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Therapiestation Carina: Mitarbeiter suspendiert und abgemahnt

18.11.2025 • 16:31 Uhr
Therapiestation Carina: Mitarbeiter suspendiert und abgemahnt
Die Therapiestation Carina in Feldkirch-Tisis gehört zum Suchtkrankenhaus Maria Ebene. NEUE

Kritisches Schreiben von Mitarbeitenden an Politik, Behörden und Institutionen hatte dienstrechtliche Konsequenzen. Die darin erhobenen, schweren Vorwürfe wies die Stiftung zurück.

Die Debatte rund um die Therapiestation Carina der Stiftung Maria Ebene spitzt sich weiter zu. Auslöser war die Kündigung des therapeutischen Leiters. Der Stiftungsvorstand begründete diesen Schritt mit einer persönlichen Beziehung zu einer Mitarbeiterin der Station, die zugleich eine Stellvertreterin war. Laut Vorstand habe diese Konstellation einen anhaltenden Interessenkonflikt dargestellt und sei trotz monatelanger Gespräche nicht auflösbar gewesen.
Nun wächst der Widerstand im Team.

In einem Schreiben, das sechs namentlich genannte Mitarbeitende und weitere – „aus Angst vor Konsequenzen“ – anonym bleibende Personen unterzeichnet haben und das unter anderem an Landeshauptmann Markus Wallner und Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher gerichtet wurde, stellen sie sich ausdrücklich hinter das bisherige Leitungsteam. Sie erheben ihrerseits schwere Vorwürfe gegen die Krankenhausleitung und den Stiftungsvorstand.

Therapiestation Carina: Mitarbeiter suspendiert und abgemahnt
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Vorwürfe nicht nachvollziehbar

In dem Email heißt es, die Kündigung sei „nicht nachvollziehbar“ und habe „schwerwiegende Folgen für die Patientinnen und Patienten“. Kritisiert werden unter anderem eine „unzureichende körperliche Entzugsbehandlung“, „prekäre räumliche Bedingungen“ sowie „falsche Gehaltseinstufungen“. Vor allem aber sehen die Mitarbeitenden das jahrzehntelang entwickelte psychotherapeutische Konzept der Station gefährdet. Wörtlich schreiben sie, das Konzept sei „drastisch verändert“ worden. Patientinnen und Patienten würden „mit Medikamenten ruhiggestellt“. Dadurch ähnele die Arbeit „eher einer Akutpsychiatrie“ und habe „mit Suchttherapie nur noch wenig zu tun“. Laut dem Schreiben seien „Patientinnen und Patienten, die eigentlich von der Therapie profitieren könnten“, vermehrt abgebrochen, während andere, die nach Ansicht des Teams nicht für die Station geeignet seien, medikamentös stabilisiert würden.

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Zwei Suspendierungen

Nach NEUE-Informationen hatte das Schreiben interne Konsequenzen. Demnach wurde ein Teammitglied abgemahnt und zwei weitere suspendiert. Die Stiftung bestätigt die Suspendierungen. „Diese sind aus betrieblichen Gründen sowie zur Wahrung der Interessen aller weiteren Mitarbeiter:innen ausgesprochen worden“, heißt es auf Anfrage. Dadurch, so die Stiftung weiter, bleibe gewährleistet, dass die neue Leitung mit dem motivierten Team in hoher Fachlichkeit für die Patienten arbeiten könne.

Zu den Suspendierten zählt auch die stellvertretende Therapeutische Leiterin. Sie hatte ebenfalls ein scharfes Schreiben an Land und Institutionen geschickt. Darin widerspricht sie ausdrücklich der Darstellung der Stiftung Maria Ebene, wonach es keine Änderungen am Therapiekonzept gegeben habe. Sie schreibt, das Konzept sei „keineswegs unverändert“, sondern es seien „sehr grundlegende Veränderungen vorgenommen“ worden. Zudem kritisiert sie, dass kompetente und langjährige Mitarbeitende im Rahmen der von der Stiftung ausgesandten Stellungnahme „als inkompetent und selbstüberschätzend“ dargestellt worden seien. Eine solche Herabwürdigung entspreche „nicht den Tatsachen“ und sei „anmaßend und skandalös“.

Therapiestation Carina: Mitarbeiter suspendiert und abgemahnt
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Kritik „anmaßend“.

Die ärztliche, pflegerische und therapeutische Leitung der Station weist im Namen der Stiftung sämtliche erhobenen Vorwürfe zurück. In der Stellungnahme heißt es, es sei „zu keinem Zeitpunkt zu einer Änderung des Therapiekonzeptes gekommen“. Die Entzugsbehandlung erfolge weiterhin ausschließlich im Krankenhaus Maria Ebene oder in Kooperation mit dem LKH Rankweil. Die Kritik an der Medikation sei „überschießend“ und aufgrund „fehlender fachärztlicher Ausbildung anmaßend“. Abschließend heißt es in dem Schreiben , mehrere Unterzeichnerinnen und Unterzeichner hätten „nicht einmal den Wortlaut derselben Mail gekannt“ und die Vorwürfe seien von „persönlichen Interessen“ getrieben.

Therapiestation Carina: Mitarbeiter suspendiert und abgemahnt
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Klage

Die Diskussionen um die Therapiestation Carina und die Stiftung Maria Ebene werden sowohl politisch als auch intern weitergeführt. Parallel dazu läuft das arbeitsrechtliche Verfahren des gekündigten Leiters. Der Stiftungsvorstand sieht dem arbeitsrechtlichen Prozess, der offenbar im März starten soll, jedenfalls „gelassen entgegen, da vor Gericht gilt die Wahrheitspflicht gilt“.