Kultur

Zwei Seelen in des Sängers Brust

03.10.2025 • 14:58 Uhr
Samuel Hasselhorn und Ammiel Bushakevitz
Pianist Ammiel Bushakevitz und Bariton Samuel Hasselhorn im Markus-Sittikus-Saal. Schubertiade (3)

Zwischen Sabine Meyers Abschied und Hasselhorns Debüt zeigt sich die Schubertiade erneut als hohes Fest der Musik.

Für ein langes Wochenende öffnet der Markus-Sittikus-Saal in Hohenems wieder seine Türen zum Abschluss der 50. Schubertiade und auch zum Abschied von Sabine Meyer, die am morgigen Sonntag ihr letztes Konzert bei diesem Festival im Kreise von Sängerinnen, Sängern und Instrumentalisten gibt.

Samuel Hasselhorn und Ammiel Bushakevitz

Elegante Bühnenpräsenz

Am Donnerstag gab der deutsche Bariton Samuel Hasselhorn an der Seite von Ammiel Bushakevitz sein Debüt, der Sänger mit der eleganten Bühnenpräsenz ist sowohl in der Oper wie auf den Liedpodien zuhause. Mit Bushakevitz, der sich immer wieder durch seine höchst sensible und farbenreiche Gestaltung des Klavierparts einbringt, verbindet ihn eine intensive Aufnahmetätigkeit im Vorfeld des bevorstehenden Gedenkjahrs zum 200. Todestag von Franz Schubert. Man hört die innige musikalische Partnerschaft der beiden, auch wenn der Sänger zumindest im ersten Programmteil recht angespannt und weniger flexibel in der Stimmführung wirkte.

Glühende Emotionen

Zwischen Kraft und Zartheit, Überwältigung und Pianozauber spannt sich seine Gestaltung, eingefangen schon im ersten Lied „Des Sängers Habe“, wenn die feinen Töne der Zither das markig Heldische anders beleuchten sollen. Ungewöhnlich ist es, die „junge Nonne“ von einem Bariton zu hören, doch die glühenden Emotionen und das fein abschattierte „Alleluja“ überzeugen. Groß ist die Stimme – etwa wenn sich in „Die Allmacht“ fast ein Wotan anzukündigen scheint: Wenn Samuel Hasselhorn danach getragen vom scherzenden Rubato des Pianisten die beschauliche Idylle von „Der Einsame“ oder die samtige Wärme von „Abendstern“ nachzeichnet, tut sich eine ganz andere Welt auf. Diese Pianokultur, die sich später auch in „Der blinde Knabe“ und „Im Abendrot“ zeigt, sollte er sich erhalten, auch wenn die kraftvollen Gesänge nach Walter Scott vielleicht interessanter sind für den 35-jährigen, der an den Opernhäusern in Wien, Nürnberg und Berlin bereits große Partien singt.

Samuel Hasselhorn und Ammiel Bushakevitz

Liebevoll gerundet

Kurze Entspannung findet er, wenn Ammiel Bushakevitz zwischen den Liedblöcken des mit „Licht und Schatten“ übertitelten Programms mit Ländlern und Deutschen Tänzen von Schubert wunderbar liebevoll gerundete Miniaturen einstreut. Mit Gustav Mahlers „Urlicht“ zeigen die Künstler, wo es nach Schubert hin ging: Im Klavier hört man die Orchesterfarben, der Sänger betört mit Wärme und rund strömenden Linien, die man vorher vermisst hat.

Katharina von Glasenapp