,,Der Tod gehört zum Leben dazu”

Während manche nur zu Allerheiligen an den Tod denken, gehört er bei Bestattern zum Alltag.
Viele statten nur an Allerheiligen dem Friedhof einen Besuch ab und gedenken der Verstorbenen. Sie hingegen sind im Rahmen des Berufsalltags ständig mit dem Tod konfrontiert: Bestatter. Das Bestattungsunternehmen Feistenauer in Lustenau wird von Angelika Matheisl gemeinsam mit ihrem Schwager Mathias Gmeiner in dritter Generation geführt. Das Handwerk und das Wissen wurde in der Familie weitergegeben. Als Bestatter sind eine bestimmte Begabung im Umgang mit Menschen, Empathie und Flexibiliät gefragt. Denn die Arbeit mit Verstorbenen ist nicht planbar. Die beiden werden auch in der Nacht oder am Wochenende gerufen.

Im Vergleich zu früher hat sich aber einiges im Unternehmen geändert, erzählt Matheisl. Früher habe man die Todesanzeige noch telefonisch durchgegeben. „Du kannst dir vorstellen, wie viele Fehler sich eingeschlichen haben.“ Sie ist froh, dass sie die Anzeigen heute per Mail verschicken kann. Außerdem sind die Beerdigungen aufwändiger gestaltet als früher. Für die Lustenauerin ist die dauernde Konfrontation mit dem Tod nichts Außergewöhnliches. Schließlich ist sie im Bestattungsunternehmen aufgewachsen und hat als Kind zwischen den Särgen Verstecken gespielt. Angelika Matheisl selbst geht bereits am 31. Oktober auf den Friedhof, doch „meine Verstorbenen sind nicht nur dort, wo sie begraben sind. Wenn ich an meine verstorbene Oma denke, dann ist sie auch da.“

Die Angehörigen begleiten
. „Der Tod gehört zum Leben dazu“, meint die Geschäftsführerin. Dieser könne sowohl erlösend als auch schmerzvoll sein, ergänzt Gmeiner. Vor allem für die Angehörigen kann dieser belastend sein. Er selbst geht an Allerheiligen auf den Friedhof in Bildstein auf das Grab seiner Großmutter. Gmeiner sieht viel Positives darin, Trauernde begleiten zu dürfen: „Die Angehörigen sind dankbar.“ Eine Trauernde habe seinem Kind sogar ein Babykleidungsstück gekauft. Es gibt aber auch Schattenseiten. Als bedrückend empfindet der 40-Jährige, wenn etwa eine verstorbene Person lange nicht gefunden wurde, weil sie niemand vermisst hatte, oder wenn ein junger Mensch stirbt. Der Großteil der Bestattungen betreffe jedoch alte und kranke Verstorbene. „Etwa 95 Prozent sind alte oder kranke Leute“, erklärt Gmeiner. Etwa 230 bis 250 Bestattungen führt das Unternehmen jährlich durch. Die meisten Sterbefälle gebe es um den Jahreswechsel. Gmeiner vermutet, dass dies daran liegt, dass viele Menschen noch bis Weihnachten einiges erledigen möchten, bevor sie loslassen können.

Mit Corona habe sich das aber geändert, ergänzt Matheisl. Verganges Jahr war das Bestattungsunternehmen besonders oft auf dem Friedhof. 2022 sei man mit 280 Bestattungen beauftragt worden. „Letztes Jahr gab es im ganzen Land viele Sterbefälle“, bestätigt die 42-Jährige die Statistik mit ihrer persönlichen Erfahrung. „Auch viele junge Leute waren darunter.“ Die meisten Bestattungen sind heute Feuerbestattungen – aus Umweltgründen und weil die Grabpflege weniger aufwändig ist. Doch nicht alle Religionen erlauben diese Art der Bestattung. So weiß Feistenauer, wenn sie von serbisch-orthodoxen Angehörigen kontaktiert wird, dass diese wahrscheinlich eine Erdbestattung wünschen. Auch die römisch-katholische Kirche hatte Feuerbestattungen lange Zeit untersagt. Matheisel empfindet die verschiedenen Bestattungstraditionen als Bereicherung. Für sie ist es eine „schöne Arbeit“, denn „du kannst Leuten helfen“.

Abschied nehmen und erinnern
Doch was ist zu tun, wenn ein Angehöriger verstirbt? Erst werden der Bestatter und ein Beschauarzt angerufen, der den Totenschein ausstellt. Dann kommt es zur Abholung des Verstorbenen durch den Bestatter. Je nach Temperatur, Lage und Sterbeort darf ein Verstorbener bis zu 48 Stunden zu Hause aufgebahrt werden. Aber auch später können sich die Angehörigen noch am offenen Sarg verabschieden. Dass es eine Trauerfeier gibt und die Trauernden sehen, wie die Urne oder der Sarg bei der Bestattung im Grab verschwindet, kann hilfreich für einen Abschluss sein. Oft werden die Verstorbenen mit persönlichen Gegenständen beerdigt. Die beiden Bestatter können sich an Angelrouten, Bienenwachskisten, Gartengeräte, Strick- und Häkelutensilien, aber auch an einen präperierten Fisch erinnern. Manche Angehörige wollen den Verstorbenen noch weiter mit sich tragen, etwa in Form eines Madaillons mit Haaren des Verstorbenen oder in einem Diamanten, der aus der Asche gefertigt wird. Man kann sich auch einen Fingerabdruck gravieren lassen. „Manche wollen sich sogar den Fingerabdruck tätowieren“, erzählt Bestattungsfachkraft Agnes Hämmerle.
