Das Furkajoch als Ort der Vorentscheidung

Interview. Kommende Woche, vom 9. bis 13. Juli, startet die 74. Auflage der Tour of Austria. Die Schlussetappe der Österreich-Rundfahrt wird in Vorarlberg ausgetragen. Thomas Kofler, Boss vom Team Vorarlberg, ist für diese verantwortlich. Wie der momentane Stand der Dinge ist, wo die Etappe genau verläuft und was es zu beachten gibt, erklärt er im Gespräch mit der NEUE am Sonntag.
Herr Kofler, die Schlussetappe der Tour of Austria findet in Vorarlberg mit Start und Ziel in Feldkirch statt. Wie steht es um die Vorbereitungen?
Thomas Kofler: Wir sind gerade beim „Feintuning“. Es ist noch einiges auf dem Tisch, aber ich denke, wir befinden uns auf der Zielgeraden. Es ist jeder Tag, wenn man den E-Mail-Ordner öffnet, speziell (lacht). Aber ich arbeite mit einem hervorragenden Team, sonst wäre die Organisation einer solch großen Veranstaltung natürlich nicht möglich. Ich möchte dabei Jürgen Schatzmann einmal ganz groß ins Bild rücken. Er macht sehr viel in Sachen Koordination der Helfer, bei ihm laufen die Fäden zusammen, was die Sicherheit auf der Strecke betrifft, er kümmert sich um die Umsetzung der Behördenvorgaben und vieles mehr. Er liefert gerade einen „Bomben-Job“ ab. Chapeau, Jürgen. Bei mir ist alles etwas breiter gefächert, mit Marketing, den Sponsoren, mit den Sportlern selbst.
Sie haben es angesprochen: Ohne Team und ohne Helfer keine Tour. Wie viele Menschen sind denn integriert bei der Vorarlberg-Etappe?
Kofler: Wir haben etwa 400 Leute alleine an der Strecke, die für die Sicherheit sorgen. Das ist aber noch nicht die Sicherheit, die laufend mitfährt. Das sind an die 60 Personen, aufgeteilt auf Polizei und Security. Also das fahrende Sicherheitskommando. Wir haben alles in diesem Jahr nochmals verstärkt, weil wir noch nie eine Alpenetappe in Vorarlberg durchgeführt haben. Es waren immer klassische Etappen mit Anstiegen wie Buch–Alberschwende. Wir sind noch nie Furka, Faschina oder Dünserberg gefahren. Das sind einfach richtige Rampen. Soweit ich weiß ist noch nie ein großes Radrennen am Furkapass durchgeführt worden.

Also ist das Furkajoch eine Schlüsselstelle?
Kofler: Ja, der absolute Top-Spot hier. Ich habe gesagt, einmal möchte ich ein Rennen über das Furkajoch machen. Nicht nur, weil ich ein Laternser bin (lacht). Es ist einfach einer der schönsten Pässe, um zu fahren. Wir haben gesagt, das möchten wir einmal in die Rundfahrt einbinden.
Zur Rundfahrt in Vorarlberg selbst. Wie sieht die Streckenführung aus?
Kofler: Wir starten in Feldkirch. Dort drehen wir zwei neutrale Runden durch die Altstadt, um das Fahrerfeld zu präsentieren. Dann geht es hinaus Richtung Göfis-Stein und über Satteins Schwarzer See wieder hinunter nach Rankweil. Dann kommt der Anstieg Laterns, Furkajoch. Wir haben diesen Start gewählt beziehungsweise eine Schleife eingebaut, damit die Fahrer nicht komplett kalt in den Anstieg hineinfahren müssen. Weiter geht es hinunter Richtung Damüls, Faschina und durch das Walsertal. Sonntag, Raggal, Ludesch, Thüringen. Von Thüringen geht es hinauf ins Märchental, an dessen Ende man nach Schnifis gelangt. Dann Dünserberg, Übersaxen, hinunter nach Rankweil. Von dort fahren wir schnurstracks nach Feldkirch, einmal durchs Ziel, damit die Fahrer die Zielanfahrt kennenlernen. Weiter wird nach Frastanz gefahren, hinauf nach Gampelün und Gurtis. Dann kommt dieselbe Abfahrt wie beim Grand Prix Vorarlberg – die kennen unsere Fahrer natürlich etwas besser. Nenzing, wieder Thüringen und das zweite Mal durchs Märchental. Dann die Landesstraße wieder nach Satteins, dann nochmals Schwarzer See, über Rankweil ins Ziel nach Feldkirch.
Nochmals zurück zum Furkajoch. Auf was werden die Fahrer besonders achten müssen?
Kofler: Es kommt immer darauf an, wie das Gesamtklassement steht, glaube ich. Grundsätzlich wird ein Thema sein, wie es um die Spitzengruppe steht. Wenn eine Gruppe gleich ausreißt, kann es sein, dass der Rest eher gemächlich hineinfährt. Die Fetzerei fängt dann im Finale ab dem Bädle an, könnte ich mir vorstellen. Es ist von dort noch lange ins Ziel. Furka ist sicher noch nicht die Entscheidung, kann aber eine Vorentscheidung sein. Auf dieser Etappe ist alles möglich. Es fahren dann sowieso nur die stärksten Bergfahrer mit. Ich schätze so 20, 30 Leute haben das Potenzial, um am Furkapass einen entscheidenden Vorteil herauszufahren.

