Sport

„Das muss es an Kürzungen gewesen sein“

07.09.2025 • 09:30 Uhr
„Das muss es an Kürzungen gewesen sein“
Sportlandesrätin Martina Rüscher beim Gespräch mit NEUE-Sportchef Hannes Mayer im Mittelkreis der Sporthalle am See in Hard. Klaus Hartinger

Sportlandesrätin Martina Rüscher bezieht im zweiten Teil des Sport-Talks Stellung zur Zukunft der Fußballakademie, blickt auf das Budget 2026 voraus und betont, dass es keine weiteren Kürzungen gibt.

War der Galaabend „Vorarl­berger Sportwelt“ der richtige Anlass für die Verkündung der Sparmaßnahmen? Die Profiorganisationen waren zwar über die grundsätzliche Notwendigkeit des Sparens informiert, fühlten sich an dem Abend aber vor den Kopf gestoßen und vor vollendete Tatsachen gestellt?
Martina Rüscher:
Ich versuche in meiner Arbeit möglichst transparent zu sein. Und wenn ich so eine große Sportfamilie versammelt habe, wie das bei der Vorarlberger Sportwelt der Fall war und ich ohnehin weiß: Die primäre Frage, die sich jeder stellt im Publikum ist, wie geht es jetzt finanziell mit uns weiter? Dann stelle ich mich. Natürlich gibt es zwei Zugänge. Ich hätte sehr einfach vorab für das Interview auf der Bühne definieren können, bitte sprechen wir nicht über Geld heute, das soll ein unbeschwerter Abend werden. Das habe ich nicht gemacht, weil ich der Auffassung bin, es ist geradezu meine Aufgabe, mich zu stellen und zu erklären, was Sache ist. Gerade bei so einem Anlass, wo so viele Vorarlberger Sportvertreter versammelt sind. Darum habe ich die Gelegenheit genützt, um darüber zu informieren, wo wir kürzen und wo wir nicht kürzen. Man kann meine Vorgehensweise so oder so bewerten. Ich kann den Standpunkt nachvollziehen, dass die Verkündung von Förderungskürzungen an diesem Abend nicht passend war. Aber wenn ich mich nicht dazu geäußert hätte, wäre vermutlich der Vorwurf aufgetaucht, dass ich mich gedrückt habe, ich könnte mir vorstellen, dass es dann geheißen hätte: Worauf wartet sie denn?

Sie wussten natürlich, dass die Reaktionen darüber, sagen wir mal, gemischt ausfallen würden, wenn Sie die Sparmaßnahmen an diesem Abend verlautbaren.
Rüscher:
Natürlich, aber ich finde, es ist meine Verantwortung, wenn wir schon solche Schritte setzen müssen, dann muss ich auch dafür geradestehen. Es soll nämlich keiner das Gefühl haben, dass hinter den Kulissen an allen vorbei Entscheidungen getroffen werden. Der Galaabend hat die Möglichkeit geboten, möglichst alle, die es betrifft, gleichzeitig zu informieren. Und wie ich schon in unserem ersten Gesprächsteil erklärt habe: Mit den Spitzensportmannschaften haben wir ja mehrere Gespräche im Vorhinein geführt. Die wussten schon, dass da unsererseits Schritte kommen. Mir ging es umgekehrt auch darum, Sicherheit zu schaffen. Natürlich lag medial danach das Hauptaugenmerk auf den Kürzungen, aber an dem Abend haben ja auch viele erfahren, dass bei ihnen nicht gekürzt wird. Bei den Fachverbänden haben sich viele die Frage gestellt, bleibt denn meine Förderung bestehen? Denen konnte ich sagen: Ja, sie bleibt bestehen, bei den Fachverbänden wird nicht gekürzt. Ich konnte auch die Vereinsvertreter beruhigen und ihnen die Gewissheit geben: Auch die Bildungsprämie bleibt, die ohnehin nur ein Zuschuss, eine Form der Anerkennung ist – ich würde da gern mehr machen, aber zumindest konnten wir sie in der bisherigen Form erhalten. Man kann also meine Ankündigung bei der Vorarlberger Sportwelt auch von einer ganz anderen Seite sehen, ich konnte vielen die Sicherheit geben, dass sie nicht von unseren Maßnahmen betroffen sind. Mir ist bewusst, dass meine Verlautbarung kontrovers diskutiert wurde, aber ich würde es wieder so machen, weil es transparent war.

