Sport

„Ihr müsst nicht die besten Freunde sein“

20.12.2025 • 22:33 Uhr
Legendencup Hard 2025
Dominic Thiem (r.) mit seinem Profi Sascha Eigner. Dedeleit

Auch bei der zweiten Auflage des Charity-Legendencups in Hard kam der Spaß unter den ehemaligen Starkickern nicht zu kurz. Doch vor allem Michael Langer und Stefan ­Maierhofer denken in der Weihnachtszeit auch an wohltätige Zwecke oder appellieren an den Nachwuchs, hart an sich zu arbeiten und Mitspieler nicht nur am Handy kennenzulernen.

Nein, hier auch nicht. Da sind alle zu jung“, meinte Andreas Herzog und lachte, als er in die Kabine von Dominic Thiem schaute. Der österreichische Fußballer des Jahres von 1992 und ehemalige Rekordteamspieler war wie viele andere Fußballlegenden auch heuer beim von Heinz Fuchsbichler organisierten Raiffeisen-Charity-Legendencup in der Sporthalle am See in Hard, um sich mit den Größen ihrer Zeit zu messen. Dominic Thiem ist zweifelsohne ebenfalls ein ganz Großer seines Fachs, nur eben mit der gelben Filzkugel. „Ich habe Heinz im März kennengelernt, schnell war klar, dass wir hier mitspielen wollen“, so die ehemalige Nummer drei der Tenniswelt. Mit den Ecoballers FC war der Ex-US-Open-Sieger Thiem Mitglied in einem illustren Teilnehmerfeld, und der 32-jährige gebürtige Wiener Neustädter war als Abwehrchef mit großem Ehrgeiz bei der Sache.

Im Tennis präsent bleiben

„Bis ich zwölf Jahre alt war, habe ich Fußball gespielt. Dann war dies neben dem Tennis freilich nicht mehr möglich. Jetzt, nach dem Ende meiner Profikarriere, habe ich ein paar Freunde um mich geschart, und wir spielen vor allem in Wien auf Charity-Events. Fünf im Jahr sollen es schon sein“, lässt der 17-fache Turniersieger wissen und hofft vor allem auf Sascha Eigner, der in der Regionalliga Ost kickt. Vor Kurzem war Thiem noch bei der Ischgl Trophy im Einsatz und verlor dort das Finale des Showevents gegen den 47-jährigen Tommy Haas.

Österreichs Tennis-Legende, die sich für diverse Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekte engagiert, will im Tennis präsent bleiben, und versucht, 20 bis 25 Nachwuchsspielern in seiner Tennisakademie zu helfen. Ebenfalls in Ischgl war etwa der Harder Joel Schwärzler, ehemalige Nummer eins der Junioren-Tenniswelt, auf den Thiem große Stücke hält. „Er ist super sympathisch, hat ein unfassbares Potenzial, und ich hoffe, es geht weit nach oben für ihn.“
Dass es der bisherige Einzelsportler Dominic Thiem genoss, mit einem Team aufzulaufen, hat man ihm bei der Mannschaftspräsentation angesehen, der Teamkapitän der Ecoballers kassierte mit den meisten Applaus aller Teilnehmer („Gemeinsam ankommen, gemeinsam aufwärmen, gemeinsam auflaufen – das habe ich im Tennis so nicht gehabt!“). Für die anderen ist oder war es freilich Alltag, zusätzlich verbindet bei einzelnen Protagonisten der Heimatort. So bei Markus Weissenberger, der es sich auch 2025 nicht nehmen ließ, in Hard dabei zu sein. Auch der 29-fache Teamspieler, heuer 50 Jahre alt geworden, genießt es, Hunderte Hände zu schütteln. „Bis letzten Sommer war ich als Co-Trainer bei Fünftligist Admira Linz engagiert, seit fünf Jahren bin ich auch Personaldienstleister, da ist die Zeit leider begrenzt“, erklärt der gebürtige Lauteracher, der neun Jahre in Deutschland bei Arminia Bielefeld, 1860 München und Eintracht Frankfurt spielte. „Vielleicht hätte ich länger in Deutschland bleiben sollen.“

Verhältnis zur Rückennummer

„Fußball war mein Leben, ich würde es heute noch gerne tun. Als schneller, flinker Spieler bist du auch heute noch gefragt“, weiß der Mittelfeldakteur, der nun eben Sohn Fabio (23), der Medizin studiert, in der vierten Liga zuschaut. Tochter Lena (19), die auf Lehramt studiert, spielte bis zu ihrem zweiten Kreuzbandriss Volleyball. Zu einzelnen Spielern vor allem von 1860 würden immer noch Kontakte bestehen, in erster Linie zum gegenseitigen Trauzeugen Martin Stranzl. Ein Angebot von Mainz 05 hätte Weissenberger vielleicht annehmen sollen, denn kurz darauf wurde sein Vertrag bei der Eintracht nicht verlängert. „Aber dem trauere ich nicht nach“, winkt der 50-Jährige ab, der 2008 nach Linz ging und zu seiner langjährigen Rückennummer ein besonderes Verhältnis hat: „Meine Frau, mein Sohn und ich haben am 8. Geburtstag. Und in Hard hatten wir die Hausnummer acht.“ Eltern und sämtliche Verwandte von Markus Weissenberger leben weiterhin in Hard.

