Wolfsberg macht es Altach vor

Kommentar. Den Altachern ist am Samstag mit dem 3:0-Sieg gegen Tirol ein wichtiger Befreiungsschlag gelungen. Endlich haben die Rheindörfler gezeigt, dass sie sich wehren. Das hätte es schon viel früher gebraucht. Die überschwänglichen öffentlichen Lobeshymnen sind jedoch fehl am Platz. Mit dem Sieg haben die Altacher ihre Ausgangsposition verbessert, nicht weniger, aber auch nicht mehr. So wie am Samstag muss die Elf von Fabio Ingolitsch auch in den restlichen Saisonspielen auftreten. Und danach wird man beim SCRA über die Bücher gehen müssen, was denn auch in dieser Saison falsch lief.
Im Idealfall kann man diese Analyse als Bundesligist antreten, aber sicher ist das noch nicht. Die Rheindörfler schienen schon nach dem 3:2-Sieg in Klagenfurt über den Berg. Danach setzte es in drei Spielen zwei Niederlagen. Ein überschwängliches Lob für die Altacher ist auch deshalb fehl am Platz, weil man in Altach nach wie vor viel zu wenig aus den Möglichkeiten macht. Der WAC macht vor, was alles möglich wäre: Die Wolfsberger stehen nicht nur am Donnerstag im ÖFB-Cup-Finale, sie sind sogar im Meisterrennen. Drei Punkte fehlen dem WAC auf Tabellenführer Austria Wien und Titelverteidiger Sturm, gegen die Grazer haben die Wolfsberger sogar das direkte Duell gewonnen.
Es ist allen Ernstes möglich, dass am 24. Mai Wolfsberg Meister wird und damit das Double holt – zumal die Elf von Didi Kühbauer noch gegen beide Titelkonkurrenten spielt. Wenn man dann noch weiß, dass es im Lavanttal, der Heimat der Wolfsberger, mit Sicherheit mehr Kühe als Arbeitsplätze gibt, dann macht einen das sprachlos. Das Budget der Wolfsberger beträgt etwa acht bis neun Millionen Euro, Altachs Finanzrahmen liegt bei etwa elf Millionen. Nun stimmt es, dass die Altacher, anders als die Wolfsberger, auch ein Frauen-Bundesligateam stemmen, dafür betreibt der WAC im Gegensatz zum SCRA eine eigene Nachwuchsakademie.

Es bleibt also mit nichts zu erklären, warum man beim WAC so viel erfolgreicher und besser arbeitet als beim SCRA. Die Kärntner haben sogar schon zwei Mal die Gruppenphase der Europa League erreicht und standen 2021 im Sechzehntelfinale, wo man auf Tottenham Hotspur traf. Daran müssen sich die Altacher messen lassen. Deshalb sind Lobeshymnen nach dem Sieg vom Samstag nicht nur zu früh, sie verzerren auch das Bild. Natürlich wäre es ein Erfolg, wenn die Altacher im Sommer in ihre 15. Bundesliga-Saison gehen. Aber: Kein anderer Bundesligaverein in Österreich muss so viel Geld investieren, um dieses Minimalziel zu erreichen.
Es gilt jetzt für Altach, den Schwung aus dem Tirol-Spiel mitzunehmen, nach Möglichkeit ein Herzschlagfinale um den Klassenerhalt zu vermeiden – und dann muss man dringend die Gründe dafür finden, warum man seit Jahren so unterperformt.