„Das muss es an Kürzungen gewesen sein“
Sportlandesrätin Rüscher gab detailliert Auskunft. Klaus Hartinger

Gibt es Überlegungen, beim Galaabend der Sportwelt zu sparen – was ja ein Vorangehen mit gutem Beispiel wäre: Wer bei anderen spart, muss eigentlich auch bei sich selbst sparen?
Rüscher:
(lächelt) Ja, das diskutieren wir derzeit gerade tatsächlich. Wir haben ja schon aus zwei Veranstaltungen eine gemacht. Es hat ja früher die Präsentation vom Sportjahrbuch gegeben als eigene Veranstaltung und den Galaabend für die Wahl der Sportlerinnen und Sportler des Jahres. In der letzten Periode habe ich dann gesagt, ohne Breite keine Spitze, ohne Spitze keine Breite: Ich würde daher gerne beide Veranstaltungen zusammenfassen, es soll ein Abend für die Vorarlberger Sportwelt werden. Der Gedanke war: Wir laden auch den Breitensport, die Vereine, die Verbands-Bezirksebenen dazu ein, wenn die Besten der Besten gekürt werden. Das hat sich bewährt, finde ich. Wir haben aber in den vergangenen zwei Jahren gesehen, dass wir mit dem Termin immer Schwierigkeiten haben. Entweder stehen noch ein paar alpine Bewerbe an, dadurch können die Wintersportler nicht teilnehmen. In diesem Jahr haben wir den Termin nach hinten verlegt, da waren dann schon wieder viele im Urlaub, was ich verstehe, denn der Urlaub der Athleten ist ohnehin spärlich bemessen. Wir mussten daher häufig Videos von den Preisträgern einspielen, was nicht ideal ist. Das heißt, wir überlegen uns tatsächlich im Moment, wie könnte man das Format noch besser gestalten. Weniger aus der finanziellen Sicht heraus, aber schon auch aus dem Aspekt der Kosteneinsparung.

Welche Überlegungen gibt es denn?
Rüscher:
Wir denken darüber nach, den Termin nach hinten, vielleicht sogar in den Sommer hinein zu verschieben und daraus eher einen Stehempfang zu machen. Trotzdem wollen wir dem Rahmen die entsprechende Würde verleihen, die diese Athletinnen und Athleten auch verdient haben, was ein Balanceakt ist: Einerseits vereinfachen, andererseits den festlichen Charakter bewahren. Die Alternative wäre, wir belassen es so, wie es ist, aber wir richten den Galaabend nur mehr alle zwei Jahre aus. Mir gefällt dabei nicht, dass in einem Jahr die Sportlerinnen und Sportler des Jahres eine Veranstaltung bekommen, die anderen nicht und erst im Folgejahr neben den aktuellen Preisträgern präsentiert werden. Ich halte das nicht für ideal.

Wobei das ja eher pragmatische Überlegungen sind.
Rüscher:
Wir haben schon klare finanzielle Eckdaten definiert. Ziel ist es, mit der Hälfte des Budgets idealerweise trotzdem jedes Jahr die Vorarlberger Sportwelt an einem Abend zusammenzubringen. Das ist ja die einzige gemeinsame Veranstaltung, die der Sport in Vorarlberg hat. Die möchte ich, wenn es irgendwie geht, gerne aufrechterhalten. Aber die Vorgabe ist, die Kosten sollen nur mehr bei 50 Prozent der bisherigen Ausgaben liegen.

Wie viel Martina Rüscher steckt in den getroffenen Beschlüssen, oder sind Sie eher das Gesicht für die Spar-Vorgaben und die Vorschläge, wie diese Sparmaßnahmen erreicht werden können?
Rüscher:
Es gibt die Vorgabe, die ich als Martina Rüscher zu akzeptieren habe – dass Mittel zu kürzen sind. Aber wo wir kürzen, das kommt von mir. Dafür trage ich auch die Verantwortung: Das ist meine Rolle als Sportlandesrätin. Klarerweise habe ich die Kürzungen in breiter Abstimmung getroffen, vor allem mit dem Sportreferat, denn das sind unsere Fachleute, die einen tiefen Einblick haben. Und natürlich habe ich auch Vorschläge bekommen, aber die Entscheidung muss am Schluss ich treffen und auch dazu stehen. Das tue ich.

