Brahms mit Herz und Glut

Katharina Konradi und Konstantin Krimmel brillieren in intimem musikalischem Rahmen.
Für fünf Schubertiade-Tage wird der Markus-Sittikus-Saal in Hohenems einmal mehr zum Zentrum der Liedkunst, der Klavier- und der Kammermusik im Zeichen von Brahms, Schubert und Schumann. Zur Eröffnung widmeten sich die Sopranistin Katharina Konradi, der Bariton Konstantin Krimmel und der Pianist Daniel Heide den Volks- und Kunstliedern von Johannes Brahms – am Ende eines beglückenden Abends durfte das Publikum sogar selbst mitsingen!

Temperament und Mimik
Beide, Katharina Konradi wie Konstantin Krimmel, haben im „Corona-Jahr“ 2020 in eben diesem Saal debütiert und sind seither immer wieder bei der Schubertiade: die Sängerin ist im Ensemble der Hamburgischen Staatsoper, der Sänger in dem der Bayerischen Staatsoper, wo er gerade sein Debüt als Don Giovanni gegeben hat. Für ihn ist der Liedgesang ein Mittelpunkt, die Schubertiade gleichsam sein zweites Zuhause und man hört immer noch mehr Farben und Besonderheiten in seinen Interpretationen, sei es in Sachen Dynamik oder Dramatik seines hohen Baritons. Auch Katharina Konradi kann sich sehr fein zurücknehmen, ihre Stimme schlank führen und mit Temperament und Mimik spielen, insgesamt schimmert bei ihr aber doch eher die große Opernstimme durch – wobei man die Wärme und Glut ihrer Höhen freilich bewundern kann! Daniel Heide trägt die beiden mit seinem wunderbar differenzierten Klavierspiel, er lässt die Arpeggien sprudeln, setzt unheimliche Akkorde oder zaubert säuselnde Oberstimmen, je nachdem, wie es Text und Musik erfordern.

Volksliedgruppen
Mit zwei Volksliedgruppen, abwechselnd oder im feinsinnigen Duett vorgetragen, und je einer Sologruppe machen die Sängerin und die Künstler die unterschiedliche Stilistik in den Liedern von Brahms zum Erlebnis: der „Volkston“ mit seiner angestrebten Natürlichkeit findet sich auch in den anderen Liedern, besonders in den Nachdichtungen aus dem Serbischen, die Katharina Konradi ausgewählt hat. Dann wieder sind der Klaviersatz dichter und die melodischen Bögen weitgespannt, manchmal bleibt die Zeit stehen (Konradi mit „Feldeinsamkeit“, Krimmel mit „Sommerabend“), man wird gepackt von der starken Dynamik („Wie rafft ich mich auf“) bei ihm ebenso wie vom innigen Pianissimo („Wie Melodien zieht es mir“) bei ihr. Gänsehaut erzeugt das mit dezenter Choreographie dargebrachte „Schwesterlein“, der oft melancholisch gestimmte Reigen endet im trauten Zwiegesang von „Da unten im Tale“ und „Guten Abend, gut Nacht“.
Katharina von Glasenapp