Vorarlberg

Bekirs Traum lebt nach seinem Tod weiter

27.08.2025 • 16:47 Uhr
Bekirs Traum lebt nach seinem Tod weiter
Kaplan weiß, dass er sich auf sein Team verlassen kann. Hartinger (6)

Für den Geschäftsführer des Makas Haarstudio ist jeder Arbeitstag ein Stück gelebte Loyalität zu seinem viel zu früh verstorbenen Freund.

Wer das Makas Haarstudio am Schubert-Platz in Feldkirch betritt, merkt rasch, dass es hier um mehr als Haarschnitte geht. Geschäftsführer A. Kaplan leitet den Betrieb mit großem Einsatz, obwohl er selbst nie eine Schere in die Hand genommen hat. Der 30-Jährige ist gelernter Fleischer und außerdem Geschäftsführer eines weiteren Betriebs in Feldkirch. „Das ist schon etwas ungewöhnlich, aber ich kann das halt nicht. Darum habe ich Fachpersonal aus dem Ausland geholt, das sich um das Tagesgeschäft kümmert“, sagt er.
Besonders wichtig sind ihm Emrah und Ebru, die tragenden Kräfte im Salon. „Emrah ist eine Schlüsselkraft – er schmeißt den Laden, ohne ihn würde hier nichts gehen. Auch Ebru macht einen wirklich tollen Job und ich kann mich voll auf die beiden verlassen“, betont Kaplan.

Bekirs Traum lebt nach seinem Tod weiter

Mentor und Freund

Die Geschichte des Studios ist untrennbar mit einem Mann namens Bekir Sürün verbunden. Sein Name prangt groß direkt unter der Logo-Schrift, nicht der von Kaplan. Seit er acht Jahre alt war, schnitt Bekir ihm die Haare. Über die Jahre entstand ein familiäres Verhältnis: „Er war wie ein großer Bruder für mich. Als Jugendlicher habe ich angefangen, Hairstyling-Videos für Social Media zu machen. Bekir hat sich immer viel Zeit genommen.“

Bekirs Traum lebt nach seinem Tod weiter
Emrah (links) ist laut Kaplan (rechts) die Schlüsselkraft im Makas.

Bekir war ein bekannter Herren-Stylist in der Region. Als er schwer erkrankte, bat er Kaplan, den Salon zu übernehmen. „Ich habe gesagt, das mache ich nur, wenn ich ihm den Laden, wenn er wieder gesund ist, zurückgeben darf.“ Doch Bekir starb kurz nach der Übergabe. Zuvor hatte er bereits eine Krebserkrankung überstanden, bei der ihm ein Teil des Magens entfernt worden war. Als die Krankheit zurückkehrte und sich in die Knochen ausbreitete, ging alles sehr schnell.

Ein Jahr Stillstand

Nach dem Tod seines Mentors blieb das Studio ein Jahr lang geschlossen. „Ich wollte nicht, dass es den Eindruck erweckt, dass ich nur am Business interessiert bin.“ Erst danach öffnete Kaplan wieder, nachdem er das Geschäftslokal so umbauen ließ, wie er es mit Bekir besprochen hatte.
Neue Böden, neue Spiegel, vieles wurde umgestaltet. Dazu gehört auch eine Ecke im Salon, die mit Fotos und Bekirs Friseur-Utensilien ein stilles aber berührendes Denkmal setzt.

Bekirs Traum lebt nach seinem Tod weiter
Mit den vielen Fotos und dem Namen von Bekir direkt beim Empfang ist die bewegende Geschichte des Salons ein fester Bestandteil des Makas.
Bekirs Traum lebt nach seinem Tod weiter
Kaplan im Gespräch mit der NEUE. Im Vordergrund stehen oder das Gefühl vermitteln, dass er Bekirs Namen für Werbezwecke missbraucht, möchte er keinesfalls.

„Mein Ziel ist, dass der Laden kostendeckend läuft und die Mitarbeiter einen sicheren Job haben. Das mache ich, um Bekirs Traum am Leben zu erhalten, nicht um viel Geld zu verdienen“, erklärt Kaplan.

Neustart

Den Neustart ermöglichte ein junges, internationales Team. Seine Mitarbeiter stammen aus dem Ausland, für Kaplan die einzige Möglichkeit, den Salon in Zeiten von Fachkräftemangel aufrechtzuerhalten. „Als Branchenfremder hier einzusteigen war nicht leicht, ist es noch immer nicht. Vielleicht würde es mir besser gehen, wenn ich den Laden nicht mehr hätte, aber ich ziehe das durch, so lange es geht.“

Als das Haarstudio nach mehr als einem Jahr Schließzeit wieder öffnete, kamen nicht mehr viele der alten Stammkunden zurück. Für Kaplan ist das nachvollziehbar: „Wenn man einen neuen Friseur seines Vertrauens gefunden hat, wechselt man nicht so schnell wieder.“

Bewahrung eines Traums

Heute ist das Makas Haarstudio ein Ort, an dem die Erinnerung an Bekir lebendig bleibt, getragen von einem Geschäftsführer, der sich nicht als klassischen Unternehmer versteht, sondern als Bewahrer eines Traums. „Ich muss Gas geben, damit der Traum von Bekir weiterleben kann.“

Neben der Verantwortung für die zwei Betriebe hat Kaplan seit Kurzem noch eine weitere, große Aufgabe: Vor etwas mehr als zwei Monaten wurde er Vater. Der Stolz darüber ist ihm anzusehen und verleiht dem Entschluss, das Erbe seines Freundes fortzuführen, zusätzliche Kraft.