Vorarlberg

Lebendige Skulpturen aus Keramik

11.04.2023 • 20:00 Uhr
Frühjahrsausstellung "Flying Plants" <span class="copyright">Roland Paulitsch</span>
Frühjahrsausstellung "Flying Plants" Roland Paulitsch

Am Freitag eröffnet die Frühjahrsausstellung „flying Plants“ im Bregenzer Magazin 4. Bei der gestrigen Pressekonferenz sprach Cristina Fiorenza über die modulare Skulptur.

Einen vertikalen Garten, der Kunst und Natur vereine, hat die in Nepal geborene Künstlerin Cristina Fiorenza im Magazin 4 geschaffen. Am Boden sind die die einzelnen Module der Keramikskulptur ausgebreitet, von der Decke hängen fantasievoll gemalte Menschengestalten auf fragilem Wenzhou-Papier und an der hinteren Wand sind Pflanzen in Tontöpfen zu Elementarteilchen angeordnet.

Wachsende Kunstwerke

Die Ausstellung „Flying Plants“ zum Thema „Die Erde“ soll die Aufmerksamkeit auf den öffentlichen Raum lenken, beschreibt Judith Reichart, Leiterin des Bregenzer Kulturservice, in der gestrigen Pressekonferenz die Intentionen der am Freitag eröffnenden Frühjahrsausstellung. „Wem gehört der öffentliche Raum?“ und „Welche Veränderungen sind möglich, um nachhaltig Gedankengut einfließen zu lassen?“ Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch das begleitenden Programm der Ausstellung, das sich auch auf die Mauern außerhalb des Magazin 4 ausdehnt. Unter dem Titel „Growing Wall“ werde der Bauzaun der VLV-Baustelle am Samstagnachmittag von fünf jungen Street-Art-Künstlern gestaltet.
„Es gäbe in der Stadt einige Wände, die man begrünen könnte“, meint dazu der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch, „da waren wir schon öfter im Austausch, es scheitert dann immer an den Finanzen“. Trotzdem soll diese Ausstellung ein Anstoß sein, „die eine oder andere Unterführung in Bregenz“ künstlerisch anders zu gestalten.

<span class="copyright">Roland Paulitsch</span>
Roland Paulitsch

Cristina Fiorenza würde vor allem interressieren, „wo Stadt aufhört und wo Natur wieder zu wachsen beginnt“, „was an dieser Grenze wirklich passiert“, eine Grenze, die sich auch in Bregenz durch See und Berg finden lasse und wo „die Natur und Stadt in der Form zusammenwachsen müssen und wo natürlich in letzter Konsequenz auch das, was passiert mit der Natur und dem Klima eine ganz große zentrale Rolle spielt.“, zieht Kulturstadtrat Michael Rauth Parallelen zu Bregenz.

Keramik und Natur in Symbiose

Christina Fiorenza hat an der technischen Universität Berlin, an der Bauhaus Universität Weimar und an der Università degli studi di Napoli Architekturstudiert. Den lichtdurchflutete statischen Raum im Magazin 4 habe sie sehr genossen und er habe auch die Ausstellung beeinflusst, erzählt die Künstlerin. In der Beschäftigung mit der Keramik sei ihr die Idee zu den „flying PLANTs“ gekommen, weil sie die Natur besonderes im Sommer immer vermisse. „Es ist mehr als nur ein vertikaler Garten“, sagt Fiorenza und spricht über die Symbiose zwischen der Erde, aus der auch die Keramik entstehe und der Natur. Jede Pflanze habe ein Haus aus einem Keramiktopf, der zwar eine Skulptur sei, aber auch rational funktionieren müsse, wie beispielsweise durch ein „sehr intelligentes Bewässerungssystem“ in dem die Pflanzen verbunden sind.

Die ästhetische Wirkung von Fiorenzas kunstvoll gestalteten Gefäßen funktioniert auch ganz ohne Pflanzen, jeweils zwei oder drei Skulpturen hat sie in mehreren Collagen im Magazin 4 auf dem Boden angeordnet. Manche der Elemente bestehen aus verschiedenen Teilen, alle sind sie organisch zu einzigartigen Skulpturen verformt. Intuitiv und ähnlich wie beim Spiel am Strand arbeite Fiorenza an der Keramik wie an einem Bild. „Man malt, bis eine Malerei fertig ist, man weiß aber nicht genau wann“.

Um die Keramik „organisch, aber warm und stark“ zu machen, habe sie die Skulpturen mit Darstellungen von Menschen in Beziehung gesetzt. So würden vier „Gigantinnen“ die Besucher beim Eintreten begrüßen. Die schwarze Farbe sei angelehnt an die Kalligraphie in China und Japan. Es sind halb Menschen, halb Maschinen, die mit Wasserhähnen als Brüsten unsere „fließende Welt“ darstellen oder als Figuren aus Video und Flipperspielen das Spiel selbst verkörpern. Eine andere ist schwanger mit einem Fischbaby und muss mit Strom aufgeladen werden. Symbolisch verarbeite Fiorenza Themen, mit denen sie sich täglich beschäftige. Das seien beispielsweise auch die gezeichneten und auf Papier genähten Habitate von unterschiedlichen Völkern weltweit, Monster von gotischen Kirchen oder ihre Beziehung zum Element des Wassers, die sich in sehr lebendigen Zeichnungen über das Meer und dessen Figuren widerspiegelt.

Flying Plants: Eröffnung am Freitag im Magazin 4, Bregenz.