedreht. Die Roten Teufel müssen im Derby liefern, die Bregenzer wiederum können fast nur überraschen. Hinter der Sieben von Marko Tanaskaovic liegt ein entsetzliches Frühjahr: Der Rekordmeister gewann nur drei der acht Spiele im laufenden Jahr und ist seit fünf Spielen sieglos. Gegen die Bregenzer spricht auch, dass es ihnen an der Kaderbreite fehlt. Trotzdem gab es im Sport wahrlich größere Überraschungen, als es ein Weiterkommen der Bregenzer wäre. Denn ein Derby, so platt es klingt, kann eine ganz eigene Dynamik entwickeln, zumal mit Matic Kotar ein wichtiger Leistungsträger ins Line-up der Bregenzer zurückkehrt.

Hard oder ­Bregenz: Es kann nur einen geben
Hard gegen Bregenz – ein Spiel, das elektrisiert. Dietmar Stiplovsek

Zeichen setzen

Richtungsweisend für die gesamte Serie wird wahrscheinlich schon die heutige erste Halbzeit in der Sporthalle am See. Gelingt es Gastgeber Hard, die Enttäuschung aus dem ÖHB-Cup-Halbfinale abzuschütteln und mit einer klaren Führung gleich Kante zu zeigen, dürfte es schwer für Bregenz werden. Doch wenn es die Bregenzer Sieben um Markus Mahr schafft, an den Hausherren dranzubleiben oder gar in Führung zu gehen, dann könnte es eine Frage der Neven werden bei Hard.
Zuletzt schickt Bregenz-Geschäftsführer Björn Tyrner schon eine Spitze in Richtung Rote Teufel, in dem er befand, dass die Harder schon alleine deshalb Favorit seien, weil sie vermutlich den „mit Abstand teuersten Kader der Liga“ hätten.
Klar ist aber auch, dass letztendlich beide Teams, unabhängig vom Serienausgang, von diesem Viertelfinal-Kracher profitieren: Beide Teams werden vor ausverkaufter Halle spielen, Hard mitunter sogar zwei Mal, beide Vereine bekommen in der Öffentlichkeit eine große Bühne und können somit nicht zuletzt auch ins Bregenzer Landhaus zu Sportlandesrätin Martina Rüscher eine Botschaft schicken, wie sehr der Handballsport in Vorarlberg bewegt: Denn auch den beiden HLA-Klubs drohen empfindliche Förderungskürzungen – mit unabsehbaren Folgen für den Handball-Standort Vorarlberg. Bei allen Gegensätzen und aller Rivalität spielen die Harder und Bregenzer in den kommenden Partien also gewissermaßen auch in einem Team.

Hard oder ­Bregenz: Es kann nur einen geben
Das Trainer-Duell: Hards Hannes Jón Jónsson… Dietmar Stiplovsek

Alte “Highlander”-Regel

Trotzdem kommt mal wieder, Cineasten werden sich erinnern, die weiblichen wohl vor allem an Hauptdarsteller Christopher Lambert, die alte „Highlander“-Regel zur Anwendung: Es kann nur einen geben. Doch wer ist es im Derby, der Köpfe rollen lässt? Die Bregenzer könnten mit einem Weiterkommen gegen Hard ihre scheidende Identifikationsfiguren Ralf Patrick Häusle und Sebastian Burger gebührend verabschieden – die beiden Eigengewächse beenden im Sommer ihre Karriere. Zudem verlässt Markus Mahr den Klub aus der Landeshauptstadt. Den Alpla HC Hard wiederum verlassen im Sommer Nico Schnabl und Karolis Antanavicius.
Bregenz-Rückraum Mahr betont: „Wir freuen uns schon alle sehr, dass es jetzt in die entscheidende Phase geht. Wir haben erst vor Kurzem gegen Hard gespielt und haben daher noch alles recht frisch im Kopf. Wir müssen bereit, motiviert und vor allem fokussiert auf unsere Leistung sein, damit wir die Aufgaben, die uns bevorstehen, perfekt umsetzen können. Ich glaube, jeder auf dem Feld wird sein Maximum geben und wir können uns auf eine volle Halle freuen!“ Hard-Trainer Hannes Jón Jónsson erklärt: „Endlich geht’s los und darauf freuen wir uns. Bregenz ist ein starker Gegner, es macht immer sehr viel Spaß, gegen sie zu spielen. Jetzt wird Kotar wieder spielen und das macht sie noch besser. Wir schauen auf uns, kennen unsere Stärken und wissen, was wir besser machen können und werden. Das ist eine Serie, am Samstag wird nichts entschieden, aber mit einer vollen Teufels­arena im Rücken haben wir eine gute Chance, den ersten Schritt zu machen.”

Hard oder ­Bregenz: Es kann nur einen geben
…gegen Marko Tanaskaovic und Bregenz Handball. Dietmar Stiplovsek

Spiel mit dem Feuer

Letztlich bleibt: Verpasster ÖHB-Cup-Titel der Harder hin, eigene Gesetze im Derby her – der Alpla HC Hard geht als klarer Favorit in das Nachbarschaftsduell. Hard verlor letztmals vor drei Jahren gegen Bregenz und gewann seither fünf von sieben Spielen. Mit einem Perspektivwechsel sieht die Bilanz noch eindeutiger aus: Seit dem 12. November 2016 konnte Bregenz von 26 Spielen gegen Hard nur 5 gewinnen.
Bringt die Jónsson-Sieben ihre beste Leistung auf die Platte, wird sich der Grunddurchgangssieger durchsetzen. Aber wenn die Harder das Tempo wieder nur zwischendurch anziehen wie beim 38:37-Heimsieg am letzten Spieltag der regulären Saison, dann wird das Derby ein Spiel mit dem Feuer für die Roten Teufel. Am Ende kann es nur einen geben.

HLA-Derbybilanz:

Spiele: 104
Siege Bregenz: 50
Unentschieden: 12
Siege Hard: 42
Heimsiege: 50
Auswärtssiege: 42
Bregenz-Heimspiele: 28S–4U–20N bei 1426:1385 Tore
Hard-Heimspiele: 22S–8U–22N bei 1401:1369 Toren
Tore Gesamt: 5581
Tore Bregenz Gesamt: 2731
Tore Hard Gesamt: 2795
Heimtore: 2827
Auswärtstore: 2754