Zwischen Neos und ÖVP fliegen die Fetzen

Neos orten bei Landesrat Marco Tittler „völlige Realitätsverweigerung“ beim Thema Wohnen, ÖVP kontert.
Das Thema Wohnbau führte gestern zu Friktionen zwischen den politischen Mitbewerbern. Johannes Gasser, Landtagsabgeordneter der Neos, legte mit einer Aussendung vor: „Junge Menschen im Land brauchen eine Perspektive auf Wohneigentum!“
Man habe daher einen Antrag im Landtag eingebracht: „Während in anderen europäischen Regionen junge Menschen beim erstmaligen Erwerb von Wohneigentum stark aber flexibel unterstützt werden, bezahlen sie in Vorarlberg jahrelang viel Geld für die Miete, ohne dabei einen dauerhaften Gegenwert zu erhalten.“
Kritik an Tittler
Er fordert mehr Flexibilität in der Förderung, um den Jungen den Erwerb kleinerer Wohnungen zu ermöglichen, die als Grundstock für größere dienen sollen.
Ausgangspunkt für die Wortmeldung war eine Aussendung des Landes vom Dienstag, in der Landesrat Marco Tittler (ÖVP) die Effizienz der Wohnbauförderung gepriesen hatte. „Wenn ein Landesrat die Wohnbauförderung (WBF) und die Wohnbeihilfe (WBH) als treffsicher und effizient bezeichnet, hat er sich seine eigene Anfragebeantwortung offenbar nicht durchgelesen. Diese Aussagen können nur noch als realitätsfremd bezeichnet werden“, so Gasser. Die Zahl der Wohnbeihilfebezieher sei in den letzten fünf Jahren um zehn Prozent gesunken. Hinzu komme der massive Rückgang im gemeinnützigen Wohnbau. Im Vergleich zum Höhepunkt im Jahr 2016 mit 580 neuen Wohnungen pro Jahr seien 2022 noch 383 und 2023 sogar nur mehr 346 Wohnungen geplant.
Et altera pars
Zu Tittlers Verteidigung ritt der ÖVP-Abgeordnete Harald Witwer aus: „Es zeugt von mangelnder Fachkenntnis, wenn der Abgeordnete Gasser Landesrat Tittler dafür kritisiert, dass die Projekte im Bereich des gemeinnützigen Wohnbaus für das Jahr 2023 unter Plan sein sollen. Landesrat Tittler müsste hellseherische Fähigkeiten haben, wenn er Anfang März 2022 bereits fix darlegen könnte, wie viele Projekte im kommenden Jahr konkret von den Wohnbauträgern in Angriff genommen werden“, so der Wohnsprecher.
Außerdem sei durch die Steuerreform der Kreis der Anspruchsberechtigten kleiner geworden. Angesichts der eigenen Ratlosigkeit den Mitbewerber zu kritisieren sei „fast schon ein wenig frivol“.
Moritz Moser