In 19 Jahren die Fläche von Götzis verbaut

Die Baulandhortung geht zurück, dadurch schrumpfen aber auch die Baulandreserven allen Gemeinden.
Angesichts der 253.384 Hektar Landfläche, die Vorarlberg ohne seine Gewässer misst, wirken die 12.025 Hektar, die als Bau- oder Bauerwartungsland gewidmet sind, benahe bescheiden, obwohl damit auf jeden Einwohner etwa 300 Quadratmeter kommen. Doch der Verteilungskampf um diese Flächen nimmt zu, auch weil die jahrelang kritisierte Baulandhortung abnimmt.
Verlust an Grünflächen
Niemand wird die etwa 97.400 Hektar Wald in Vorarlberg für Wohnsiedlungen roden oder auf dem Hang des Piz Buin ein Betriebsgebiet hinstellen wollen. Die verfügbaren Flächen im Tal sind daher überschaubar und gefragt. Die Industriellenvereinigung hat den Mangel an Betriebsgebieten wiederholt thematisiert. Den Gemeinden fehlt vielfach der Platz für sozialen Wohnbau.
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Außerdem gibt es besonders im Rheintal sehr fruchtbare Böden, deren zunehmende Versiegelung die Landwirtschaft immer mehr einschränkt – auch wenn etliche Bauern selbst mit Widmungsgewinnen gutes Geld gemacht haben.
Verbauung ist aber bei weitem nicht das einzige Problem der Landwirtschaft. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Vorarlberg sank zwischen 2010 und 2020 um mehr als 20.000 Hektar auf insgesamt 195.114 Hektar. Ein großer Brocken davon entfiel auf Grünland im Bezirk Bludenz und hier vor allem auf Steillagen. Alleine in Nenzing gingen in zehn Jahren über 3300 Hektar Grünland verloren, in Lech waren es fast 2900 Hektar. Vieles davon ist nun bewaldet.
Ganz Götzis verbaut
Im Flachland nahm währenddessen die Baulandhortung durch Bauträger ab, auch wenn weiter gewidmet wird. Zwischen 2001 und 2023 wurde eine Gesamtfläche von 458 Hektar in Bau- oder Bauerwartungsland umgewandelt – mehr als die Gemeindegebiete von Röthis und Stallehr zusammengerechnet. Das ergäbe ein Quadrat mit 2,14 Kilometern Seitenlänge – fast so groß wie das Lauteracher Ried (siehe Bild rechts). Der Anteil an tatsächlich bebauten Flächen nahm in diesem Zeitraum aber noch deutlicher zu. Das liegt daran, dass gewidmete Reserven beziehungsweise gehortete Grundstücke zunehmend aufgebraucht wurden.

Wurden 2001 landesweit noch 4801 Hektar und damit 42 Prozent des gewidmeten Bau- und Bauerwartungslandes nicht genutzt, sank diese Zahl bis 2020 trotz der zusätzlichen Widmungen auf 3687 Hektar (31 Prozent). Damit wurden in 19 Jahren 1549 Hektar verbaut. Diese Fläche ist größer als das ganze Gemeindegebiet von Götzis.
Mehr dazu: Flächenwidmungsdaten des Landes
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In der Regel wird aber nicht die gesamte Fläche komplett versiegelt, sondern eben bebaut. Errichtet man beispielsweise auf einem 800-Quadratmeter-Grundstück ein Haus mit einer 200-Quadratmeter-Grundfläche, gelten die ganzen 800 Quadratmeter als bebaut.
Rückgang bei Reserven
Die Bau-Widmungs-Lücke der vergangenen beiden Jahrzehnte betrifft fast das ganze Land: Waren in Dornbirn 2001 noch 36 Prozent der Bau- und Bauerwartungsflächen ungenutzt, sank deren Anteil bis 2020 auf 25 Prozent. In Feldkirch (von 42 auf 30 Prozent), Bregenz (von 24 auf 17 Prozent), Lustenau (von 40 auf 30 Prozent) und Bludenz (von 36 auf 28 Prozent) sieht die Entwicklung ähnlich aus.
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Nur in Schröcken und Stallehr nahm der Anteil an ungenutzten Bau- und Bauerwartungsflächen zwischen 2001 und 2020 zu. Von den verbliebenen Fächen ist für die öffentliche Hand nur ein gewisser Teil mobilisierbar, weil sich der Rest in Privateigentum befindet und die Bau- und Kreditkosten deren Verwertung derzeit unattraktiv machen. Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch die Dringlichkeit der um Verdichtung und Entwicklungspläne geführten Debatten.
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Misch- oder Wohngebiet
Aufschlussreich sind die Raumordnungsdaten des Landes auch mit Blick auf die Widmungspraxis in den Gemeinden. So sticht Damüls mit einem extrem geringen Anteil an Wohngebiet heraus.
Nur 6,6 Prozent der gewidmeten Flächen fallen dort in diese Kategorie. Zum Vergleich: In der Nachbargemeinde Fontanella sind es 88,7 Prozent. Auch die Tourismusgemeinde Warth hat einen sehr niedrigen Anteil an Wohngebiet. In beiden Gemeinden ist dafür der Anteil an Mischgebiet sehr hoch. Dort können sowohl Wohn- als auch Betriebsgebäude errichtet werden.
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Für einen Fremdenverkehrsort bedeutet dies, dass man so gut wie überall Beherbergungsbetriebe genehmigen kann – wenn sie das Wohnen nicht wesentlich stören. In Lech hingegen geht man andere Wege. Dort widmet man hauptsächlich Wohngebiet, wobei auch in diesem Hotelbetriebe nicht grundsätzlich verboten sind.