Vorarlberg

Sozialfonds 2030: Wirkung statt Leistung

17.12.2025 • 17:32 Uhr
Strategie Sozialfonds 2030
(v. l.) Alexandra Kargl, Martina Rüscher und Walter Gohm. Land Vorarlberg

Vorarlbergs Sozialfonds steht vor einem Umbau: Nach angekündigten Kürzungen und scharfer Kritik aus dem Sozialbereich stellte das Land gemeinsam mit den Gemeinden seine neue Strategie bis 2030 vor.

Ende November schlugen Sozialeinrichtungen Vorarlbergs Alarm. Der Sozialfonds für das kommende Jahr soll um 15 Millionen Euro gekürzt werden. Walter Schmolly, Obmann des Arbeitgebervereins und Direktor der Caritas Vorarlberg, schrieb in einer Presseaussendung: „Wenn die Kürzungen in der angekündigten Form umgesetzt werden, wird das massive Folgen für das soziale Netz in Vorarlberg haben.“

Strategie Sozialfonds 2030
Am Mittwoch wurde die Strategie zu den Sozialfonds 2030 vorgestellt. Land Vorarlberg

Das Land möchte mit den Gemeinden, welche 40 Prozent der finanziellen Mittel des Sozialfonds stellen, am geplanten Kurs festhalten. Dafür wurde am Mittwoch in einer Pressekonferenz die dazugehörige Strategie des Sozialfonds für die nächsten vier Jahre vorgestellt. Präsentiert wurden die Pläne von Soziallandesrätin Marina Rüscher (ÖVP) Walter Gohm, Präsident des Vorarlberger Gemeindeverbandes (ÖVP), sowie Alexandra Kargl, Abteilungsvorständin für Soziales und Integration.

Reformbedarf

Während der Pressekonferenz wurde vonseiten Rüschers die gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden und den Wohlfahrtseinrichtungen mehrfach gelobt. Die Vortragenden waren sich einig, dass Vorarlberg auf ein starkes soziales Netz aufbaut. „Ein starkes System bleibt nur dann stark, wenn es sich weiterentwickelt.“, fügt Rüscher dem hinzu.
Dafür wurde die vorgestellte Strategie „Sozialfonds 2030“mit Experten, unter anderem mit der Wirtschaftsuniversität in Wien erarbeitet.

Förderung der „Hilfe zur Selbsthilfe“

Die Landesregierung plant gemeinsam mit den Gemeinden, das ehrenamtliche Engagement im Sozialbereich zu stärken.
Hierfür soll laut Rüscher das bereits vorhandene professionelle Hilfssystem stärker mit dem Einsatz der Zivilbevölkerung verzahnt werden. Wie diese verstärkte Zusammenarbeit aussehen soll, ist derzeit noch offen.
Zusätzlich soll die Selbstbestimmung der Betroffenen, eigenständig Entscheidungen zu treffen, gestärkt werden. Auch hierbei ist die genaue Umsetzung noch unklar. Etwas konkreter sind hingegen die Pläne für eine Beratungshotline als Anlaufstelle für soziale Notfälle. Ähnlich wie die telefonische Gesundheitsberatung 1450 soll diese Nummer Hilfe, Beratung und Antworten bieten; nur in diesem Bereich dann für soziale Fälle.
Gleichzeitig sollen auch die digitalen Angebote ausgebaut werden, um für Betroffene einen modernen, barrierefreien Zugang zu den Angeboten und Hilfeleistungen.
Grundsätzlich wird dabei dann auch untersucht, ob digitale Angebote teilweise ambulante Maßnahmen oder sogar stationäre Aufenthalte ersetzen könnten.

Ausbau Vorarlberger Sorgenetzwerk

Bis zum Ende des kommenden Jahres sollen die ersten sogenannten Sozialraumbüros in Vorarlberg entstehen. Nach ersten Plänen wird das Bundesland voraussichtlich in fünf Regionen unterteilt. Jede Region soll ein eigenes, lokal operierendes Sozialraumbüro erhalten.
Diese Büros würden dann als eine Art Clearingstelle fungieren. Das bedeutet, dass sich Personen, die sich beispielsweise in einer psychischen Notlage befinden oder sonstige soziale Hilfe benötigen, direkt an diese staatlichen Stellen wenden können. Dort soll ihre Situation von einem Fachpersonal evaluiert werden. Anschließend vermittelt das Sozialraumbüro die Betroffenen an die passende Hilfsorganisation.
Bisher mussten sich die Menschen oftmals selbst an Wohlfahrtsorganisationen wenden beziehungsweise eigenständig herausfinden, wo und wie sie Unterstützung erhalten können. Ziel der Sozialraumbüros sei es, Betroffene schneller und einfacher Unterstützung im regionalen Umfeld zu ermöglichen.
Zusätzlich zielt die Landesregierung damit auch darauf ab, stärker die Steuerung im Sozialbereich zu übernehmen.

Wirkungsziel statt Leistungsziel

Für die kommenden Jahre möchten die Gemeinden und das Land ihren Erfolg im Sozialbereich nicht mehr an den direkt erbrachten Leistungen messen, sondern an den Wirkungen der Maßnahmen. So soll der Fokus beispielsweise nicht mehr auf der Anzahl der geleisteten Stunden liegen, sondern darauf, was in dieser Zeit tatsächlich erreicht wurde. Ein mögliches Kriterium könnte etwa die Anzahl jener Menschen sein, die nach einer gewissen Betreuungszeit­ ­wieder selbstständig leben können. Wie diese Leistungsziele konkret aussehen und wie sie gemessen werden sollen, ist derzeit jedoch noch nicht klar.