Sportwelt 2021
Alessandro Hämmerle wurde im Frühjahr 2022 ausgezeichnet bei der Sportwelt. Lutz

Können Sie mit den getroffenen Kürzungen leben?
Rüscher:
Ich weiß natürlich, dass die Lage schwierig ist. Aber es war nicht die Frage, ob wir sparen, sondern wo wir sparen. Insofern habe ich entschieden, dass wir bei den Förderungen für die Sanierungen eine Pause einlegen und jetzt erst mal die großen Infrastrukturprojekte abarbeiten; und dass wir beim Mannschaftsspitzensport die Strukturförderung mit 100.000 Euro deckeln. Das ist meine Verantwortung. Es war aber auch meine Entscheidung, nicht bei den Fachverbänden zu kürzen, nicht die Bildungsprämie zu kürzen. Wir haben auch beim Olympiazentrum nicht gekürzt, das ja wiederum die Basis für viele ist, auch für den Mannschaftsspitzensport, aber natürlich vor allem für den Einzelspitzensport. Ich bin im regelmäßigen Austausch mit Olympiazentrum-Geschäftsführer Sebastian Manhart und bespreche mit ihm, wie es beim ­Olympiazentrum in Sachen Neubau weitergehen kann. Da ist dann die Stadt Dornbirn gefordert; aber auch wir als Land Vorarlberg. Wir haben gerade neue Gespräche mit dem Dornbirner Bürgermeister aufgenommen.

Stimmt es, dass bereits getroffene Förderungszusagen für das Jahr 2025 gewackelt haben und daher einige Funktionäre den direkten Weg zu Landeshauptmann Markus Wallner gewählt haben?
Rüscher:
Nein, getroffene Zusagen haben nicht gewackelt. Aber man muss dazu sagen, wir haben die Spitzensportförderung geändert und jedem betroffenen Verein mitgeteilt, dass diese Regelung ab der kommenden Saison greift. Und das heißt, diejenigen, die ihre Saison von Herbst 2025 bis Frühjahr 2026 bestreiten, betrifft es bereits. Beim Team Vorarl­berg ist die Sachlage anders, da die Radsportsaison von Frühjahr bis Herbst dauert und somit die Kalkulierung der Saison auf den bisherigen Förderungskriterien basierte. Wir haben nämlich gezielt vermieden, in die laufende Saison einzugreifen. Für das Team Vorarlberg greifen die Förderungsänderungen ab dem Jahr 2026. Dass manche den Gang zum Landeshauptmann gesucht haben, kann ich bestätigen, aber das kommt, glaube ich, in vielen Ressorts vor. Wir arbeiten intern sehr gut zusammen, das heißt, der Landeshauptmann informiert mich, wenn er eine Anfrage bekommt. In der Regel bekomme ich diese Anfragen von ihm zurückgespielt, um sie dann entsprechend zu beantworten: Weil wir uns natürlich auch nicht gegenseitig ausspielen lassen wollen. Wir erfüllen ja mit den Sparmaßnahmen den Auftrag des Finanzreferenten. Also wäre es, glaube ich, mehr als nur kontraproduktiv, wenn Markus Wallner Beschlüsse aufheben würde. Also ja, es gab Interventionen beim Landeshauptmann, aber es gab keine Intervention, die beim Landeshauptmann zu anderen Ergebnissen geführt hätten, als sie bei uns geplant waren. Ich finde es im Übrigen sehr wohltuend, dass Sie Fragen wie diese frei heraus stellen und wir in diesem Interview in dieser Ausführlichkeit über die getroffenen Maßnahmen sprechen. Ich finde auch, dass Sie einen sehr passenden Rahmen für dieses Gespräch gewählt haben, das habe ich Ihnen ja gleich bei unserer Begrüßung gesagt: Hier im Mittelkreis in der Sporthalle am See sind wir genau da, wo Mannschaftsspitzensport in Vorarlberg passiert.