Welche Passagen sind sonst noch essenziell?
Kofler: Die Anfahrt über das Laternsertal. Es täuscht, weil es dort so flach hineingeht. Wenn man dort einen Defekt hat, kann einem das schon zu Beginn den Zahn ziehen. Dann der kurze Anstieg auf die Faschina. Es sind zwar nur eineinhalb Kilometer, die können aber richtig weh tun. Raggal haben wir nicht einmal als Bergwertung ausgeschrieben, aber dort kann auch einiges passieren. Dünserberg und Raggal – da könnte in meinen Augen eine Vorentscheidung möglich sein. Es wird ein Rennen, in dem es für viele ums Überleben geht, für andere um die Gesamtwertung. Wir haben auf jeden Fall eine sehr schöne Etappe, was dann am Schluss herauskommt, werden wir sehen. Was uns sicher gelingen wird ist, dass wir Vorarlberg von einer schönen Seite zeigen können. Das ist uns sehr wichtig.
Das klingt, um zur ersten Frage zurückzukehren, als wäre alles auf Schiene für den Start in Feldkirch?
Kofler: Im Großen und Ganzen, ja. Wichtig wäre mir noch zu sagen, dass zum Auftakt des Rennwochenendes in Feldkirch am 12. Juli der alljährliche Käferle Cup für Kinder in Altenstadt stattfinden wird. Anmeldungen sind bereits möglich. Dieses Event liegt mir sehr am Herzen, auch im Hinblick auf den heimischen Nachwuchs.
Der Sportdirektor vom Team Vorarlberg, Paul Renger, hat in Bezug auf jeden der sieben teilnehmenden Fahrer ein kurzes Statement zum Besten gegeben. Abschließend: Wie sehen Sie die Chancen ihrer Schützlinge bei der Heim-Etappe?
Kofler: Also gut (lacht).
Kilian Feurstein?
Kofler: Für Kilian ist es eine große Chance. Er ist sehr nervös, das weiß ich. Aber ich glaube, er hat die Coolness, das Ziel in Feldkirch zu erreichen. Das wünsche ich ihm.
Emanuel Zangerle?
Kofler: Ja, er hat sicher etwas vor. Auch in Feldkirch. Sein stilles Ziel ist sicher das Bergtrikot. Er weiß, dass es damit viele Punkte zu holen gibt. Wenn er auf das Bergtrikot fährt, muss er auch in Feldkirch vorne dabei sein.
Alexander Konychev?
Kofler: Ich denke, er wird es schwer haben (lacht). Aber ich glaube er genießt Vorarlberg von der schönsten Seite (lacht).
Pirmin Benz?
Kofler: Sein Job ist, praktisch bis zum Fuße zur Furka voranzufahren. Den Rest müssen dann die anderen erledigen.
Jannis Peter?
Kofler: Er ist für mich ein Geheimtipp für die Tour.
Daniel Geismayr?
Kofler: Mein Wunsch wäre, dass bei der letzten Etappe durchgefunkt wird, dass Daniel in der Spitzengruppe fährt.
Colin Stüssi?
Kofler: Bei Colin ist alles möglich. Er hat gezeigt, was er kann, war aber leider in der Vorbereitung nicht richtig glücklich.