Legendencup Hard 2025
Markus Weissenberger hatte ein Heimspiel. Seine ganze Familie lebt in Hard. Dedeleit

Schalker Klub-Gen

Hard ist bekanntlich auch der Heimatort von Michael Langer, langjähriger Goalie von Schalke 04 und 2007 deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart. Weissenberger und Langer traten in der Sporthalle am See gemeinsam im Team International auf, dem auch noch Legenden wie Stefan Maierhofer oder Dariusz Wosz angehörten. Neun Jahre ist der gebürtige Bregenzer Langer nun auf Schalke, hat dort schon etliche Positionen durchlaufen (auf dem Feld freilich „nur“ im Tor) und ist mittlerweile Trainee im Management des Revierklubs und damit Sportvorstand Frank Baumann unterstellt. „Das ist für die Dauer von einem Jahr, und dann wird man weitersehen. Es ist auf jeden Fall eine unfassbar lehrreiche Zeit, aber wenn ich mich nicht so wohl fühlen würde, wäre ich auch nicht so lange dort“, sagt der 40-Jährige, der mit dem Klub-Gen infiziert ist und die besondere Mentalität und Offenherzigkeit der Menschen im Pott zu schätzen weiß. „Das sind wunderbare Werte, die Leute gehen durch dick und dünn und tragen ihr Herz auf der Zunge.“

Kein Wunder, dass sich Michael Langer nicht langen bitten ließ, vor gut einer Woche im Regenbogenhaus in Gelsenkirchen-Horst seinem Chef zur Hand zu gehen. In Kooperation mit der vereinseigenen Stiftung Schalke hilft! und dem Schalker Fanprojekt servieren Mitarbeitende und Fans der Knappen monatlich sozial Benachteiligten eine warme Mahlzeit. „Das ist das, was Schalke auszeichnet. Hier wird auf alle geschaut.“ Dass der Harder, wie viele Fußballbegeisterte auch, hofft, dass es im Sommer wieder in die Bundesliga geht, dürfte nur allzu logisch sein. „Trainer Miron Muslic hat es geschafft, wieder Struktur reinzubringen, alles in ein homogenes Gefüge zusammenzubringen. Und jeder verschreibt sich der gemeinsamen Sache“, sagt Langer, der weiß, dass es auch das berühmte Quäntchen Glück wie zuletzt beim 1:0-Zittersieg über Kloses 1. FC Nürnberg braucht, um am Ende oben zu stehen.

Legendencup Hard 2025
Michael Langer ist für den Legendencup aus Gelsenkirchen angereist. Dedeleit

Nicht gesegnet

Dass es nicht unbedingt viel Talent braucht, um im Fußball weit zu kommen, dafür muss zuletzt immer ein Mann herhalten: Stefan Maierhofer wurde auch unlängst beim Sporttalk des Friedrichshafeners mtu-Cups mit Bayerns ewigem „Co“ Hermann Gerland und dem ehemaligen Kicker-Reporter Karlheinz Wild als Beispiel genannt. Talent sei sicherlich vonnöten, so der 71-jährige Gerland, „wobei: Stefan Maierhofer, der jetzt Fußballlehrer ist, war sicher nicht damit gesegnet, aber er hat unheimlich an sich gearbeitet“. Auf diese Aussage angesprochen, meinte der 43-Jährige: „Das ist für mich ein Kompliment. Ich bin aus der Gastro gekommen und habe mir im Fußball alles hart erarbeitet. Ich war im Gegensatz zu anderen froh, zwei Mal am Tag trainieren zu können, weil es besser war, als in der Gastronomie unterwegs sein zu müssen. Gerland war mein bester Trainer, er hat in mir etwas gesehen und mir eine Chance gegeben. Im zweiten Jahr bei Bayerns Amateuren 2006 war ich sein Kapitän“, blickt der ehemalige Teamspieler zurück. Und der Ex-Talentetrainer aus dem Burgenland, Meister mit Salzburg, Rapid und in der Slowakei, sagt: „Ich versuche den Jungs immer zu vermitteln, dass sie an sich arbeiten, immer alles geben sollen.“
Das Handy sei Gift („Ich hänge auch zu oft dran!“), „ich sage den jungen Spielern, redet miteinander. Ihr müsst nicht die besten Freunde sein, aber lernt euch kennen“. Auf 2026 schaut Maierhofer, der unlängst seine Pro-Lizenz abgeschlossen hat, voller Hoffnung, ein „bekannter Trainer“ wolle ihn mitnehmen, das Ziel sei eine Stelle als Chef- oder Co-Trainer eines höherklassigen Vereins.

Lars Unger ist vielen noch seit seiner Zeit um die Jahrtausendwende bei Casino SW Bregenz bekannt, beim Legendencup war der 53-Jährige der Organisator der Werder-Legenden. Sechs Hallenturniere und rund 20 Auftritte in den deutschen Stadien hat der ehemalige deutsche Meister und Pokalsieger pro Jahr organisatorisch zu bewältigen, „die Elf ist beliebt, weil wir auch wirklich mit etlichen ehemaligen Stars auflaufen“, sagt Unger, der im September 2024 wieder in Bregenz war: eine WhatsApp-Gruppe mit Hans Kogler und Co. wird seit 2003 am Leben erhalten.

Von Jochen Dedeleit