Pressefoyer
Rüscher und Landeshauptmann Wallner sowie Sebastian Manhart, Geschäftsführer des Olympiazentrum Vorarlberg, bei einem Pressefoyer zur Spitzenbetreuung. Hofmeister

Auf was können oder müssen sich denn die Profi-Organisationen im nächsten Jahr einstellen – wird das Budget 2026 neue unliebsame Überraschungen für den Sport beinhalten?
Rüscher:
Nein, es wird keine Überraschungen geben. Wir haben jetzt die Schritte gesetzt, die aus budgetärerer Sicht notwendig waren. Diese Maßnahmen haben wir kommuniziert, alle sind informiert, jeder weiß, was auf ihn zukommt. Aber das muss es an Kürzungen gewesen sein, mit dieser klaren Einstellung bin ich und sind wir in die Planungen fürs Budget 2026 gegangen. Unsere Budgetabgabe erfolgt ja schon bald. Natürlich hängt es auch immer davon ab, wie sich das gesamte Landesbudget entwickelt. Wir wissen aber, dass wir an die Grenzen des Machbaren gegangen sind beim Sport, und ich sehe nicht, dass wir noch mal einen Schritt setzen können. Ganz im Gegenteil, wir wollen einen budgetären Freiraum schaffen, um neue Reize zu setzen. Vor allem bei den Mädchenspitzensportmannschaften, dort haben wir bereits neue Förderungen für die Erstligisten ausgeschüttet. Im Herbst werden wir dann drei neue Aufrufe zu Projekteinreichungen machen, einer wird den Frauenmannschaftssport betreffen. Außerdem versuchen wir aktuell bei der Erarbeitung der Sportstrategie 2030 neue Themen zu setzen, es gab bereits intensive Gespräche. Und ein großes Ziel von mir wäre es, dass wir in Vorarlberg überhaupt das Thema Sportkultur stärken. Dass man den Wert des Sports sieht, was die Bewegung im Sinne der Gesundheit betrifft, aber auch was den Wert des Breitensports bis hinauf zum Spitzensport angeht. Mir fehlt in Vorarlberg so ein bisschen das Verständnis dafür, was für einen großen Mehrwert der Sport in all seinen Segmenten bringt.

Volle Zustimmung. Die Sportkultur in Vorarlberg ist kaum ausgeprägt. Der Stellenwert und die identitätsstiftende Kraft des Leistungs- und Spitzensports als eine Form der Kultur werden praktisch überhaupt nicht gesehen.
Rüscher:
Und das ist sehr schade. Dem würde ich gerne entgegenwirken. Das ist mein Ziel für diese Amtsperiode. Obwohl die Rahmenbedingungen dafür nicht ganz einfach sind.

„Das muss es an Kürzungen gewesen sein“
Rüscher will in Vorarlberg eine Sportkultur etablieren. Klaus Hartinger

Wir können unser Gespräch natürlich nicht beenden, ohne über die unsichere Zukunft der VFV-Fußballakademie Vorarlberg in Bregenz zu sprechen. Die AKA steht mit dem Rücken zur Wand, 2026 droht die Schließung, das hat zuletzt auch der neue VFV-Präsident Alfons Kirchmann klargestellt und gesagt: Ohne breiten Schulterschluss kann der Spielbetrieb über das Frühjahr 2026 hinaus nicht erhalten werden. Die Akademie passt ja geradezu perfekt zum neuen Motto: „Sparen bei den Profis, Nachwuchs stärken“. Wird das Land Vorarlberg helfen, die Akademie zu bewahren?
Rüscher:
Wir sind im engen Austausch mit dem Vorarlberger Fußballverband. Ich habe gerade vor ein paar Tagen Alfons Kirchmann getroffen und mit ihm vereinbart, dass wir zeitnah einen nächsten Termin anvisieren. Seine dringlichste Frage ist: Hält das Land Wort und bleibt der aktuelle Förderbeitrag bestehen? Wir übernehmen ja etwa die Hälfte der Akademie-Kosten, ungefähr eine halbe Million Euro. Das ist für uns ein richtig großer Betrag. Wir stemmen diese Summe, weil wir der Überzeugung sind, dass diese Förderung im Fußball sehr gut aufgehoben ist. Fußball begeistert die Massen, Groß und Klein, hat weltweit und auch in Vorarlberg eine enorme Strahlkraft im Breiten- und Spitzensport. Deshalb sage ich ganz klar: Unsere Zusage hält. Der Vorarlberger Fußballverband kann auch für die Saison 2026/27 mit der bisherigen Förderung für die Akademie in der Mehrerau rechnen.

Das heißt aber doch auch, dass es darüber hinaus keine Rettungsversuche des Landes Vorarlberg für die Akademie geben wird?
Rüscher:
Nicht in finanzieller Hinsicht. Wir haben in Vorarlberg 54 Fachverbände, sehr viele davon unterhalten Akademien oder Nachwuchszentren. Unsere Unterstützung für die VFV-Akademie müssen wir schon auch in Relation zu den anderen Förderungen stellen, zumal wir ja die Förderung für die Fußballakademie erst letztes Jahr erhöht haben. Diesen Betrag werden wir trotz des Einsparungsdrucks halten, was wir nicht können, ist noch mehr zu investieren. Mit dem im Jahr 2023 getroffenen Schulterschluss war die Zukunft der Akademie in der Mehrerau eigentlich gesichert. Denn es war vereinbart, dass auch die Erst- und Zweitligisten einen relevanten Teil der Kosten mitfinanzieren. Jetzt sind wiederum neue Auflagen von der Bundes­ebene dazugekommen. Und diese neuen Auflagen sind es, die das ganze System wirklich ins Wackeln bringen – ich sage, das sind sinnlose Auflagen.

AKA Vorarlberg
Die Fortführung der VFV-Akademie ist mehr als ungewiss. Hannes Mayer

Verstehe ich Sie richtig: Sie streben eine politische Lösung an?
Rüscher:
So ist es. Ich stelle in Zweifel, dass eine Fußballakademie einen Physiotherapeuten zu 100 Prozent anstellen muss, nur um die Auflagen zu erfüllen. Gerade wenn man in einem Bundesland, wie zum Beispiel in Vorarlberg beim Olympiazentrum, stundenweise die benötig­te Unterstützung in Anspruch nehmen könnte. Zumal bei einem Olympiazentrum die besten Fachkräfte versammelt sind, während man bei Fußballakademien, und ich spreche da nicht nur vom Bundesland Vorarlberg, ja wohl eher die Betreuer nimmt, die man für kleines Geld bekommen kann. Macht so was Sinn? Nein. Das heißt, wir haben uns als Länder darauf verständigt, auch über das Sportministerium auf Bundesebene zu intervenieren. Wir haben das Gefühl, dass immer mehr Auflagen kommen, die das Ziel haben könnten, ich formuliere es jetzt mal so, kleinere Akademien von kleineren Klubs abzuwürgen, um nur mehr größeren Klubs die Möglichkeit zu geben, selber Akademien zu führen. Ich hoffe nicht, dass es so ist. Aber auf uns wirkt es so.

Die Finanzierung der Akademie soll also durch verringerte Auflagen und dadurch verringerte Kosten möglich werden?
Rüscher:
Ja. Denn immer mehr Auflagen zu machen, die dann jemand anderer, nämlich die öffentliche Hand, zu zahlen hat, das geht so nicht. Man kann die Rechnung nicht ohne den Wirt machen. Das heißt, wir intervenieren auf Bundesebene, dass bei den Auflagen an die Akademien wieder eine deutliche Vereinfachung kommen muss.

Und wenn diese Vereinfachung nicht rechtzeitig kommt?
Rüscher:
Wir arbeiten mit dem VFV daran, dass wir die Akademie aufrechterhalten. Wir werden uns aber auch mit Gedanken befassen müssen, was wird, wenn es die Akademie nicht mehr gibt. Gibt es dann ein Leistungszentrum für den Fußball? Was muss dieses Leistungszentrum können, und wer führt es? Oder steigt einer unserer Vereine stärker in die Nachwuchsarbeit ein und übernimmt die Verantwortung, weil er vielleicht im Moment eher die finanziellen Möglichkeiten dazu hat? Diese Gespräche muss der Verband führen.

Bleibt noch eine Einschätzung: Wird der Vorarlberger Mannschaftsspitzensport die nächsten Jahre unbeschadet überstehen?
Rüscher:
Davon bin ich überzeugt, sofern, und ich kann mich da nur wiederholen, die Profiorganisationen selbst dafür sorgen, dass ihr Grundkonstrukt stabil ist. So schmerzhaft die Kürzungen sind, sie fallen nicht so hoch aus, dass daran die Teilnahme an der höchsten Spielklasse scheitern sollte. Wir tun, was wir können, ich bekenne mich auch als Sportlandesrätin zu meiner Verantwortung. Doch die Hauptverantwortung tragen die Entscheidungsträger bei den verschiedenen Profieinrichtungen, die kann ich ihnen nicht abnehmen.